Rolf Lieberknecht
Rolf Lieberknecht (*1947 Mettmann, DE) baut seit 1970 kinetische Skulpturen. Wie der Hauptvertreter der kybernetischen Kunst Nicolas Schöffer (*1912 Kalocsa, HU, † 1992 Paris, FR) will auch Lieberknecht immaterielle Substanzen in seiner Kunst erfahrbar machen. Er setzt physikalische Gesetze in haptisch erfahrbare Konstruktionen um: „(…) dimensionslose geometrische Werte werden übertragen in eine individuell erlebbare Information (…)“, beschreibt er 1976 eines seiner Ziele. In der Auftragsarbeit „Kinetic Light Refractions“ konzipiert Lieberknecht für den Konferenzbereich des EPA ein kybernetisches Wandobjekt, in dem er durch Bewegung mit Licht in einer bestimmten Zeit ein konstruktivistisches Bild auf eine Leinwand „malt“. Zwei bewegliche Scheinwerfer, genau aufeinander abgestimmt, werfen das Licht auf zwei Spiegelpyramiden, angebracht auf einer Kinoleinwand. Verweilt der Betrachter kann er den Entstehungsprozess des Bildes nachvollziehen und die gesamte Komposition erfassen. Erst durch seine Rezeption über einen festgelegten Zeitraum wird das Kunstwerk vollständig. Wie bei Schöffer und bei László Moholy-Nagy (*1895 Bácsborsód, HU, † 1946 Chicago, USA), der 1930 einen „Licht-Raum-Modulator“ realisiert, wird die geometrische Komposition durch das Licht gemalt. Doch während Schöffer und Moholy-Nagy lediglich den Weg der Lichtstrahlen bestimmen, begrenzt Lieberknecht das „Licht-Bild“ auf eine Kinoleinwand; er ersetzt Farbe mit Licht.
Kinetic Light Refractions, 1979,
Leinwand, Motoren, Lampen, Stahl
294 x 479 cm
Installationsansicht
Kinetic Light Refractions, 1979,
Leinwand, Motoren, Lampen, Stahl
294 x 479 cm
Detailansicht
© VG Bild-Kunst, Bonn