Diagnose Brustkrebs – passgenaue Therapie dank Gentest: Laura Johanna van 't Veer als Finalistin für Europäischen Erfinderpreis 2015 nominiert
- Europäisches Patentamt (EPA) nominiert Niederländerin Laura Johanna van 't Veer als Finalistin für bahnbrechende Erfindung auf dem Gebiet der personalisierten Medizin
- Genbasierter Gewebetest ermöglicht frühzeitige und gezielte Behandlung von Brustkrebs
- Einsatzhäufigkeit von Chemotherapie lässt sich dank patentierter Methode deutlich reduzieren
- EPA-Präsident Battistelli: „Zukunftsweisender Gentest verhilft zu gezielter Therapie bei Brustkrebs"
München/Amsterdam, 21. April 2015 - Die Zukunft vorhersagen - dank der niederländischen Erfinderin Laura Johanna van 't Veer ist dies heute möglich. Zumindest bei einer der gefürchtetsten Erkrankungen überhaupt: dem Brustkrebs. Denn ihre bahnbrechende Entwicklung, ein genbasierter Gewebetest, ermöglicht Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium heute eine klare und verlässliche Prognose, ob sie einem hohen Risiko der Wiedererkrankung ausgesetzt sind oder ob sie ihre Genesung auch ohne Chemotherapie erlangen können. Beeindruckender Erfolg der Erfindung: Heute müssen sich 20 bis 30 Prozent weniger Frauen dieser gleichermaßen aggressiven wie langwierigen Behandlung unterziehen.
Für ihre wegweisende Leistung nominiert das Europäische Patentamt (EPA) Laura Johanna van 't Veer für den Europäischen Erfinderpreis 2015 als Finalistin in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)". Am 11. Juni 2015 wird die begehrte Auszeichnung im Rahmen eines Festakts in Paris zum zehnten Mal verliehen.
„Laura Johanna van 't Veers Erfindung ist ein Meilenstein der personalisierten Medizin, die bei einer schweren Erkrankung wie Brustkrebs mit Hilfe eines Gentests zielgenau die passende Therapie ermöglicht", sagt EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015. „Ihr Verfahren könnte auch bei anderen Krebserkrankungen zu genaueren Diagnosen führen".
Der Schlüssel liegt in den Genen
Ihre Erfindung bedeutet nichts weniger als einen Paradigmenwechsel bei der Diagnose von Hochrisiko-Patienten für Krebsrückfall: Glaubten Wissenschaftler noch bis Ende der 1970er Jahre, dass die Anatomie des Gefäßsystems darüber entscheidet, ob eine Krebserkrankung erneut ausbricht , gelang van 't Veer als erster Forscherin der Nachweis über die gegenläufige Hypothese. Danach liegt der Schlüssel für eine Wiedererkrankung in der persönlichen Veranlagung („Seed-and-Soil-Theorie"). Wie die studierte Biologin und ihr Team am Niederländischen Krebsinstitut 2001 herausfanden, entscheidet eine spezifische Signatur aus 70 Genen darüber, ob ein Mensch diese Veranlagung in sich trägt.
Auf Basis dieser Forschungsleistung entwickelte die Niederländerin einen nicht minder revolutionären Test, der anhand einer kleinen Gewebeprobe aus der erkrankten Brust die Aktivität des krebsspezifischen Erbguts mit Hilfe eines Mikrochips misst. Dadurch lässt sich innerhalb von 10 Tagen bestimmen, wie aggressiv ein Brusttumor ist. Die rund 1,7 Millionen Frauen, die laut WHO 2012 mit dieser Diagnose konfrontiert wurden, könnten so eine präzisere Information darüber erhalten, ob sie die Strapazen einer Chemotherapie - inklusive möglicher schwerer Nebenwirkungen - wirklich auf sich nehmen müssen, oder ob sie darauf verzichten können.
Weil heute ohne den Einsatz des Tests fast die Hälfte der Brustkrebspatientinnen unnötigerweise Chemotherapie erhält, gilt die Erfindung als Durchbruch in der Diagnostik. „Es gibt mir ein gutes Gefühl zu sehen, dass diese Patientinnen sich nicht mehr einer Behandlung unterziehen müssen, die so viele Nebenwirkungen hervorruft", freut sich die Forscherin über den Erfolg ihres Tests. Dank van 't Veer gehören die Zeiten, in denen Ärzte einzig auf Grundlage der Größe des Tumors, des Alters der Patienten und der Anzahl der sich teilenden Krebszellen eine Krankheitsprogose treffen mussten, endgültig der Vergangenheit an.
Patent ebnet Weg für erfolgreiche Unternehmensentwicklung
Laura Johanna van 't Veer ließ sich ihre Erfindung frühzeitig im Jahr 2001 patentieren. Auf der Grundlage dieses Patents gründete sie gemeinsam mit ihrem Forschungspartner René Bernards das Startup-Unternehmen Agendia, welches 2004 mit der Vermarktung des Tests unter dem Namen MammaPrint startete. Van 't Veer selbst verantwortete vier Jahre lang das operative Geschäft der Firma und trug so maßgeblich dazu bei, dass die neue Technik bis heute bei über 40 000 Frauen in 34 Ländern zum Einsatz gekommen ist. Seit 2007 ist sie Chief Research Officer von Agendia.
Dank des Erfolgs von MammaPrint entwickelte sich Agendia, das heute in Amsterdam und Kalifornien beheimatet ist, zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Molekulardiagnostik. 2012 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von rund zehn Millionen Euro. Als Schlüsseltechnologie in der personalisierten Medizin wird dem Markt für Genomanalyse bis 2016 ein Volumen von voraussichtlich 4,3 Milliarden Euro prognostiziert.
Ein Erfinderleben zwischen San Francisco und Amsterdam
Wer Laura Johanna van 't Veer in ihrer Freizeit antreffen möchte, muss sich in internationale Gewässer begeben: Denn um kreativ zu bleiben, rudert die Erfindern am liebsten vor der Küste San Franciscos - in der Metropole hat sie inzwischen ihren Lebensmittelpunkt und eine Professur am Institut für Labormedizin an der University of California. Genauso gerne dreht die Niederländerin allerdings auch ihre Runden auf der Bosbaan in ihrer Heimat Amsterdam. Dorthin reist sie regelmäßig, um gemeinsam mit ihrem internationalen Team an weiteren Erfindungen gegen den Krebs zu forschen, wie zum Beispiel an einem neuen Prognoseprofil für Dickdarmkrebs, das derzeit entwickelt wird. Ihre unablässige Forschung auf dem Gebiet spiegelt sich nicht zuletzt in über 230 Abhandlungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften wider, die sie während ihrer über 20jährigen Laufbahn veröffentlicht hat.
Medien- und Servicepaket zu Laura Johanna Van 't Veer:
- Mehr über die Erfinderin
- Der Blick auf das Patent: EP1410011
Auf dem Weg in ein neues Zeitalter
Wie eine Reihe weiterer bahnbrechender Methoden bereitet Van 't Veer's Erfindung den Weg zur personalisierten Diagnostik, die Patienten künftig zu einer Therapie nach Maß verhelfen wird. Lesen Sie mehr über die personalisierte Medizin
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