Benedetto Vigna
Dreidimensionaler Bewegungssensor
Neuester Trend bei Videospielen ist die sogenannte "Bewegungssteuerung". Dabei steuert man die Spiele, indem man das Steuergerät wie ein Schwert oder einen Tennisschläger durch die Luft bewegt. Winzige Sensoren im Innern des Geräts übermitteln die Bewegungen an das Spielsystem.
Spitzenreiter unter den bewegungsgesteuerten Videospielsystemen ist die Wii-Konsole des japanischen Herstellers Nintendo. Sie ging seit ihrer Einführung im Jahr 2006 weltweit über 67 Millionen Mal über den Ladentisch und ist damit das am schnellsten verkaufte Videospielsystem aller Zeiten.
Was kaum jemand weiß: die Nintendo Wii arbeitet mit Technologie aus Europa. Der Bewegungssensor wurde von Benedetto Vigna erfunden, einem Wissenschaftler, der für einen der führenden europäischen Elektronik- und Halbleiterhersteller - die in der Schweiz ansässige Firma STMicroelectronics (ST) - tätig ist.
Als Benedetto Vigna 1995 in der Genfer Zentrale von ST anfing, steckten die Bewegungssteuerungssensoren noch in den Kinderschuhen. In Air-Bag-Systemen von Kraftfahrzeugen gab es bereits Exemplare, die auf zweidimensionale Bewegungen ansprachen, aber für dreidimensionale Bewegungen - wie in einem Videospiel - waren immer noch große und teure Sensoren erforderlich.
Das sollte sich ändern: Unter der Leitung von Benedetto Vigna arbeitete ein Forschungsteam daran, mikroelektromechanische Systeme (MEMS) kleiner und billiger zu machen. 2001 entwickelte es einen kostengünstigen Sensor, der Bewegungen in drei Dimensionen feststellen konnte - bei reduzierten Abmessungen und erhöhter Empfindlichkeit.
Dieser dreidimensionale Bewegungssensor mit niedrigen Gesamtkosten wurde zum Wegbereiter für den Einzug in alltägliche Konsumgüter. Denn dann trat Nintendo auf den Plan: 2005 arbeitete der japanische Spielriese an einem Nachfolger für sein populäres Gamecube-System.
Das neue System, das 2006 als Nintendo Wii auf den Markt kam, sollte eine ganz neue Generation von Videospielen begründen - mit Bewegungssteuerung auf der Grundlage preisgünstiger ST-Sensoren. Die Verbraucher waren begeistert: im Februar 2010 war die Wii das absatzstärkste Heimvideosystem weltweit.
Heute ist ST - dank mikroelektromechanischen Systemen wie dem Wii-Sensor - einer der wichtigsten Anbieter auf dem Weltmarkt. Die Sensoren kommen auch in vielen anderen
Industriezweigen auf breiter Front zum Einsatz. Abermillionen von MEMS-Komponenten unterstützen adaptive und interaktive Funktionen in Konsumgütern wie Smartphones, GPS-Geräten, portablen Computern, Spielsteuerungen, Kfz-Subsystemen sowie in Apparaten für Industrie, Medizin und Wissenschaft.
Von Geschirrspülmaschinen mit reguliertem Wasserverbrauch bis hin zu tragbaren medizinischen Diagnoseeinrichtungen - MEMS eröffnen branchenübergreifend neue Einsatzmöglichkeiten.
2009 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 50 000 Mitarbeiter beschäftigt und Einnahmen in Höhe von über 8,5 Mrd. USD erzielt. Der Weltmarkt für MEMS wird derzeit auf rund 7,6 Mrd. USD geschätzt und soll bis 2014 auf 13,2 Mrd. USD anwachsen.
Aus Benedetto Vignas Forschungsteam bei ST ist ein Geschäftsbereich mit einem Volumen von 200 Mio. USD geworden, den der Erfinder selbst leitet. Der 43-Jährige arbeitet gegenwärtig daran, noch kleinere und noch günstigere Sensoren für futuristische Anwendungen zu entwickeln. Eines Tages, so die Experten, könnten wir sogar Bewegungssensoren in unserer Kleidung haben.
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