Esther Stocker
In ihren großformatigen Arbeiten stellt sich Esther Stocker (*1974 Schlanders, IT) die Frage nach dem Verhältnis zwischen Ordnung, Raum und Malerei. Sie hinterfragt offensichtlich Vorausgesetztes, wie die Existenz von Raum, und setzt sich intensiv mit räumlichen Strukturen und Raumerfahrungen auseinander. Auch in ihren Environments, die ganze Räume umfassen, will sie die Raumwahrnehmung irritieren. Durch mit mathematischer Präzision angebrachtes Klebeband holt sie die Tiefe eines Raumes optisch auf eine Fläche. In ihren Gemälden setzt sie nur äußerst selten eine Farbe ein; in ihren gewöhnlich schwarz-weißen Arbeiten stellt sie einen Gegensatz her zwischen der grundsätzlichen Gestaltungsidee und der optischen Wahrnehmung. Die Kernidee ist die Überlagerung von Rastern, auf die in einer logischen Konsequenz eine räumliche Darstellung folgen würde. Sie aber negiert die räumliche Tiefe und nimmt auf der Bildfläche nur die flächige Veränderung der geometrischen Form auf. Damit steht sie den Raumdarstellungen der Op-Art-Künstler, wie dem Begründer Victor Vasarely (*1906 Pécs, HU † 1997 Paris, FR), diametral entgegen. Während Vasarely Raum im Bild erschaffen will, negiert Stocker die Räumlichkeit. Sie trennt nicht zwischen Vorne und Hinten, sie verschmilzt die Rasterverschiebungen auf einer Ebene. Aus diesem Grund entstehen neue geometrische Formen, deren erste optische Zufälligkeit auf präzise überlagerten Rastern basiert. Gemeinsam ist Stocker und Vasarely nur der Grundsatz: Raumwahrnehmung in einem Bild ist immer Illusion.