Gentest macht gezielte Brustkrebstherapie möglich: Laura van ‘t Veer mit Europäischem Erfinderpreis in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)" geehrt
- Europäisches Patentamt (EPA) zeichnet Laura van ' t Veer für bahnbrechende Gentest-Erfindung aus
- Patentiertes Verfahren verringert Einsatz von Chemotherapie bei Brustkrebs
- Bessere Behandlungsergebnisse dank personalisierter Diagnose
- Test half bis heute 40 000 Frauen bei Krebsbehandlung
- EPA-Präsident Battistelli: „Prognostischer Gentest ermöglicht individuelle Brustkrebstherapie"
Paris/München, 11. Juni 2015 -- Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. 2012 wurden über 1,7 Millionen Frauen mit dieser Diagnose konfrontiert. Und ist ein Tumor erfolgreich entfernt, wird häufig eine Chemotherapie verordnet, um eine Wiedererkrankung zu verhindern. Weil jedoch längst nicht alle Frauen von einem späteren Rückfall betroffen sind, wäre diese langwierige und mit vielen Nebenwirkungen behaftete Behandlung bislang bei fast der Hälfte aller Brustkrebspatientinnen nicht nötig. Dank der Erfindung von Laura van 't Veer ist diese Ungewissheit/Unsicherheit heute Vergangenheit: Die Niederländerin hat einen genbasierten Gewebetest entwickelt, der Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium eine verlässliche Prognose ermöglicht, ob eine Chemotherapie wirklich notwendig ist. Patientinnen mit geringem Rückfallrisiko kommen dadurch ohne Chemotherapie aus und bleiben dennoch tumorfrei. Damit gelang der 58-jährigen ein veritabler Meilenstein in der Brustkrebsbehandlung. Für diese Leistung hat das Europäische Patentamt (EPA) Laura van 't Veer heute in Paris mit dem Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)" ausgezeichnet. Mit dem prestigeträchtigen Preis werden herausragende Erfinder geehrt, die mit ihren Arbeiten einen außerordentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritt geleistet haben. „Van' t Veers Erfindung revolutionierte die Krebsdiagnose, indem sie zu einer auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnittenen Behandlung verhilft. Das macht sie zu einer herausragenden europäischen Erfinderin auf dem Gebiet der personalisierten Medizin", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der feierlichen Preisverleihung in der historischen Börse Paris vor 400 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Erfindung macht Blick in die Gene möglich
Als der Biologin und ihrem Team am Niederländischen Krebsinstitut im Jahr 2001 der Nachweis gelang, dass eine spezifische Signatur aus 70 Genen darüber entscheidet, wie hoch das Rückfallrisiko bei Frauen mit Brustkrebs ist, erreichte sie damit geradezu einen medizinischen Durchbruch. Denn zuvor waren bei der Krebsbehandlung einzig der pathologische Befund, das Alter der Patientin und die Anzahl der sich teilenden Krebszellen für die Diagnose ausschlaggebend. „Wir entdeckten bestimmte Muster in den Genen der Tumore, anhand derer wir zwischen hohem und niedrigerem Wiedererkrankungsrisiko unterscheiden können", sagt van 't Veer rückblickend. Darauf aufbauend brachte sie gemeinsam mit ihrem Team einen bahnbrechenden Test hervor: Dieser misst die Aktivität der tumorspezifischen Gene mit Hilfe eines Mikrochips. Anhand einer kleinen Probe von Tumorgewebe lässt sich so innerhalb von 10 Tagen feststellen, ob ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht: „Wir vergleichen die aktiven und passiven Gene miteinander. Sind sie aktiv, ist der Tumor aggressiv, greift umliegendes Gewebe an und bildet Metastasen in den anderen Organen. Sind diese Gene passiv, ist das Risiko einer weiteren Ausbreitung geringer", erklärt van' t Veer.
Großer wirtschaftlicher Nutzen dank Patentierung
Auf Grundlage der frühzeitigen Patentierung ihrer Erfindung im Jahr 2001 gründete Laura van 't Veer gemeinsam mit ihrem Forschungspartner René Bernards die Start-up Agendia, das heute in Amsterdam und in Kalifornien beheimatet ist und sich zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Molekulardiagnostik entwickelt hat. Seit Agendia im Jahr 2004 mit der Vermarktung des Gentests unter dem Namen MammaPrint startete, hat die Technologie über 40 000 Frauen in einer Vielzahl von Ländern bei der Krebsbehandlung geholfen. „In der Praxis hat der MammaPrint Test dafür gesorgt, dass 20 bis 30 Prozent weniger Brustkrebspatientinnen eine Chemotherapie brauchen", sagt van 't Veer. „Damit ersparen wir den Patientinnen die schweren Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Haarausfall und permanente Müdigkeit."
Van 't Veer zählt mit über 230 wissenschaftlichen Publikationen und einer Reihe von Auszeichnungen, die sie für ihre Erfolge in der Brustkrebsforschung erhalten hat, zu einer der profiliertesten Expertinnen auf dem Gebiet. Bis heute forscht sie in ihrer Funktion als Chief Research Officer bei Agendia mit ihrem Team in Amsterdam an Erfindungen für die Krebstherapie. Ihren Lebensmittelpunkt hat die Niederländerin inzwischen in San Francisco, wo sie seit 2010 als Professorin für Labormedizin an der University of California tätig ist.
Medien- und Servicepaket zu Laura Van 't Veer:
Der Blick auf das Patent: EP1410011
Video- und Fotomaterial zum Europäischen Erfinderpreis 2015 |
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