Kulturraum A&T 5-10
Der neue Kulturraum A&T 5-10 im Hauptgebäude des Europäischen Patentamtes
© Foto: Christian Kain
Ein riesiges, im Oktober 2023 eingeweihtes Areal von 3000 m2 Fläche im Hauptgebäude des Europäischen Patentamts wird mit unterschiedlichen zeitgenössischen künstlerischen Positionen bespielt. Die Ausstellung "Transformation - Virtuelle und materielle Realitäten in der Transitzone" umfasst dabei ökologische, gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen, die infolge zunehmender technologischer Entwicklung sichtbar werden und unsere Werte in Gegenwart und Zukunft prägen. In der Ausstellung Sustaining life. Art in the climate emergency sind Werke von 37 KünstlerInnen aus 20 Ländern zu sehen, die sich mit dem weltweit relevanten Thema Nachhaltigkeit befassen. Im Schaulager können BesucherInnen Arbeiten aus der EPA Kunstsammlung aus nächster Nähe betrachten. Next generation statements zeigt eine ortsspezifische Auftragsarbeit einer jungen Künstlerin aus der Ukraine. Die Cosmic bar wurde eigens von der Künstlerin Esther Stocker gestaltet und in dem Bereich The European Patent Journey lässt sich die Geschichte und Architektur des Europäischen Patentamts von 1969 bis heute entdecken. Anlass für die Umgestaltung des grossen Areals im Souterrain des Hauptgebäudes ist der 50. Jahrestag des in München unterzeichneten Europäischen Patentübereinkommens.
Catalyst lab & Deep vision
Im vergangenen Jahr verwandelte das Europäische Patentamt aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums des Europäischen Patentübereinkommens sein früheres Patentaktenarchiv in einen Ausstellungsraum, in dem Vergangenheit und Zukunft, Heritage und Innovation sowie Kreativität in Form von Erfindungstätigkeit und künstlerischer Arbeit zu einer einzigartigen Synthese verschmelzen. Auf fast 1000qm erstreckt sich heute eine Fläche, die ursprünglich als Registratur für Patentakten genutzt wurde und die mit der Digitalisierung des Patenterteilungsverfahrens ihre Zweckbestimmung verloren hatte. Im Zuge der Neugestaltung des Untergeschosses wurde ein wegweisendes Raumkonzept entwickelt, das die originale DNA des papierenen Patentaktenarchivs referenziert und zugleich einen Lern- und Erlebnisort für MitarbeiterInnen, SchülerInnen und BesucherInnen kreiert.
The European Patent Journey
In der ersten industriellen Revolution gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren Innovationen einer der wichtigsten Anreize für die wirtschaftliche und im weiteren Sinne auch soziale und kulturelle Entwicklung in Europa. Es ist nur fair, die Urheber der Erfindungen angemessen für ihre Anstrengungen zu entlohnen. Patente schützen nicht nur ihre Rechte, sondern gelten auch als beste Möglichkeit, um langfristig das Wohlergehen, den Wohlstand und die Sicherheit zu garantieren, die unsere Gesellschaft anstrebt. Und so erlassen die Staaten vom Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Gesetze über gewerbliche Eigentumsrechte. Diese Gesetze unterscheiden sich von Land zu Land, basieren aber alle auf gemeinsamen Prinzipien. Ebenso wie das Prägen von Münzen wird die Kontrolle über das System geistiger Eigentumsrechte zu einem Kennzeichen für nationale Souveränität.
Sustaining life. Art in the climate emergency
Im Zuge der Revitalisierung des 3000 m2 groβen Kellerareals im Hauptgebäude des Europäischen Patentamts (EPA) wurde auch ein Projektraum für wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst angelegt, der noch Spuren der früheren Nutzung als Druckerei für Behördendokumente erkennen lässt. Decke, Wände, Böden und Raumzuschnitt wurden im Zuge der Umgestaltung des ca. 400 m2 großen Werkstattraumes erhalten oder wieder freigelegt. Auch typische Details wie die gelben würfelförmigen Steckdosen, die für die Kopier- und Druckmaschinen benötigt wurden, oder die deckenhohe Fliesenausstattung an den Wänden der Nebenräume blieben erhalten und werden als Gestaltungselemente bewusst sichtbar gelassen. Während die alten Mauern Hinweise auf den früheren Gebrauch geben, erlauben neue Ausstellungswände maximale Flexibilität bei der Raumgliederung. Der Blick ins Grüne sollte jedoch auch im Zuge der Umnutzung nicht verloren gehen, so dass die lange Fensterfront des Raums unverstellt geblieben ist.
Next generation statements
Ob Garage des Tüftlers, Labor des Erfinders oder Atelier des Künstlers - schon immer gewährten Produktionsstätten schöpferischer Tätigkeit faszinierende Einblicke in die Innovationskraft des Menschen. Mit dem Studio, das sich auf 170 m2 Fläche erstreckt, findet sich einer dieser viel gepriesenen Orte der Ideenfindung im revitalisierten Souterrain des Hauptgebäudes des Europäischen Patentamtes (EPA) wieder. Die Idee dahinter ist, kollaborativen Praktiken an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft einen Raum zu geben, in dem sich Kreation und Diskurs der Gegenwart begegnen und Reflexion über Themen der Zukunft möglich wird. Eingeladen werden KünstlerInnen der nächsten Generation, ihre Arbeiten in temporären Studio-Aufenthalten unter dem Mentorat von WissenschaftlerInnen zu realisieren. Die Arbeitsergebnisse dieser Zusammenarbeit werden unter dem Titel Next Generation Statements in einer Reihe von Ausstellungen gezeigt.
Open storage
Im Zuge der Neugestaltung des 3000 m2 groβen Souterrains im Hauptgebäude des Europäischen Patentamts (EPA) wurde mit dem Schaulager ein neues Format entwickelt, um Werke der Kunstsammlung des EPA auf kleinstem Raum auszustellen und allen Interessierten zugänglich zu machen. Üblicherweise werden im Kunstbetrieb nicht ausgestellte Werke in Kisten verpackt und im Kunstdepot gelagert. Die Verbindung von „Schauen“ und „Lagern“, zwei Tätigkeiten, die sich in klassischen Lagersituationen für gewöhnlich ausschließen, führte zum Begriff „Schaulager“, ein scheinbares Paradox, da es die eingelagerten Werke nun „out of the box“ zeigt. Situiert zwischen dem Künstlerstudio, in dem von der nächsten Generation aufstrebender KünstlerInnen neue Arbeiten produziert werden, und dem Coworking Space, wo sich Bestandsmobiliar mit neuem Design im Industrielook mischt, bietet das knapp 200 m2 große Schaulager die Möglichkeit, Altes und Neues aus der Sammlung des EPA (wieder) zu entdecken und dabei zugleich in einem innovativen Set-up herumzustöbern.
Cosmic bar
Die Künstlerin Esther Stocker (*1974 in Silandro, Italien) hat ein eigenes Raumkonzept für die brandneue Cafeteria des Europäischen Patentamts entwickelt: die Cosmic bar. Die knautschigen, an Wolken erinnernden Formen im Raum wirken dekorativ und dienen gleichzeitig als Möbel oder Beleuchtungsquellen. Ihre unregelmäßigen Formen bilden einen klaren Gegensatz zur Präzision der linearen Schwarz-Weiß-Muster auf der Oberfläche und zu den geometrischen Linien der Cafeteria und regen so die Phantasie an: Vielleicht kommen die Besucher so bei einem Kaffee auf ganz neue Gedanken oder finden überraschende Gesprächsthemen. Das Design der Cosmic bar fügt sich nahtlos in Stockers künstlerisches Gesamtschaffen ein, in dem es häufig um das Zusammenspiel von Räumen, Ordnungen und Mustern geht. Ihre überwiegend monochromatischen Werke – Stocker setzt nur selten Farbe ein – bestehen häufig aus übereinander gelegten Rastern.