https://www.epo.org/de/node/innovation-survey

(Patent)-Informationen im Innovationsprozess

Viele Jahre lang galt es in weiten Kreisen auch ohne genaueren Nachweis als unstrittig, dass Patentinformation die Innovation beflügelt. In den Jahren 2015 und 2016 führte das EPA qualitative und quantitative Studien durch, um diese Hypothese zu bestätigen und herauszufinden, welche Bedeutung Patentinformation als Informationsquelle im Innovationsprozess in Europa hat, ob sie also die Innovation unterstützt.

Der Innovationsprozess

Ziel der Studie war es, aufzuzeigen, welchen Beitrag Patentinformation in den einzelnen Phasen des Innovationsprozesses leistet, wobei ein Modell mit vier Phasen verwendet wurde.

Umfragemethode

Das EPA führte über sechs Wochen im Oktober und November 2016 hinweg eine Online-Umfrage durch. Dabei sollte unter anderem ermittelt werden, welche Informationsquellen in den einzelnen Phasen des Innovationsprozesses verwendet werden.

Im Rahmen des Projekts musste vermieden werden, die Ergebnisse dadurch zu verzerren, dass auch Patentinformationsspezialisten befragt wurden. Anders ausgedrückt: Es war wichtig, dass der Kreis der Befragten keine Personen umfasste, die Patentinformationen von vornherein als wichtig ansehen. Um solche Verzerrungen zu vermeiden, wurde die Umfrage nicht als Umfrage zu "Patentinformationen" bezeichnet. Außerdem wurde sie nicht auf der Internetseite des EPA durchgeführt, sondern auf der Internetpräsenz eines externen Beraters. Hinweise auf die Umfrage wurden zudem nicht vom EPA, sondern von Handelsverbänden der EU gegeben.

 

Hauptergebnisse der Umfrage

  • 70% der Befragten nutzen Patentinformation als Informationsquelle.
  • 72% von ihnen halten Patentinformation für wichtig oder sehr wichtig für ihre Innovationstätigkeit.
  • Das EPA wird mit weitem Abstand als Quelle für Patentinformation bevorzugt, und seine Stellung als führender Anbieter wurde bestätigt: 75% der Befragten verwenden EPA-Produkte (einschließlich Espacenet), gefolgt von DPMA/DEPATISnet (30%), USPTO (21%) und WIPO/PATENTSCOPE (17%).
  • Wenn man die vier Phasen des Innovationsprozesses betrachtet, wird Patentinformation vor allem bei der angewandten Forschung und bei Entwicklung/Prototyping und am wenigsten bei der Grundlagenforschung genutzt.
  • Patentinformation dient vor allem als Quelle für technische und Rechtsstandsinformationen, nicht so sehr für geschäftliche Informationen.
  • Große Konzerne nutzen Patentinformation stärker als KMUs.
  • Es gibt vor allem drei Hindernisse, die von der Nutzung von Patentinformation abhalten:
    • unzureichendes Wissen über die Vorteile
    • unzureichendes Wissen über Zugangsmöglichkeiten
    • vermeintliche Kompliziertheit.

Implikationen für das EPA

Die Ergebnisse der Studie sind sehr vielversprechend und zeigen zum einen, dass Patentinformation in der Tat Innovation unterstützt, und zum anderen, dass das EPA europaweit eine führende Rolle als Patentinformationsanbieter spielt.

Das EPA muss sich offensichtlich weiter darum bemühen, Patentinformationen in Europa vor allem bei KMUs weiter ins Bewusstsein zu rufen und das Verständnis dafür zu erhöhen. Dies kann es nicht allein tun; Multiplikatoren wie das PATLIB-Netzwerk sind einer der Schlüssel zum Erfolg. Außerdem entwickelt das EPA seine Patentinformationstools weiter und verbessert sie, so dass Patentinformationen für neue Nutzer leichter zugänglich sind, wobei das Gewicht zunehmend auf Patentinformationen für geschäftliche Zwecke liegt.

Implikationen für Patentspezialisten

Es handelt sich hierbei nicht nur um die Ergebnisse einer EPA-Umfrage, sondern um Schlussfolgerungen, die für alle Spezialisten auf dem Gebiet der Patentinformation von Bedeutung sind. Sie zeigen, dass die gemeinsame Arbeit der Patentspezialisten eine wichtige Rolle für die Innovationstätigkeit in Europa spielt. Die Umfrage hat deutlich gemacht, dass Patentinformationen in der Tat die Innovation unterstützt.