Lebensrettende Energie in winzige Batterien gepackt: Esther Sans Takeuchi erhält Europäischen Erfinderpreis 2018 in der Kategorie Nicht-EPO-Staaten
- Europäisches Patentamt (EPA) ehrt US-amerikanische Erfinderin Esther Sans Takeuchi für die Entwicklung von Batterien, die moderne implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) mit Energie versorgen
- Ihre Batterien haben eine lange Lebensdauer, wodurch die Notwendigkeit von riskanten Operationen reduziert wird
- Die Erfindung ermöglichte die großflächige Einführung implantierbarer Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) und erhöhte Komfort und Sicherheit für die Patienten
- EPA-Präsident Benoît Battistelli: „Sans Takeuchis innovative Arbeit im Bereich Energiequellen und Speicherung von Energie ermöglicht lebensrettende Technologien, von denen Millionen Patienten profitieren."
Paris, Saint-Germain-en-Laye/München, 7. Juni 2018 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat die US-amerikanische Wissenschaftlerin und Chemieingenieurin Esther Sans Takeuchi mit dem Europäischen Erfinderpreis geehrt. Sie wurde bei der heutigen Preisverleihung in Paris, Saint-Germain-en-Laye, in der Kategorie „Nicht-EPO-Staaten" - einer von fünf Preiskategorien - ausgezeichnet. Sans Takeuchi entwickelte kompakte Batterien, die winzige, implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) mit Energie versorgen. Diese Geräte erkennen und korrigieren unregelmäßige und möglicherweise tödliche Herzrhythmen. Ihre Lithium/Silber-Vanadiumoxid-Batterie („Li/SVO") verlängerte die Lebensdauer der Stromquelle von ICDs auf etwa fünf Jahre und lieferte damit erheblich länger Energie als ihre Vorgängermodelle. Dadurch konnte die Anzahl operativer Eingriffe für Batteriewechsel bei Patienten reduziert werden. Ihre Erfindung führte nicht nur zu einem Fortschritt in der Batteriechemie, sondern ermöglichte auch die Herstellung und weite Verbreitung von ICDs.
„Esther Sans Takeuchis innovative Arbeit im Bereich Energiequellen und Speicherung von Energie ermöglicht lebensrettende Technologien, von denen Millionen Patienten mit Herzinsuffizienz profitieren", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Ihre Entwicklungen auf dem Gebiet der Batterietechnologie haben sie außerdem zu einer der produktivsten US-amerikanischen Erfinderinnen gemacht. Sie ist heute ein Vorbild für Frauen in der Wissenschaft und liefert gleichzeitig ein Beispiel für den immensen Fortschritt für das menschlichen Wohlbefinden, den Wissenschaft und Technologie bewirken können."
Esther Sans Takeuchi ist eine von vier Erfinderinnen, die mit dem Europäischen Erfinderpreis 2018 ausgezeichnet wurden. Seit der erstmaligen Vergabe im Jahr 2006 sind noch nie so viele Frauen wie in diesem Jahr damit geehrt worden.
An der Preisverleihung im Théâtre Alexandre Dumas nahmen rund 600 Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und Wissenschaft teil. Der Preis wird jährlich vom EPA verliehen, um herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt zu würdigen, die mit ihrer Erfindung einen maßgeblichen Beitrag zu gesellschaftlicher Entwicklung, technologischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben. Die Preisträger wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury unter mehr als 500 Erfindern und Erfinder-Teams für die diesjährige Preisverleihung ausgewählt.
Materialwissenschaft in Aktion
Als der erste ICD 1980 implantiert wurde, war bei dem relativ großen Gerät - aufgrund seiner Größe im Bauchbereich des Patienten implantiert - alle 12 bis 18 Monate ein Batteriewechsel nötig. Die daraus resultierenden häufigen Operationen stellten für die Patienten mit Herzproblemen ein zusätzliches Risiko dar. Die Materialwissenschaftlerin und Chemieingenieurin Esther Sans Takeuchi nutzte ihr Fachwissen für die Entwicklung einer besseren Lösung:
„Wir haben uns der fast unmöglichen Aufgabe gestellt, eine Batterie zu entwickeln, die eine Lebensdauer von fünf Jahren hat und eine Million Mal mehr Energie liefert als Schrittmacher-Batterien", sagt Sans Takeuchi. „Das ist uns durch mehrere Innovationen gelungen: Ein neues Material für die Kathode, ein hochleitfähiger Elektrolyt und ein neuartiges Zelldesign, das hohe Leistung ermöglicht."
Dank der Arbeiten der Forscherin bieten ICD-Batterien heute eine wesentlich längere Lebensdauer und sind klein genug, um unter dem Schlüsselbein eines Patienten, an der gleichen Stelle wie Herzschrittmacher, angebracht zu werden. Sans Takeuchis Li/SVO-Batterien sind die am häufigsten verwendeten Batterien in implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs).
Rund 300.000 dieser Geräte werden jedes Jahr weltweit eingesetzt - damit sind sie im wahrsten Sinne des Wortes Lebensretter. Bei einem unregelmäßigen Herzschlag setzen sie das Herz mittels Elektroimpuls gewissermaßen „auf Anfang" zurück und verhindern dadurch einen plötzlichen Tod von Hochrisikopatienten, die für einen Herzstillstand besonders anfällig sind.
Die Batterietechnologie wurde 1987 erstmals in einem implantierten ICD eingesetzt und vom amerikanischen Medizingerätehersteller Greatbatch vertrieben, bei dem Sans Takeuchi die Batterieforschung und -entwicklung verantwortete. In Hinblick auf die Entwicklung der Technologie sagt die Erfinderin: „Wir sind das Thema Patente sehr klug angegangen und erkannten, dass Patente ein strategischer Vorteil für das Unternehmen sein können."
Der Forschung verschrieben
Die Tochter lettischer Emigranten rechnet ihren Eltern hoch an, dass sie ihr schon in jungen Jahren eine starke Arbeitsmoral vermittelt und ihr Interesse an der Wissenschaft geweckt hatten. Heute ist Esther Sans Takeuchi eine der führenden Forscherinnen auf dem Gebiet der Energiespeicherung und gilt mit 39 europäischen Patenten und mehr als 150 US-Patenten, in denen sie als Erfinderin genannt ist, als eine der produktivsten Erfinderinnen in den USA. Seit 2012 ist sie Distinguished Professor in der Abteilung für Materialwissenschaften und Ingenieurwesen an der State University of New York in Buffalo sowie leitende Wissenschaftlerin des Direktoriums für Energiewissenschaften am Brookhaven National Laboratory. Nach 40-jähriger Tätigkeit in der Industrie und der akademischen Welt arbeitet sie noch immer an der Spitze der wissenschaftlichen Forschung in der Batterietechnologie:
„Batterien erscheinen einfach, aber in Wirklichkeit sind sie sehr komplex", sagt die Erfinderin. „Die Mechanismen sind noch nicht vollständig untersucht und deshalb wird die Forschung fortgeführt."
Medienmaterial zu Esther Sans Takeuchi
- Kurzfilm über die Erfinderin (YouTube)
- Download von Videos in Übertragungsqualität (HD): Deutsche Synchronisation, B-roll und cleanfeed (EPA-Media-Center)
- Weiteres Foto- und Video-Material
- Lesen Sie mehr über die Erfinderin
- Ein Blick auf die Patente: EP1768203, EP1215175, EP1816692 EP1156541, EP0630065 , EP0618630
Hinweis an die Redaktionen: Verfügbarkeit des Film- und Fotomaterials am 7. Juni 2018 |
|
Pressekontakt:
Jana Mittermaier
Direktorin Externe Kommunikation
Rainer Osterwalder
Pressesprecher
EPO Press Desk
Tel. +49 (0)89 2399 1820
Mobile: +49 (0)163 8399527
press@epo.org