2.12
Erstreckungsstaaten 
2.12.001
Die Europäische Patentorganisation hat mit einigen europäischen Staaten, die nicht dem EPÜ angehören und daher nicht unter die Bestimmung "EP" fallen, sogenannte "Erstreckungsabkommen" geschlossen. Gemäß diesen Abkommen und dem jeweiligen nationalen Recht können Anmelder europäische Patentanmeldungen und Patente auf Erstreckungsstaaten ausdehnen, wobei die erstreckten Patente im Wesentlichen den gleichen Schutz genießen wie die vom EPA für die derzeit 38 Mitgliedstaaten der Europäischen Patentorganisation erteilten Patente. Die erste Voraussetzung für eine wirksame Erstreckung ist, dass der Anmelder einen Erstreckungsantrag stellt und die Erstreckungsgebühr(en) fristgerecht entrichtet, d. h. innerhalb der Frist für die Vornahme der für den Eintritt einer internationalen Anmeldung in die europäische Phase erforderlichen Handlungen oder innerhalb von sechs Monaten nach dem Tag der Veröffentlichung des internationalen Recherchenberichts, je nachdem welche Frist später abläuft (vgl. 5.8.012 ff.). Die zweite Voraussetzung ist, dass am internationalen Anmeldedatum das Erstreckungsabkommen in Kraft ist und der Erstreckungsstaat dem PCT angehört sowie in der internationalen Anmeldung für ein nationales Patent bestimmt ist.
2.12.002
Die nachstehend genannten Erstreckungsstaaten waren bei Inkrafttreten des jeweiligen Erstreckungsabkommens bereits Vertragsstaaten des PCT. Außerdem gelten seit 1. Januar 2004 alle PCT-Vertragsstaaten automatisch als für ein nationales und ggf. für ein regionales Patent bestimmt (vgl. 2.11.002).
2.12.003
Erstreckungsabkommen bestehen derzeit mit folgenden Staaten (Stand: 1. Januar 2022): 
Bosnien und Herzegowina (BA) (seit 1. Dezember 2004) 
ABl. 2004, 619
Montenegro (ME) (seit 1. März 2010) 
ABl. 2010, 10
2.12.004
Informationen zur Erstreckung eines europäischen Patents auf die Republik Montenegro (ME) nach ihrer Unabhängigkeitserklärung am 3. Juni 2006 und vor dem Inkrafttreten des Erstreckungsabkommens am 1. März 2010 finden sich im Amtsblatt. 
ABl. 2007, 406
2.12.005
Die Erstreckungsabkommen mit Albanien (AL), Kroatien (HR), Lettland (LV), Litauen (LT), Nordmazedonien (MK), Rumänien (RO), Serbien (RS) und Slowenien (SI) endeten mit dem Beitritt dieser Staaten zum EPÜ. Jedoch gilt das Erstreckungssystem weiterhin für alle Anmeldungen, die vor dem Datum eingereicht wurden, an dem das jeweilige Erstreckungsabkommen endete.
ABl. 2002, 463
ABl. 2003, 1
ABl. 2004, 481
ABl. 2005, 299
ABl. 2007, 637
ABl. 2008, 507
ABl. 2010, 96, 394
2.12.006
In Anbetracht der Frist für die Entrichtung der Erstreckungsgebühren (vgl. 2.12.001) ist es nicht erforderlich, vor Eintritt der Anmeldung in die europäische Phase zu entscheiden, für welche Länder eine Erstreckung beantragt werden soll, und die entsprechenden Erstreckungsgebühren zu entrichten (vgl. 5.8.012 ff.).
ABl. 2009, 603

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