Festes Ammoniak gegen Luftverschmutzung: Dänisches Forscherteam erhält den Europäischen Erfinderpreis 2016
- Tue Johannessen, Ulrich Quaade, Claus Hviid Christensen und Jens Kehlet Nørskov für neuartiges System zur Speicherung und Freisetzung von Ammoniak ausgezeichnet
- Erfindung entfernt bis zu 99% der schädlichen Stickoxide (NOx) aus Dieselabgasen
- Dänisches Team heute bei Preisverleihung in Lissabon in der Kategorie „KMU" geehrt
- EPA-Präsident Benoît Battistelli: "Die Innovation von Johannessen, Quaade und ihrem Team ist ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die Verschmutzung durch Fahrzeuge, mit dem die Luft in größeren Städten erheblich verbessert werden könnte."
Lissabon/München, 9. Juni 2016 - Bewohner von Städten können aufatmen: Ein Team dänischer Wissenschaftler hat eine Möglichkeit entdeckt, Dieselabgase sauberer und gesünder für Mensch und Umwelt zu machen. Dabei wird Ammoniak in einer neuartigen festen Form eingesetzt, um Schadstoffe aus Dieselmotoren zu neutralisieren. Für diese Leistung ehrte das Europäische Patentamt (EPA) Tue Johannessen, Ulrich Quaade, Claus Hviid Christensen und Jens Kehlet Nørskov heute bei einer Zeremonie in Lissabon mit dem Europäischen Erfinderpreis 2016 in der Kategorie "Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)", einer von fünf Preiskategorien.
"Die Erfindung von Johannessen, Quaade und ihrem Team ist ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die Verschmutzung durch Fahrzeuge, mit dem die Luft in größeren Städten erheblich verbessert werden könnte", so EPA-Präsident Benoît Battistelli. "Ein solches neuartiges System für die Abgasreinigung könnte als Industriestandard möglicherweise Gesundheitsrisiken für Millionen von Menschen weltweit mindern, die schlechter Luft ausgesetzt sind."
Zur Preisverleihung in der MEO Arena in Lissabon kamen rund 600 prominente Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und Wissenschaft. Eröffnet wurde die Zeremonie vom Präsidenten des EPA, von Portugals Premierminister António Costa und dem EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation Carlos Moedas.
Mit dieser Auszeichnung, die nun zum elften Mal vergeben wurde, würdigt das EPA in jedem Jahr herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt, die einen außerordentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Fortschritt geleistet haben. Die Gewinner wurden von einer unabhängigen internationalen Jury aus fast 400 Erfindern und Erfinderteams ausgewählt, die für den diesjährigen Preis vorgeschlagen waren.
Neuartige Ammoniakspeicherung
Für die Anwendung in der Abgasreinigung war es notwendig, Ammoniak in eine feste, stabile Form zu bringen. Das dänische Team hat erfolgreich nachgewiesen, dass komprimierte Metallsalze große Mengen an Ammoniak absorbieren können, ohne sich stark auszudehnen. "Es grenzt an Magie, dass so viel Gas in eine feste Form gebracht werden kann", meint Johannessen.
Vom Experiment zur Marktreife
Ein entscheidender Vorteil des kompakten Speichersystems, genannt AdAmmine, ist seine Mobilität: Was mit 1 Gramm schweren Salztabletten begann, entwickelte sich schnell weiter, und schließlich wurden Kartuschen hergestellt, die so viel Ammoniak speichern können, wie in 6000 Litern gasförmigem Ammoniak enthalten ist. Das System lässt sich einfach in Fahrzeuge einbauen. Im Jahr 2005 lagerten die Forscher ihr gemeinsames Projekt von der DTU (Dänemarks Technische Universität) aus und gründeten das Spin-off-Unternehmen Amminex, um die Technologie zu vermarkten.
„Die ersten Patente waren auf verschiedene Weise sehr wichtig. Selbstverständlich sind sie seither die Grundlage für alle weiteren (technischen) Entwicklungen, waren aber auch eine wesentliche Voraussetzung zur Unternehmensgründung und Beschaffung des Startkapitals."
Das Unternehmen hat bereits den Auftrag erhalten, 300 Busse in Kopenhagen mit AdAmmine-Kartuschen auszustatten. Diese wandeln die von Dieselmotoren erzeugten NOx-Partikel in Wasser und Stickstoff um und setzen sie als feuchte Luft frei.
Johannessen, der Chief Technology Officer von Amminex, promovierte an der DTU in Chemieingenieurwesen, und die Mitbegründer von Amminex sind ebenfalls anerkannte Wissenschaftler. Quaade, der nun den Bereich Forschung und Entwicklung leitet, hat einen Doktortitel in Physik, Christensen einen Master in Chemie und Nørskov einen Doktortitel in theoretischer Physik.
Ihre Erfindung könnte den Verkehrssektor verändern, der für etwa 44 % der weltweiten NOx-Emissionen, einer der Hauptursachen für Smog, verantwortlich ist. Sie könnte eines Tages außerdem herkömmliche Systeme zur Diesel-Abgasnachbehandlung ersetzen, die weit verbreitet sind, aber sich nicht gut für die Anwendung in Städten eignen, weil sie bei niedrigen Geschwindigkeiten und kurzen Entfernungen nicht effizient funktionieren. Durch das System der Dänen können hingegen bis zu 99 % der schädlichen Giftstoffe, die beim Stop-and-Go-Verkehr entstehen, aus Dieselabgasen herausgefiltert werden. Dieser Vorteil könnte Amminex dabei helfen, aktuelle Systeme zur Abgasreinigung bei Dieselmotoren zu ersetzen, deren Zahl sich bis 2025 in Europa voraussichtlich verdreifachen wird.
Medien- und Servicepaket zu Tue Johannessen, Ulrich Quaade, Claus Hviid Christensen und Jens Kehlet Nørskov
Kurzes Video über die Erfinder (YouTube)
Download von Filmmaterial in höchster Sendequalität (HD): Deutsche Fassung und B-roll (Vimeo)
Erfahren Sie mehr über die Erfinder
Der Blick auf die Patente: EP1728290 , EP2316558 , EP2305979 , EP2241535
Hinweis an die Redaktionen: Video- und Fotomaterial zur Preisverleihung am 9. Juni 2016 |
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