Tiefe Hirnstimulation zur Milderung der Parkinson-Krankheit: Alim Louis Benabid erhält den Europäischen Erfinderpreis 2016
- Französischer Physiker und Neurochirurg für seine Leistungen zur erfolgreichen Behandlung von Tremor ausgezeichnet
- Weltweiter Standard: bereits über 150000 Patienten behandelt
- Benabid heute bei Preisverleihung in Lissabon in der Kategorie „Forschung" geehrt
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EPA-Präsident Benoît
Battistelli: "Benabids Erfindung hat Menschen mit Parkinson neue Hoffnung
gegeben."
Lissabon/München, 9. Juni 2016 - Die Lebensqualität von Menschen, die unter schweren Symptomen der Parkinson-Krankheit sowie anderer neurologischer Erkrankungen leiden, konnte dank der hochfrequenten Tiefen Hirnstimulation (THS) enorm verbessert werden. Die hochfrequente THS wurde von dem französischen Physiker und Neurochirurgen Alim-Louis Benabid (74) in die klinische Anwendung gebracht. Für diese Leistung ehrte das Europäische Patentamt (EPA) Benabid heute bei einer Zeremonie in Lissabon mit dem Europäischen Erfinderpreis 2016 in der Kategorie "Forschung", einer von fünf Preiskategorien.
"Benabids Erfindung hat Menschen neue Hoffnung gegeben, die zuvor aufgrund ihrer Parkinson-Erkrankung bewegungsunfähig waren", so EPA-Präsident Benoît Battistelli. "Die Methode ist weltweit zur Standardbehandlung bei Parkinson geworden und hat 150 000 Patienten geholfen, die nun dank dieser Erfindung ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben führen können.
Zur Preisverleihung in der MEO Arena in Lissabon kamen rund 600 prominente Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und Wissenschaft. Eröffnet wurde die Zeremonie vom Präsidenten des EPA, von Portugals Premierminister António Costa und dem EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation Carlos Moedas.
Mit dieser Auszeichnung, die nun zum elften Mal vergeben wurde, würdigt das EPA in jedem Jahr herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt, die einen außerordentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritt geleistet haben. Die Gewinner wurden von einer unabhängigen internationalen Jury aus fast 400 Erfindern und Erfinderteams ausgewählt, die für den diesjährigen Preis vorgeschlagen waren.
Durchbruch dank Zufallsentdeckung
Bereits in den 1960er-Jahren erforschten Wissenschaftler die Behandlung der Parkinson-Krankheit durch Tiefenhirnstimulation, also das Einführen elektrischer Sonden in den Thalamus des Gehirns - mit bestenfalls bescheidenen Ergebnissen. Das Jahr 1987 brachte eine entscheidende Wende, denn Benabid machte bei der Operation eines an Parkinson erkrankten Patienten an der Universität Joseph Fourier in Grenoble eine bahnbrechende und überraschende Entdeckung: Als der junge Wissenschaftler die Frequenz einer elektrischen Sonde, die den Thalamus des Patienten stimulierte, von 50 Hz auf den Hochfrequenzbereich heraufsetzte, ließ der durch Parkinson bedingte Tremor vollständig nach. "Ich habe in dem Moment gemerkt, in dem ich bei 100 Hz stimuliert habe, dass das Zittern aufgehört hat. Wir wussten, dass wir etwas herausgefunden hatten, woraus wir eine Therapie entwickeln konnten", erinnert sich Benabid. Von diesem Erlebnis beflügelt verfolgte der Erfinder, der Abschlüsse in Medizin und Physik vorweisen kann, daraufhin seinen eigenen Ansatz.
Pionierarbeit mit neuem Behandlungsansatz
In enger Zusammenarbeit mit dem Medizintechnik-Unternehmen Medtronic war Benabid an der Entwicklung eines Gerätes beteiligt, das auf den individuellen Behandlungsbedarf von Patienten abgestimmt ist. Diese Sonde wird durch ein kleines Loch in der Schädeldecke eingeführt und verbleibt, ähnlich wie ein Herzschrittmacher, dauerhaft im Gehirn des Patienten. Über einen Verbindungsdraht können elektrische Impulse mit kontrollierten Intensitäten von 130 Hz gezielt an bestimmte Regionen des Thalamus und der umgebenden Hirnbereiche gesendet werden. Der Ansatz ermöglicht Patienten ein einschränkungsfreies, unabhängiges Leben und ist radikalen operativen Eingriffen überlegen. Noch dazu ist die Behandlung vollständig reversibel.
Alim-Louis Benabid hat 12 Patente eingereicht und 523 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. Er setzt seine Forschung als emeritierter Professor an seiner Alma Mater fort.
Benabids hochfrequente THS erhielt 1998 das CE-Zeichen für die Behandlung von Parkinson in Europa und wurde 2002 von der FDA in vollem Umfang für die USA zugelassen. Seitdem wurden mehr als 150 000 Patienten operativ versorgt. Inzwischen gilt die THS weltweit als Standardbehandlung bei fortgeschrittenem Parkinson und anderen neurologischen Störungen, wie Epilepsie, essentiellem Tremor oder unkontrollierten Muskelkontraktionen (Dystonie).
„Zu erkennen, wie Patienten an Lebensqualität zurückgewinnen", so Benabid, „ist für mich die größte Belohnung."
Medien- und Servicepaket zu Alim-Louis Benabid
Kurzes Video über den Erfinder
Download von Filmmaterial in höchster Sendequalität (HD): Deutsche Fassung und B-roll (Vimeo)
Erfahren Sie mehr über den Erfinder
Der Blick auf die Patente:
EP1682218
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EP2139389
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EP1961444
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EP2184083
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EP1932561
Hinweis an die Redaktionen: Video- und Fotomaterial zur Preisverleihung am 9. Juni 2016 |
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