Thomas Feuerstein (AT), THESAURUS
THESAURUS, 2008
C-Print, 12-teilig, 180 x 240 cm
Wissen ist in unserer heutigen Zeit einem immer schneller um sich greifenden Wandel unterworfen. Innovationszyklen werden immer kürzer – das gilt auch für die Halbwertszeit von einmal Gelerntem. Das heizt die laufende öffentliche Debatte über den Inhalt künftiger Lehrpläne an und darüber, was es braucht, um die nächste Generation optimal auf die Zukunft vorzubereiten. Physische Bibliotheken haben dem wissenschaftlichen Streben nach Erkenntnis über Jahrhunderte hinweg als Orte des Wissens eine Heimat gegeben. Heutzutage ist die Geografie der Stätten des Wissenserwerbs wesentlich fließender. Der Zugang zu vernetzten und täglich wachsenden Online-Datenbanken kann allerdings den entscheidenden Unterschied für die Aussichten und die Ergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern machen. Thomas Feuerstein möchte uns durch interdisziplinäre Untersuchungen an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Wissenschaft in neuartiger Weise mit der auch heute noch aktuellen Bedeutung des Zugangs zu Wissen verbinden.
THESAURUS zeigt Bücherregale, die mit antiquarisch wirkenden Ausgaben von Nachschlagewerken bestückt sind. Das Wort "Thesaurus" stammt vom altgriechischen Begriff thesaurós und bedeutet übersetzt so viel wie "Schatz" bzw. "Schatzkammer". Thesaurus bezeichnet heute in der Regel eine systematische Auflistung von Synonymen und verwandten Wörtern, die entweder online oder in Buch-Form zur Verfügung gestellt wird. Die Buchrücken von Thomas Feuersteins Enzyklopädien tragen allerdings oft ziemlich ausgefallene Titel, wie zum Beispiel Algorithmen, Kunst und Kybernetik, Zeit und Veränderung, Neugier, Neurowissenschaft, Obsession und Okkultismus, Schicksal und Schutzengel, Seele und Server. Das allumspannende Thema aus diesen alphabetisch sortierten Begriffen abzuleiten, bleibt allerdings der Fantasie jedes einzelnen Betrachters überlassen, der sich entweder selbst erkennt oder neue Fragen im Zusammenhang mit den vorgefundenen Schlagworten stellt.
Thomas Feuerstein studierte Kunstgeschichte und Philosophie und promovierte im Jahr 1995 an der Universität Innsbruck. Er ist als Konzept- und Medienkünstler, Kunsttheoretiker und Autor tätig. Seine Werke befinden sich u. a. in Sammlungen wie dem mumok (Wien), dem MAC Lyon und dem ZKM Karlsruhe. Darüber hinaus konnte Feuerstein seine Arbeiten auch bei Einzelausstellungen im Leopold Museum (Wien), der Galerija Kapelica (Ljubljana), im Frankfurter Kunstverein, im Chronus Art Center (Shanghai), der ERES-Stiftung (München) und dem Kunstraum Dornbirn präsentieren. Er hat außerdem auf den Biennalen in Moskau, Lyon und Guangzhou ausgestellt. Feuerstein lebt und arbeitet in Wien.