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Michel Lescanne

Paste gegen Unterernährung

Preiskategorie
Kleine und mittlere Unternehmen
Technisches Gebiet
Lebensmittelchemie
Organisation
Nutriset & Institut de Recherche pour le Développement (IRD)
Das unter dem Markennamen "Plumpy’Nut" vertriebene, lebensrettende Nahrungsergänzungsmittel erleichtert es humanitären Hilfsorganisationen wie UNICEF und der WHO, unterernährte und hungernde Kinder zu behandeln. Durch das Produkt des französischen Lebensmittelingenieurs Michel Lescanne konnte die Kindersterblichkeit in Hungergebieten deutlich gesenkt werden. Lescanne hat entscheidend dazu beigetragen, Plumpy’Nut als wichtige Ernährungshilfe zu etablieren. Zu diesem Zweck hat er das französische Unternehmen Nutriset gegründet, das sich der weltweiten Bekämpfung von Unterernährung verschrieben hat.

Finalist des Europäischen Erfinderpreises 2015

Plumpy’Nut ist eine energiereiche Paste aus Erdnüssen, die Kinder bei schwerer akuter Unterernährung mit Proteinen, Vitaminen und ausreichend Kalorien versorgt. Sofern keine anderen gesundheitlichen Probleme bestehen, können die Kinder dank der Erdnusspaste ohne stationären Krankenhausaufenthalt an Gewicht zunehmen und ihren Gesundheitszustand stabilisieren.

Da die Verabreichung keine ärztliche Aufsicht erfordert, bietet Plumpy’Nut gegenüber bisheriger therapeutischer Fertignahrung einen deutlichen Vorteil. Im Gegensatz zu vielen Nahrungsergänzungsmitteln in Pulverform, die erst mit Wasser angerührt werden müssen, kann diese Paste direkt aus der Packung verzehrt werden und birgt so keine Gefahr durch verunreinigtes Wasser.

Gesellschaftlicher Nutzen

Die Statistiken zu Hunger und Unterernährung in der Welt sind alarmierend. Rund 800 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu einer ausreichend gesicherten Ernährung. Rund 200 Millionen davon sind Kinder, die an schwerer oder chronischer Unterernährung leiden. Die WHO schätzt, dass rund 45 % aller Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren auf Unterernährung zurückzuführen sind. 2013 hätte das Leben von fast 3 Millionen Kindern gerettet werden können, wenn sie genug zu essen gehabt hätten. Dass nicht noch mehr starben, ist der flächendeckenden Verbreitung von Plumpy'Nut zu verdanken.

2007 veröffentlichten die WHO, UNICEF, der Ständige Ausschuss für Ernährung der Vereinten Nationen und das Welternährungsprogramm eine Erklärung, in der sie den Einsatz von therapeutischer Fertignahrung zur Bekämpfung von Unterernährung befürworteten. Gegenwärtig wird Plumpy’Nut von der UNICEF und anderen humanitären Hilfsorganisationen in Hungergebieten verteilt. Meist reicht eine siebenwöchige Behandlung aus, um ein hungerndes Kind zu retten; Kostenpunkt: rund 30 EUR.

Die Erfolge von Plumpy’Nut sprechen für sich: Unter anderem konnte durch die Erdnusspaste 2005 eine Hungerkrise in Niger verhindert werden. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen behandelte rund 60 000 Kinder damit. Innerhalb weniger Monate erholten sich 90 % dieser Kinder vollständig.

Wirtschaftlicher Nutzen

Plumpy’Nut hat sich als Schlüsselprodukt der therapeutischen Fertignahrung etabliert; es machte 2014 rund 60 % der UNICEF-Bevorratung aus, bei einem geschätzten Marktwert von rund 163 Mio. EUR (200 Mio. USD). Heute ist das Beschaffungsvolumen der UNICEF viermal höher als im Jahr 2009, und Nutriset ist darauf eingestellt, die Produktion hochzufahren, wenn weitere humanitäre Hilfsorganisationen ordern.

2014 hat Nutriset mit 160 Mitarbeitern Einnahmen in Höhe von rund 110 Mio. EUR erwirtschaftet. Seit 2005 baut das Unternehmen die Plumpy’Nut-Produktion an den lokalen Einsatzorten aus. Laut Geschäftsbericht wurden 2014 mehr als 11 000 Tonnen der Erdnusspaste in Entwicklungsländern hergestellt (bei einem Gesamtvolumen von 46 000 Tonnen). Darüber hinaus verfügt das Nutriset-Hauptwerk im französischen Malaunay über zusätzliche Fertigungsanlagen, die bei schweren Hungerkrisen zum Einsatz kommen könnten.

Funktionsweise

Plumpy’Nut ist eine patentierte, lipidbasierte therapeutische Fertignahrung, die den UNICEF-Produktspezifikationen entspricht. Erwähnenswert ist, dass Plumpy’Nut die erste marktreife Paste war, die diese Spezifikationen erfüllte und so zum Vorbild für alle späteren Produkte wurde.

Zur Herstellung von Plumpy’Nut werden rund 10 bis 20 % Magermilch und 10 bis 20 % Molke benötigt – damit ist die Vorgabe erfüllt, dass nicht mehr als 50 % der Proteine aus Milch oder Milchprodukten stammen dürfen. Die Mischung der Zutaten im richtigen Verhältnis ist ausschlaggebend, um den optimalen Nährwert zu erreichen und das Produkt stabil lagern zu können. Die Paste muss weder gekocht noch vor Ort mit Wasser angerührt werden, wodurch ein Gesundheitsrisiko per se entfällt.

Plumpy'Nut war das erste Nahrungsergänzungsmittel in Pasten- statt in Pulverform; es lässt sich lange lagern und unkompliziert verabreichen, nämlich ohne weitere Aufbereitung und ohne ärztliche Aufsicht. Seit 2005 wurden mehr als 25 Millionen Menschen mit Plumpy’Nut oder Enov', einem Nutriset-Zusatz für Säuglingsnahrung, versorgt.
 

Über den Erfinder

Michel Lescanne engagiert sich seit fast vier Jahrzehnten im Kampf gegen Hunger und Unterernährung. Er studierte Agrartechnik und promovierte 1976 über die Verwendbarkeit von Hartkeksen als Nahrungsergänzungsmittel in Hungergebieten. 1986 gründete er das Unternehmen Nutriset und wirkte an der Entwicklung der therapeutischen Milchnahrung F-100 mit, der ersten wirklich erfolgreichen Nahrungshilfe gegen Unterernährung. Gemeinsam mit dem französischen Kinderernährungsexperten André Briend entwickelte Lescanne in den 1990ern die Erdnusspaste Plumpy’Nut und meldete sie zum Patent an. Neben Plumpy’Nut hat Nutriset auch verschiedene andere Nahrungsergänzungsmittel entwickelt, um damit weltweit den Menschen in Armutsgebieten zu helfen.
 

Wussten Sie das?

Nutriset hat in zehn hungergefährdeten Ländern ein Netzwerk lokaler Vertreiber eingerichtet und sich dort, wo es an Erdnüssen fehlt, für die Entwicklung von Alternativen aus lokalen Rohstoffen stark gemacht. Mit dem Verzicht auf Lizenzgebühren hat Nutriset gemeinnützigen Organisationen in rund 30 afrikanischen Ländern die Fabrikation von Plumpy'Nut ermöglicht – so konnten sie zum einen Arbeitsplätze vor Ort schaffen und zum anderen eine bessere Verfügbarkeit dieses lebensrettenden Produkts garantieren.
 

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