https://www.epo.org/de/about-us/art/collection/eduardo-paolozzi

Eduardo Paolozzi

Camera, 1978-79
Eisen
neunteilig, 114 x 505 x 535 cm
Munich, Bob-van-Benthem-Platz 1

Als Mitglied der „Independent Group“ ist der italienischstämmige Künstler Eduardo Paolozzi (*1924 Leith, GB, † 2005 London, GB) ein Wegbereiter der Pop Art in England. Er beginnt sein heterogenes Oeuvre mit Collagen aus Zeugnissen der Massenkultur, gestaltet in der Folge Plattencover ebenso wie die Eingangssituation einer U-Bahn. Damit steht Paolozzis zentrales Thema fest: die Platzierung von Kunst im Alltag. Zur Umsetzung verwendet er Anleihen aus anderen Stilrichtungen wie des Surrealismus und „Art Brut“ und entwickelt eine Affinität zur Technik, die zunehmend den gesellschaftlichen Alltag durchdringt. Seine Skulpturen im Außenbereich, entstanden ab den frühen 1960er Jahren, tragen diesem Trend Rechnung. Die Plastiken bestehen aus mehreren Modulen, deren Aussehen an Maschinenteile erinnern und industriell aus vorgefertigten Gussformen hergestellt sind. Auch „Camera“ (1978/79) wird so produziert. Das offene Arrangement der einzelnen Elemente lädt zum Spielen und Verweilen ein. Von oben, aus dem Dienstgebäude des EPA betrachtet aber, verschwimmen die harten Kanten und die Module verschmelzen zu einer amorphen Skulptur, die sich in die Bepflanzung schmiegt. Konzipiert als Spielgerät für Kinder und für die Betrachtung von oben erreicht Paolozzi den gewünschten Spagat: „Camera“ ist eine in sich stimmige und geschlossene Skulptur genauso wie ein demokratisiertes Kunstwerk zum Anfassen.

Eduardo Paolozzi (*1924 Leith, GB, † 2005 London, GB) findet seine Inspiration in den Massenmedien, genau dort, wo man Kunst am wenigsten vermutet. Gleichzeitig hat er den Anspruch, Kunst zu erschaffen, die den Alltag der Massen bereichert. Der italienischstämmige Künstler wird mit seinem heterogenen Oeuvre zu einem Wegbereiter der Pop-Art in England. Er gestaltet Plattencover und die Eingangssituation einer U-Bahn genauso wie Kunst zum Anfassen im Außenraum in Form von gusseisernen Skulpturen. Beim Objekt mit dem Titel „For Leonardo“ ist der Schaffensprozess bekannt und zeigt den Weg der Inspiration aus Printmedien zum Kunstwerk im Stadtraum: Paolozzi findet in einer Ausgabe der Zeitschrift National Geographic von 1984 eine Illustration von Davis Meltzer zu einem Artikel über Biogenetik. Meltzer stellt den Kampf von gesunden Körperzellen gegen Tumorzellen vereinfacht dar, um die Prozesse, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind, verständlich darzustellen. Dafür bedient er sich einer technischen Formensprache, die die Körperzellen als eckige Bestandteile einer Maschine erscheinen lässt und die Tumorzellen als kreisrunde Elemente mit Zacken, die sich in gesunde Zellen fressen. Dieses Gestaltungsprinzip übernimmt Paolozzi in seiner Skulptur. Aus gleichförmigen eckigen, aneinandergereihten Elementen ragen zwei symmetrische Halbkugeln heraus. Mit einem Augenzwinkern betitelt Paolozzi seine Skulptur, die auf der Illustration biogenetischer Vorgänge beruht, mit „For Leonardo“ und bezieht sich damit auf Leonardo Da Vinci (*1452 Anchiano bei Vinci IT, † 1519 Amboise, FR) und dessen anatomische Studien.

Untitled

Camera, 1978-79
Eisen
neunteilig, 114 x 505 x 535 cm

 

Camera

Camera, 1978-79
Eisen
neunteilig, 114 x 505 x 535 cm

 

For Leonardo

For Leonardo, 1986
Eisen
150 x 680 x 400 cm
München, Grasserstrasse 9

 

For Leonardo

For Leonardo, 1986
Eisen
150 x 680 x 400 cm

 

For Leonardo

For Leonardo, 1986
Eisen
150 x 680 x 400 cm

 

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