https://www.epo.org/de/about-us/social-responsibility/art/50-years-epc-exhibition/next-generation-statements-colab-international-peace/lada-nakonechna

Lada Nakonechna (*1981 Dnipropetrovsk, UA)

Marking 1 & 2, 2022 von der Kunstsammlung des EPA erworben

Marking 1 und Marking 2 sind Schwarzweiß-Transferdrucke desselben Motivs: eines Wohnblocks hinter dichtem Gehölz und Gestrüpp. Die beiden Versionen des Bildes sind dick mit Farbe überzogen, sodass nur noch Spuren des ursprünglichen Drucks sichtbar sind. Die Farben sind wie ein Filter: schwarz, blau und rot wie die Flagge der russisch besetzten, international nicht anerkannten "Volksrepublik Donetsk"; schwarz und blau wie zwei der Grundfarben der Flagge des ukrainischen Verwaltungsdistrikts (Oblast) Donetsk. Ein Gebiet, unterschiedliche Kennzeichnungen, unterschiedliche Zugehörigkeiten. Diese Kunstwerke werfen grundsätzliche Fragen darüber auf, wie wir ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln, indem wir unsere Umgebung auf unterschiedliche Weise betrachten und uns in ihr verorten. Und wie betrachten wir Kunst, Schilder, Symbole und Flaggen? Angedeutete Falten deuten an, dass die Papiere möglicherweise einmal wie Karten gefaltet waren. Sogar die Betrachtung selbst wird mit Spannungen überlagert – die Art von Spannung, die überall in besetzten Gebieten zu spüren ist.

Die politisch aktive Künstlerin Lada Nakonechna spielt hier mit der Ästhetik der Oberfläche und der Tiefe von Kulturlandschaften sowie mit der Fähigkeit von Bildern, sowohl etwas auszudrücken als auch etwas zu verschleiern. Ihre künstlerische Praxis lädt ein, über die Territorialpolitik und die Kartierung von Territorien sowie über die Bedeutung einer Flagge angesichts willkürlich verschobener Grenzen nachzudenken. Nakonechna lebt in Kiew in der Ukraine. Mit diesem Werk geht sie auch auf die relative Distanz zwischen den Bildern und den Betrachtern ein, auf die oft große Distanz zu Konfliktregionen und auf die Frage, wie weit man mit einer Analyse überhaupt gelangen kann. Das undifferenzierte Motiv regt mit seinen darübergelegten Bildebenen zum Nachdenken über die Auswirkungen (geo)politischer Veränderungen auf die Topographien von Erinnerungen, Geschichte und Identität an.