Der Pionier des modernen MRT: Jens Frahm erhält den Europäischen Erfinderpreis 2018 in der Kategorie Forschung
- Europäisches Patentamt (EPA) ehrt deutschen Biophysiker Jens für bahnbrechende Innovationen in der Magnetresonanztomographie (MRT)
- Frahms schnelles bildgebendes Verfahren etabliert die MRT als klinisches Hilfsmittel: heute weltweit über 100 Millionen Untersuchungen pro Jahr
- Folgeerfindung ermöglicht „MRT-Filme" von menschlichen Körperfunktionen in Echtzeit
- EPA-Präsident Battistelli: „Die patentierten Erfindungen von Jens Frahm haben der MRT den Weg bereitet und sie zu einer Standardtechnologie der modernen medizinischen Diagnostik gemacht. So hat sie in den vergangenen Jahrzehnten Millionen von Patienten geholfen."
Paris, Saint-Germain-en-Laye/München, 7. Juni 2018 - Der deutsche Biophysiker Jens Frahm hat in Paris, Saint-Germain-en-Laye, den Europäischen Erfinderpreis erhalten. Er wurde in der Kategorie „Forschung" - einer von fünf Preiskategorien - ausgezeichnet. Damit ehrte das Europäische Patentamt (EPA) den Max-Planck-Wissenschaftler für seine bahnbrechenden Innovationen auf dem Gebiet der Magnetresonanztomographie (MRT), die das Bildgebungsverfahren beschleunigten und die MRT in der klinischen Praxis etablierten. Die FLASH-Technik (Fast Low Angle Shot) des Erfinders wurde 1985 entwickelt und reduzierte die MRT-Bildgebungszeiten von Minuten auf Sekunden. Die Nachfolgeerfindung (FLASH2) ermöglicht es Ärzten, die „MRT-Videos" in Echtzeit von der menschlichen Physiologie zu erstellen.
„Die patentierten Erfindungen von Jens Frahm haben das diagnostische Potenzial der Magnetresonanztomographie für die Gesundheitsversorgung erschlossen. Sie haben der MRT den Weg bereitet und sie als Standardtechnologie in der modernen medizinischen Diagnostik etabliert. So hat sie in den vergangenen Jahrzehnten Millionen von Patienten geholfen", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli. „ Frahms Arbeit am Max-Planck-Institut unterstreicht die führende Rolle europäischer Wissenschaftler, Erfinder und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Medizintechnik."
An der Preisverleihung im Théâtre Alexandre Dumas nahmen rund 600 Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und Wissenschaft teil. Der Preis wird jährlich vom EPA verliehen, um herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt zu würdigen, die mit ihrer Erfindung einen maßgeblichen Beitrag zu gesellschaftlicher Entwicklung, technologischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben. Die Preisträger wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury unter mehr als 500 Erfindern und Erfinder-Teams für die diesjährige Preisverleihung ausgewählt.
Beschleunigung der MRT-Diagnostik für die klinische Praxis
Anfang der 1980er Jahre untersuchte Jens Frahm innerhalb eines Forschungsteams am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen die Grundlagen eines damals neuen Konzepts, der sogenannten Kernspinresonanzspektroskopie (NMR), der Schlüsseltechnologie der MRT. Zwar diagnostizierte die MRT im Vergleich zum Röntgen Erkrankungen wie Gehirntumore und Herzfehler genauer, das Verfahren erwies sich indes als zu langsam für die medizinische Praxis. Indem er nur einen kleinen Teil des MRT-Signals für jede der vielen individuellen Messungen verwendete, beschleunigte Frahm das Bildgebungsverfahren. So erhielt er innerhalb von Sekunden alle notwendigen Aufnahmen für ein hochauflösendes MRT-Bild. „Mit der FLASH-Technik haben wir die Wartezeiten eliminiert. Und das hat im Grunde die gesamte moderne MRT eingeleitet", sagt der Erfinder. Der Rest ist Geschichte: Führende Hersteller übernahmen Frahms FLASH-Technik und Magnetresonanztomographen wurden zu Standardgeräten der Medizin. Das MRT-Verfahren gehört zu den sichersten verfügbaren medizinischen Diagnoseverfahren. Heute werden weltweit mehr als 100 Millionen Untersuchungen pro Jahr in Krankenhäusern durchgeführt - jede einzelne nutzt Frahms Technologie.
Jens Frahm brachte 25 Jahre damit zu, die nächste Entwicklungsstufe des MRT-Bildgebungsverfahrens zu entwickeln: FLASH2 aus dem Jahr 2010 setzte moderne Computerbildrekonstruktionstechnik ein, um die weltweit ersten MRT-Filme mit Aufzeichnungsgeschwindigkeiten von bis zu 50 Bildern pro Sekunde zu ermöglichen.
„Im Grunde verschieben wir die MRT von einem Zustand der Fotografie zu einem Zustand des Films. Wir haben eine neue Methode entwickelt, mit der man erstmals direkt beliebige physiologische Vorgänge im Körper - jede Art von Körperfunktionen - abbilden bzw. filmen kann", sagt Jens Frahm. FLASH2 gibt Ärzten ein neues Verfahren an die Hand, mit der sie schlagende Herzen, Gelenkbewegungen und komplexe Prozesse wie Schlucken oder Sprechen beobachten und diagnostische Erkenntnisse erlangen können. FLASH2 wird derzeit an Universitäten in Deutschland, Großbritannien und den USA für den klinischen Einsatz getestet.
Über vier Jahrzehnte engagierte Forschung
Jens Frahm ist heute Direktor der Biomedizinischen NMR Forschung GmbH. Das Non-Profit-Unternehmen wurde 1993 am Göttinger MPI für biophysikalische Chemie mit dem Ziel gegründet, die FLASH-Forschung weiter auszubauen. Der Biophysiker koordiniert hier zahlreiche Forscher, die an der diagnostischen Anwendung der Echtzeit-MRT-Bilder arbeiten, die mittels FLASH2 erstellt wurden. Die FLASH-Plattform ist derzeit das profitabelste Patent der Max-Planck-Gesellschaft. Als herausragender Wissenschaftler auf seinem Gebiet erhielt Frahm die höchsten Auszeichnungen im Bereich der medizinischen Bildgebung. 2016 wurde Jens Frahm für seine Pionierarbeit in der MRT in die Hall of Fame der deutschen Forschung aufgenommen - einer ausgewählten Gruppe, die nur aus 20 Forschern besteht. „Ich habe mein ganzes Leben lang an der MRT gearbeitet. Für mich als Physiker ist dies eine wunderbare Gelegenheit, etwas Nützliches, etwas Sinnvolles zu tun, von dem Millionen von Menschen profitieren", sagt der Erfinder.
Medienmaterial zu Jens Frahm
- Kurzfilm über den Erfinder (YouTube)
- Download von Videos in Übertragungsqualität (HD): Deutsche Synchronisation, B-roll und cleanfeed (EPA- Media- Center)
- Weiteres Foto- und Video-Material
- Lesen Sie mehr über den Erfinder
- Ein Blick auf die Patente: EP0191431, EP2699926, EP2550541
Hinweis an die Redaktionen: Verfügbarkeit des Film- und Fotomaterials am 7. Juni 2018 |
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