Bernhard Luginbühl
Groß und blau steht er da. Aber keineswegs bedrohlich wacht der „Blaue Ritter“ über die Besucher des Konferenzbereiches. Der Schweizer Künstler Bernhard Luginbühl (*1929 Bern, CH, †2011 Langnau im Emmertal, CH) verarbeitet in seinen riesigen Skulpturen Fundstücke, die er auf Schrottplätzen aufliest. Wie sein enger Freund Jean Tinguely (*1925 Fribourg, CH, †1991 Bern, CH), ein Hauptvertreter der kinetischen Kunst und bekannt durch seine großen, beweglichen Skulpturen, findet Luginbühl im Abfall industrieller Produktion die Grundlagen zu seinen Skulpturen. Als Objektkünstler sieht er in dem Industriemüll eine besondere Ästhetik, der er durch seine Neukontextualisierung in einem Kunstwerk zur Blüte verhilft. Dabei stehen das vorgefundene Material und die Form in Vordergrund, die im Schaffensprozess nicht verändert werden, lediglich mit anderen Objekten kombiniert. Die blauen Elemente, aus denen der „Blaue Ritter“ besteht, waren einmal Gussformen für Maschinenteile. Dabei handelt es sich um Präzisionsarbeit, die gefertigt wurde, um Metall milimetergenau zu formen. Ersetzt durch Kunststoffformen in den 70er Jahren, wurden sie in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr gebraucht. Luginbühl erkannte aber in den ausrangierten Präzisionsarbeiten der unbekannten Industrieschreiner den Rohstoff für seine Skulptur und erinnert damit an ein kleines Stück Industriegeschichte.
Blauer Ritter, 1976
Holz, Motor
336 x 600 x 320 cm
© Bernhard Luginbühl