© Nicolas Schöffer
Abstrakte Skulpturen des EPA prägten früh das Bild ganzer Stadtviertel. Der auf Funktionalität, Tektonik und Materialoptik reduzierte Stil der Monumentalplastiken von Nikolaus Schöffer, Phillip King, André Volten, Max Bill und Eduardo Paolozzi geht zurück auf die universale Sprache der Nachkriegsplastik, die mit einer ungegenständlichen Auffassung ein idealutopisches Lebensmodell für moderne Städte entwerfen sollte. Diese Kunst wollte die Vision einer neuen verwissenschaftlichten Weltordnung versinnbildlichen und sollte die Faszination für technologische Ästhetik, Geschwindigkeit und Zukunftsoptimismus ausdrücken - als Zeichen, dass der fortschrittliche Geist seine Welt mit Zahlen und mathematischen Proportionen definiert und daher auch eine „verwissenschaftlichte" Kunst braucht, die diese Fortschrittsidee darstellt
Jüngere Künstler wie Jeppe Hein, Markus Stangl oder Steven Rand hinterfragen mit Humor und Augenzwinkern urbane Wahrnehmungsbedingungen solcher Repräsentationsplastiken und zeigen neue Facetten der "bürgerlichen" Teilnahme an Kunst im öffentlichen Raum auf.
Allein am Standort München sind 14 monumentale Auftragsarbeiten von hohem symbolischem Wert entstanden, die unmittelbar in die Architektur und die Grünflächen integriert sind und das visuelle Erscheinungsbild der Behörde prägen. Nicht wenige dieser Werke sind bis heute weiten Teilen der städtischen Öffentlichkeit unbekannt. Eine neue Broschüre, die einen Parcours durch die Werke im städtischen Raum anbietet, will das ändern und stellt die Werke in drei Sprachen vor:
© VG Bildkunst, Bonn
Dass Kunst im EPA eine wichtige kommunikative Funktion erfüllt, wird schon in dem 1979 eingeweihten Hauptgebäude des EPA an der Isar, deutlich: Wenn sich der vierzehn Meter hohe kybernetische Turm CHRONOS 10B (1979/80) von Nicolas Schöffer in den Abendstunden zu drehen beginnt und malerische Lichtsignale über die rotierenden Spiegel in die Umgebung sendet, so steht auch diese Plastik aus der Anfangszeit der Sammlung des EPA für hohe urbane Symbolik. Als Anfang der 1970er Jahre darüber diskutiert wurde, an welchen Standorten das EPA in Europa präsent sein sollte, wurde München und insbesondere der Isar-nahe Standort an der Erhardtstraβe, heute: Bob-van-Benthem-Platz, unter anderem mit dem Argument vorgeschlagen, man könne dann auch die Bibliotheken vom Deutschen Patent- und Markenamt und vom Deutschen Museum für Patentrecherchen nach dem Europäischen Patentübereinkommen nutzen. Die für den Haupteingang in Auftrag gegebene Plastik von Nicolas Schöffer sollte dabei die so gebildeten Synergien zwischen den drei Institutionen symbolisch reflektieren.
Kunst sammeln heiβt Verantwortung übernehmen: Das EPA hat im Laufe der letzten Jahre zusätzliche Mittel bereitgestellt, um die gewachsene Sammlung auch konservatorisch fit für die Zukunft zu machen und das in ihr bewahrte Kulturgut zu schützen. Ob es sich dabei um Groβplastiken im Auβenraum, fragile Objekte, Fotografie, Wandmalerei, Installation oder Zeichnungen handelt - das EPA beschäftigt Spezialisten für viele konservatorische Bereiche und setzt hohe ethische Standards an die Restaurierung. So besonders einzelne Kunstwerke der Sammlung sind, so maβgeschneidert sind die Konzepte zur Prävention von Schäden und Konservierung der Objekte. Gerade in einem Arbeitsumfeld, aber auch bei Kunst im öffentlichen Raum ist die Bedeutung, das kulturelle Erbe der Sammlung zu schützen und für die Zukunft zu erhalten, ein wichtiger Teil des kuratorischen Arbeitens geworden.