Klare Steigerung bei Erfindungen im Kampf gegen Plastikabfälle: Europa liegt vorn

Der neueste Technologieanalysebericht der Beobachtungsstelle für Patente und Technologie gibt Aufschluss über aktuelle Trends in einem Wachstumssegment: dem Umgang mit Plastikabfällen. Gleichzeitig hat das EPA eine neue Technologieplattform erstellt, die den Zugriff auf technisches Fachwissen auf diesem Gebiet erleichtert, und den Deep Tech Finder aktualisiert, der Erfinderinnen und Erfinder mit Investoren zusammenbringt.
Kunststoffe sind aus unserem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber Plastikabfälle stellen eine beträchtliche Herausforderung für Ökosysteme und nicht zuletzt für die menschliche Gesundheit dar. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist allerdings auch die Zahl der Erfindungen deutlich angestiegen, die sich mit der Verwertung und dem Recycling von Plastikabfällen befassen und so die Kreislaufwirtschaft fördern. Die jüngsten Trends werden im aktuellen Technologieanalysebericht des EPA zusammengefasst. Sie stehen direkt mit den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs) im Zusammenhang, insbesondere mit dem SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion) sowie den SDGs 6 (Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen), 14 (Leben unter Wasser) und 15 (Leben an Land).
Trends bei Technologien zur Verwertung und zum Recycling von Plastikabfällen
Der Technologieanalysebericht befasst sich mit den Technologietrends der vergangenen fünf Jahrzehnte in der Plastikabfallwirtschaft, wobei 12 924 einzigartige Erfindungen für die Abfallverwertung (Trennung und Reinigung) und das Abfallrecycling (Umwandlung in neue Materialien) betrachtet werden. Außerdem bietet er Einblicke in das Patentierungsverhalten großer Anmelderinnen und Anmelder sowie junger Start-up-Unternehmen und der Forschung auf diesem Gebiet.
Klare Steigerung der Patentierungsaktivität
In der Plastikabfallwirtschaft ist eine deutlich höhere Innovationstätigkeit zu erkennen als auf anderen Technologiegebieten; die Patentierungsaktivität hat sich von 1990 bis 2023 verachtzehnfacht. Ab 2015 hat sich der Anstieg der Anmeldungen verstärkt und in den 2020er Jahren noch einmal deutlich beschleunigt.
Normalisierte Trends bei internationalen Patentfamilien (IPFs) in der Plastikabfallwirtschaft und auf allen technischen Gebieten (Referenzjahr: 1990)
Europa liegt vorn
Insbesondere in Deutschland, Frankreich, Italien und im Vereinigten Königreich hat sich einiges getan. Damit liegt Europa bei der Innovationstätigkeit in der Plastikabfallwirtschaft durchgehend vorn; in den vergangenen drei Jahrzehnten belief sich sein Anteil an den entsprechenden Patentierungsaktivitäten auf 44 %. Auch in Asien fand ein stetiges Wachstum statt, sodass der Kontinent inzwischen mit Nordamerika gleichgezogen hat; aus den beiden Herkunftsregionen kommen jeweils knapp 30 % aller internationalen Patentfamilien (IPFs).
Europa liegt auch bei der Entfernung von Plastikabfällen aus dem Wasser sowie bei KI-getriebenen Erfindungen vorn. Dies sind zwei Schlüsseltechnologien für Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
Innovationstätigkeit in der Plastikabfallwirtschaft nach Regionen (IPFs, Wohnsitzstaat des Erfinders, Abdeckung basiserend auf EP- und WO-Patentanmeldungen, 1990–2023)
Anmelder aus vielen verschiedenen Branchen
Acht der 20 größten Anmelderinnen und Anmelder von Erfindungen für das Recycling von Plastikabfällen und zehn der 20 größten Anmelder bei der Verwertung von Plastikabfällen kommen aus Europa. Die drei Unternehmen in diesen Ranglisten, die sich ausschließlich auf das Recycling konzentrieren, haben ihren Sitz sämtlich in Europa; Erema (Deutschland) und Carbios (Frankreich) legen ihren Schwerpunkt auf das Recycling, Tomra (Norwegen) auf die Verwertung. Insgesamt kommt etwa die Hälfte der weltweit größten Anmelder auf diesen Gebieten aus der chemischen Industrie oder aus der Reifenindustrie. Eine nennenswerte Anzahl ist in Sektoren wie Verpackung, Automobilindustrie, Elektronik, Druck oder Konsumgüter tätig.
Wie die Patentdaten zeigen, war auch bei Start-ups und im Hochschulbereich ein Anstieg zu verzeichnen. Von 2010 bis 2023 reichten 82 Start-ups und 63 Hochschulen aus ganz Europa europäische Patentanmeldungen ein, die sich vor allem auf moderne Recyclingmethoden bezogen. Ab 2015 war auch hier eine klare Steigerung zu erkennen. Bei Technologien zur Abfallentfernung war die Zahl der Einreichungen insbesondere bei Start-ups geringer, da auf diesem Gebiet technische und wirtschaftliche Herausforderungen bestehen. Bei Start-ups liegen Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich vorn, gefolgt von Frankreich, Deutschland und Schweden. Im Hochschulbereich stammen die meisten Anmeldungen auf diesem Gebiet von Hochschulen aus Frankreich und Deutschland.
Deep Tech Finder bringt europäische Start-ups und Investoren zusammen
Das EPA macht es leichter, investitionsbereite Start-ups und führende Universitäten auf diesem Gebiet zu finden. Unser kostenloses-Tool Deep Tech Finder wurde aktualisiert und enthält jetzt die Profile von 145 europäischen Start-ups und Universitäten, die zusammen 306 europäische Patentanmeldungen für die Verwertung von Plastikabfällen, das Recycling von Plastikabfällen und alternative Kunststoffe halten.
Neue Technologieplattform des EPA für die Plastikabfallwirtschaft und alternative Kunststoffe
Das EPA bietet mehrere Technologieplattformen an, die es Wissenschaftlern und Forscherinnen erleichtern, die Datenbank Espacenet – die größte frei zugängliche Quelle von Patentinformationen weltweit – zu durchsuchen. Seine jüngste Technologieplattform befasst sich mit Technologien für die Verwertung sowie für das Recycling von Plastikabfällen und mit alternativen Kunststoffen. Sie stützt sich auf die Expertise der Patentprüferinnen und -prüfer des EPA sowie nationaler Patentämter und enthält 70 durchsuchbare Technologiebereiche. Damit macht das EPA Patentwissen besser zugänglich und fördert Innovationen auf diesen Gebieten.