Schaulager
Werke der EPO art collection – “out of the box” , ab 5. Oktober 2023
© Foto: Christian Kain
Im Zuge der Neugestaltung des 3000qm groβen Souterrains im Hauptgebäude des Europäischen Patentamts (EPA) wurde mit dem Schaulager ein neues Format entwickelt, um Werke der Kunstsammlung des EPA auf kleinstem Raum auszustellen und allen Interessierten zugänglich zu machen. Üblicherweise werden im Kunstbetrieb nicht ausgestellte Werke in Kisten verpackt und im Kunstdepot gelagert. Die Verbindung von „Schauen“ und „Lagern“, zwei Tätigkeiten, die sich in klassischen Lagersituationen für gewöhnlich ausschließen, führte zum Begriff „Schaulager“, ein scheinbares Paradox, da es die eingelagerten Werke nun „out of the box“ zeigt. Situiert zwischen dem Künstlerstudio, in dem von der nächsten Generation aufstrebender KünstlerInnen neue Arbeiten produziert werden, und dem Coworking Space, wo sich Bestandsmobiliar mit neuem Design im Industrielook mischt, bietet das knapp 200qm große Schaulager die Möglichkeit, Altes und Neues aus der Sammlung des EPA (wieder) zu entdecken und dabei zugleich in einem innovativen Set-up herumzustöbern.
Das Schaulager befindet sich in einem Bereich des Souterrains, der vor etlichen Jahren als Materialstelle diente und in dem damals Bürozubehör lagerte. Statt Kugelschreiber, Büroklammern und Behördenpapier in endlosen Regalsystemen findet sich hier nun zeitgenössische Kunst (überwiegend) auf Papier, gleich einer Kunstbibliothek auf Metallgittern: Zu sehen sind über 350 Arbeiten aus mehr als 25 Jahren Sammlungstätigkeit, darunter viele Editionen namhafter KünstlerInnen, die fast ein Drittel der gesamten Sammlung ausmachen und nun erstmals in dieser Form zusammengetragen wurden. Neu ist auch, dass die Werke nach bestimmten thematischen Gruppen oder formalen Prinzipien kuratiert sind, wobei durch die Ausziehbarkeit der Wände eine interaktive Ausstellung in wechselnden Formationen möglich ist.
In Einklang mit dem gewählten raumübergreifenden Interior Design des umgestalteten Bereichs sind die 40 Gitterzugregale im Industrielook konzipiert und nehmen mit ihrem metallisch-puristischen Look Bezug auf die Versorgungstechnik der offen gezeigten Bestandsdecke. Das Schaulager stellt insofern eine Weiterentwicklung des üblichen Konzepts von Kunst-am-Arbeitsplatz dar, als die ehedem in Büros und Konferenzräumen gezeigte Kunst nun einem größeren Publikum bekannt wird. Es reagiert damit nicht zuletzt auch auf Entwicklungen wie New Work sowie die veränderte architektonische Landschaft des EPA an allen Standorten, wo Gebäude im Zuge der letzten Jahre inzwischen aufgegeben, umgebaut, saniert oder neu errichtet wurden und Videokonferenzen Sitzungen vor Ort ersetzen. Das Schöne daran: Die Kunstwerke verschwinden, wie sonst bei Gebäudeprojekten, nicht im Depot, sondern bleiben in Form des Schaulagers erhalten.