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Thomas Feuerstein

THESAURUS, 2008
C-print
zwölfteilig, 180 x 240 cm

THESAURUS zeigt ein Bücherregal mit überwiegend antiquarischen Ausgaben von Nachschlagewerken. Thomas Feuerstein (*1968 Innsbruck, AT) verweist damit direkt auf den Gebrauch des Wortes Thesaurus, das aus dem Altgriechischen von dem Begriff thesaurós stammt, und übersetzt „Schatz“ bzw. „Schatzhaus“ meint. Aus dem Lateinischen thesaurus entstand das Wort Tresor. Thesaurus bezeichnet heute eine systematische Struktur der Wissensaneignung, in der jeweils gebündelte Begrifflichkeiten wie Synonyme oder beschreibende Attribute ein Thema möglichst exakt wiedergeben sollen. Feuerstein zeigt in dieser gestochen scharfen, sich aus mehreren Einzelbildern zusammensetzenden Arbeit Buchrücken von Lexika, die von A bis Z ganz unterschiedliche Themen besprechen - vom Algorithmus über die Kunst und Kybernetik, von der Neugierde, den Neurowissenschaften bishin zu Obsession und Okkultismus, Schicksal und Schutzengel, Seele und Server, Zeit, Zombie und Zufall. An verschiedenen Stellen treten offensichtliche Paradoxien auf, wenn die Buchrücken nach Ausgaben des 19. Jahrhunderts aussehen, das Thema jedoch zeitgenössisch anmutet – wie beispielsweise im Falle des Buchrückens mit dem Titel Server. Die Entschlüsselung des übergeordneten Themas der künstlerischen, alphabetisch sortierten Begriffsanordnung bleibt der Fantasie und der Bildung jedes einzelnen Betrachters überlassen, der in diesen Schlagworten rund um die menschliche Existenz sich selbst und seine eigenen Fragen erkennen kann.

Der Begriff DAIMON kommt aus dem Altgriechischen und ist die sprachliche Wurzel des deutschen Wortes Dämon. Thomas Feuerstein verweist mit diesem Titel also auf ethymologisch-sprachliche Entwicklungen. Diese Verweistechnik ähnelt der Betitelung seiner Fotoarbeit THESAURUS. Feuerstein beschäftigt sich in den Werken dieser Gruppe mit dem in der Computersprache gebräuchlichen Terminus Daemon. Sogenannte Daemons sind digitale Operationen, die letztlich Informationen systematisieren. Der Benutzer hat keine Nachricht und keine Kontrolle über die Verfolgung seiner Handlungswege. Diese diskreten, dunklen Mächte, die Dämonen im digitalen Zeitalter, interessieren Feuerstein in seinen Daimon-Werken. Auf dem Bild des EPA sind insgesamt 760 Drehregler zu sehen, die allerdings weniger an digitales Hightech als an die Stellschrauben altmodischer Haushaltsgeräte erinnern. Feuerstein entwirft damit ein ornamentales und fast anachronistisches Sinnbild des Digitalen oder besser: des Verhältnisses von Mensch und Technik.

DAIMON

DAIMON, 2007/ 2020
C-Print
122 x 230 cm

 

© VG Bild-Kunst, Bonn; courtesy of Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck