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Geistige Eigentumsrechte verschaffen EU-Unternehmen messbare Vorteile

Unternehmen mit mindestens einem Patent, einer eingetragenen Marke oder einem Geschmacksmuster erzielen einen höheren Umsatz pro Mitarbeiter und zahlen höhere Löhne als Unternehmen, die keines dieser Schutzrechte (IPR) besitzen.

Eine neue Studie, die gemeinsam vom EPA und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) erstellt wurde, untersucht den Zusammenhang zwischen dem Besitz von Rechten des geistigen Eigentums (IPR) und der Unternehmensperformance in der Europäischen Union. Sie bestätigt, dass Unternehmen, die über IPR verfügen, einen höheren Umsatz pro Mitarbeiter erzielen, mehr Arbeitsplätze schaffen und höhere Löhne zahlen als Unternehmen ohne IPR. Besonders ausgeprägt ist der Zusammenhang zwischen IPR und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU).

Durchschnittswerte ausgewählter Variablen nach Eigentumsverhältnissen im Bereich der Rechte des geistigen Eigentums, 2019-2022

  Zahl der MitarbeiterEinnahmen je Mitarbeiter (in EUR/Jahr)Löhne je Mitarbeiter (in EUR/Jahr)
Nichteigentümer von Rechten des
geistigen Eigentums 
 4,17147 23025 430
  
Inhaber von Rechten des geistigen EigentumsJeder Inhaber von Rechten des geistigen Eigentums9,08 182 270 31 040 
Differenz in % gegenüber Nichteigentümern117,75% 23,79% 22,07%
Jeder Patentinhaber13189 49036 420 
Differenz in % gegenüber Nichteigentümern211,69% 28,70% 43,26% 
Jeder Markeninhaber9,06 181 560 30 740 
Differenz in % gegenüber Nichteigentümern117,19% 23,32% 20,9% 
Jeder Design-Inhaber11,67 190 440 31 730
Differenz in % gegenüber Nichteigentümern179,91% 29,34% 24,79% 


Anmerkung: Beschäftigungs- und Leistungsindikatoren (Einnahmen je Mitarbeiter und Löhne je Mitarbeiter) werden als gewichteter Mittelwert der durchschnittlichen Variablen pro Unternehmen im Zeitraum 2019-2022 berechnet. Die Gruppe „Nichteigentümer von Rechten des geistigen Eigentums“ ist definiert als Unternehmen ohne Bestand an eingetragenen Rechten des geistigen Eigentums (Patent, Marke oder Design). Die Gruppe der Inhaber von Rechten des geistigen Eigentums ist definiert als Unternehmen, die mindestens ein Patent, eine Marke oder ein Design oder eine Kombination davon besitzen. Die Gruppen „Patentinhaber“, „Markeninhaber“ und „Designinhaber“ sind definiert als Unternehmen, die mindestens eines dieser spezifischen Rechte des geistigen Eigentums besitzen. Da viele Unternehmen Bündel von Rechten des geistigen Eigentums besitzen, überschneiden sich die verschiedenen Gruppen von Inhabern von Rechten des geistigen Eigentums. „Jeder“ bezieht sich auf das Eigentum an nationalen oder europäischen Rechten des geistigen Eigentums der jeweiligen Art von Rechten des geistigen Eigentums.

Unternehmen mit IPR

Europäische Unternehmen, die Patente, Marken oder Geschmacksmuster besitzen, erzielen einen Umsatz pro Mitarbeiter, der im Schnitt um 23,8 % über dem ihrer Peers ohne IPR liegt. Auch bei den Durchschnittslöhnen haben diese Unternehmen die Nase vorn (+22,1 %). Selbst unter Berücksichtigung relevanter Faktoren wie Herkunftsland und Branche liegt der Umsatz pro Mitarbeiter bei großen Unternehmen mit geistigen Eigentumsrechten um 16 % über dem von Unternehmen ohne IPR. Mit +44 % fällt dieser Vorsprung bei KMU noch deutlich größer aus. Allerdings besitzen weniger als 10 % aller KMU eines oder eine Kombination der genannten Schutzrechte – gegenüber fast 50 % der großen Unternehmen.

Besonders stark vertreten sind Unternehmen mit IPR in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik (14,8 % aller Unternehmen), Fertigung (14,2 %), Wasserversorgung und Abfallbeseitigung (12,0%), wissenschaftliche und technische Tätigkeiten (10,7 %) sowie Groß- und Einzelhandel (10,6 %).

Patentwesen und europäische Wettbewerbsfähigkeit

Laut der Studie lohnt sich der Patentbesitz für die Unternehmen gleich zweifach: Sie erzielen im Mittel 28,7 % mehr Umsatz pro Mitarbeiter und können um 43,3 % höhere Löhne zahlen.

Die Ergebnisse untermauern den im Draghi-Bericht formulierten Aufruf, durch eine bessere IP-Kommerzialisierung Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu stärken. Die Studie zeigt anschaulich, wie wichtig Patente und andere geistige Eigentumsrechte für den Erfolg kleiner Unternehmen sind.  Das EPA unterstützt kleinere Unternehmen und Neulinge im Patentsystem mit speziellen Gebührenermäßigungen und Rabatten. Auch das im Juni 2023 eingeführte Einheitspatent reduziert Kosten und Komplexität für alle Nutzer des europäischen Patentsystems und stößt besonders bei KMU auf reges Interesse. 

Hintergrund

Für die Studie wurden 119 000 europäische Unternehmen aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten über einen Zeitraum von zehn Jahren (2013-2022) untersucht. Bei den analysierten IPR handelte es sich um Patente, Marken und/oder Geschmacksmuster, die beim EPA, beim EUIPO und/oder bei den nationalen und regionalen Ämtern für geistiges Eigentum innerhalb der EU angemeldet wurden. Daten aus öffentlich zugänglichen IP-Registern wurden mit Einträgen der kommerziellen Datenbank ORBIS abgeglichen, die beispielsweise Angaben aus gesetzlich vorgeschriebenen Jahresabschlüssen enthält. Aus den Daten wurden anschließend Werte wie "Umsatz pro Mitarbeiter" abgeleitet.