Treiber 5: Finanzielle Nachhaltigkeit
Als eine Organisation, die sich selbst trägt, ist unsere finanzielle Nachhaltigkeit von größter Bedeutung. Sie ist eine Voraussetzung für die Zukunft des EPA und steht in direktem Zusammenhang mit unserer Fähigkeit, einen positiven Einfluss auf das Patentsystem und die Gesellschaft zu haben.
Im Rahmen des Strategieplans 2028 (SP2028) werden wir die finanzielle Nachhaltigkeit des EPA in unsicheren Zeiten gewährleisten, indem wir die Deckung unserer Verbindlichkeiten überwachen und Maßnahmen zu deren Verbesserung umsetzen.
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- Auf dem Weg zu finanzieller Nachhaltigkeit im SP2023
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Um in einer sich wandelnden Welt finanzielle Nachhaltigkeit zu erreichen, muss eine Organisation zunächst ihre aktuelle finanzielle Situation verstehen und dann auf der Grundlage dieser Erkenntnis effektiv handeln. Daher beauftragte das Amt 2019 unabhängige Experten mit der Durchführung einer ersten Finanzstudie, um die langfristige finanzielle Situation des EPA zu bewerten. Ausgehend von einem Basisszenario wurde in der Studie eine Finanzierungslücke von 5,8 Mrd. EUR ermittelt, die in den nächsten 20 Jahren entstehen wird. Das bedeutet, dass das EPA in Zukunft nicht in der Lage sein wird, seine Verbindlichkeiten ohne zusätzliche Maßnahmen zu decken.
Um diese Lücke zu schließen, entwickelte das Amt sechs finanzielle Maßnahmen, die auf den sechs Prinzipien Transparenz, Verhältnismäßigkeit und Fairness, gemeinsame Anstrengungen aller Stakeholder, Erschwinglichkeit, Umkehrbarkeit und schrittweise Umsetzung beruhen.
Das Maßnahmenpaket wurde vom Verwaltungsrat der Europäischen Patentorganisation im Juni 2020 verabschiedet und stellte ein gemeinsames Bekenntnis der verschiedenen Stakeholder zur Sicherstellung der langfristigen finanziellen Nachhaltigkeit der Organisation dar.
- Aktuelle Fortschritte bewerten
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Als sich das Ende des SP2023 näherte, gab das Amt eine weitere unabhängige Finanzstudie in Auftrag, um die Auswirkungen der seit 2020 durchgeführten Maßnahmen zu bewerten.
Insgesamt ergab die Studie, dass sich die Situation des EPA auf vier verschiedene Arten entwickelt hat: es gab eine Rückkehr zu einem durch eine höhere Inflation bedingten positiven Zinsumfeld; es gab ein BIP-Wachstum in den meisten relevanten Rechtskreisen trotz der Pandemie; zusammen mit einem stetig wachsenden Arbeitsaufkommen gab es einen Anstieg des Bestands an Recherchen und Prüfungen bei gleichzeitiger Erfüllung der Zielvorgaben für die Pünktlichkeit; das Bündel an finanziellen Maßnahmen ist seit 2020 erfolgreich eingeführt worden.
Grundsätzlich ergab die Ist-Analyse, dass sich das seit 2020 umgesetzte Bündel finanzieller Maßnahmen positiv auf die finanzielle Lage des EPA ausgewirkt hat. Konkret wurde ab 2022 eine Auswirkung von insgesamt 1 102 Mio. EUR auf das Eigenkapital des Amts festgestellt, während in der Finanzstudie 2019 noch von 719 Mio. EUR ausgegangen wurde. Darüber hinaus wurde eine Auswirkung von insgesamt 574 Mio. EUR auf das Betriebsergebnis des Amts von 2018 bis 2022 festgestellt, im Gegensatz zu den prognostizierten 31 Mio. EUR.
- Ausblick in die Zukunft
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Da im Rahmen des SP2023 erhebliche Fortschritte erzielt wurden, vermittelt die jüngste Finanzstudie unserem Amt auch ein Bild davon, wie sich die Finanzen des EPA in Zukunft entwickeln werden. Unsere langfristige finanzielle Nachhaltigkeit wurde unter Berücksichtigung der seit 2019 eingetretenen Entwicklungen in der Technologie- und der Finanzlandschaft – insbesondere angesichts der hohen Inflation – bewertet.
Grundsätzlich ergab die Studie, dass sich die Finanzen des EPA voraussichtlich positiv entwickeln werden. Unter Zugrundelegung des Basisszenarios ist zu erwarten, dass das EPA in den nächsten 20 Jahren einen positiveren Ausblick hat. Bis 2042 wird erwartet, dass der Finanzierungsbedarf des Amts bei 1,7 Mrd. EUR liegt, während der verfügbare Barmittelüberschuss voraussichtlich 5,9 Mrd. EUR betragen wird, was einen Gesamtdeckungsüberschuss von 4,2 Mrd. EUR ergibt.
Insbesondere die Maßnahme zur Gehaltsanpassung hat im mittleren Szenario 1,8 Mrd. EUR zur Verbesserung des Finanzierungsbedarfs beigetragen. Dies bedeutet, dass ohne die Gehaltsanpassung der Gesamtfinanzierungsbedarf des Amts 3,5 Mrd. EUR statt 1,7 Mrd. EUR betragen hätte. Zusätzlich hat die Gehaltsanpassungsmethode die verfügbaren Barmittel um 0,7 Mrd. EUR erhöht. Die Digitalisierung hat die Liquiditätslage des Amts im mittleren Szenario für die künftige Deckung um 1,3 Mrd. EUR verbessert. Ohne diese Maßnahme hätte sich die verfügbare Liquidität des Amts auf 4,6 Mrd. EUR statt 5,9 Mrd. EUR belaufen.
- Finanzielle Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit erreichen
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Unser Weg zu finanzieller Nachhaltigkeit ist auch ein Weg zu finanzieller Widerstandsfähigkeit. Das EPA muss weiterhin Fortschritte bei den Faktoren machen, die wir kontrollieren können, sodass auch bei unerwarteten wirtschaftlichen Schocks oder negativen externen Einflüssen finanzielle Nachhaltigkeit möglich ist. Dies kann nur erreicht werden, indem wir die Produktivität steigern, unsere Produktion gut planen, unsere Schwachstellen durch ein besseres Risikomanagement schützen und einen wirtschaftlichen Puffer in unsere Projektionen zur Erreichung der finanziellen Nachhaltigkeit einbeziehen. Für letzteres wird unser positiver Betriebsergebnisüberschuss die erste Ressource sein.
KPI Zielwerte
2,1 % durchschnittliche Produktivitätssteigerung pro Jahr
Beibehaltung der negativen Abweichung von unserem jährlichen Produktionsziel von nicht mehr als -2 %
Kontinuierliche Verringerung des Prozentsatzes unserer nicht gedeckten Verbindlichkeiten auf der Grundlage der Risikoanalyse
Deckungslücke/
Deckungsüberschuss, neu kalibriert, um die Ergebnisse der neuen Finanzstudie zu berücksichtigen