Herausragende Erfinder aus Deutschland, Frankreich, Irland, den Niederlanden, der Schweiz und den USA mit dem Europäischen Erfinderpreis 2018 ausgezeichnet
- Das Europäische Patentamt (EPA) würdigt Erfinder für außergewöhnliche Leistungen in den Bereichen Kraftfahrzeugtechnik, Materialwissenschaften, medizinische Bildgebung, Medizintechnik und Laser
- Die Schweizer Physikerin Ursula Keller wird für die maßgebliche Entwicklung der u ltraschnellen Pulslasertechnologie mit dem Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet
- Jens Frahm (Deutschland), Agnès Poulbot und Jacques Barraud† (Frankreich), Esther Sans Takeuchi (USA), Jane ní Dhulchaointigh und Team (Irland) sind Gewinner in den anderen vier Kategorien
- Publikumspreis des Online-Votings geht an Erik Loopstra (Niederlande) und Vadim Banine (Niederlande/Russland) für die Erfindung einer Methode zur Herstellung kleinerer, schnellerer Mikrochips
- Rekord: bisher größte Anzahl an Erfinderinnen unter den Gewinnern
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EPA-Präsident Benoît Battistelli: „Die außergewöhnlichen Leistungen der Erfinderinnen
und Erfinder haben die Industrie geprägt, unser Leben verbessert und
Möglichkeiten eröffnet, die zuvor nicht vorstellbar waren."
Paris, Saint-Germain-en-Laye/München, 7. Juni 2018 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat in Paris, Saint-Germain-en-Laye, die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2018 bekanntgegeben. Rund 600 Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und Wissenschaft nahmen an der Veranstaltung teil. Unter den Preisträgern, die aus sieben Ländern (Deutschland, Frankreich, Irland, Niederlande, Russland, Schweiz und USA) kommen, sind vier Frauen - die größte Anzahl in der Geschichte des seit 2006 verliehenen Preises. Die Auszeichnung ehrt alljährlich Einzelpersonen und Teams, die mit ihren Erfindungen zum technologischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung sowie zur Schaffung von Arbeitsplätzen beigetragen haben. Aus mehr als 500 Erfindern und Erfinder-Teams wählte eine unabhängige internationale Jury die Gewinner für den diesjährigen Preis aus.
„Der Erfindungsreichtum und die Kreativität der diesjährigen Träger des Europäischen Erfinderpreises unterstreichen Europas Attraktivität als Technologie-Spitzenregion für Wissenschaftler und Erfinder aus der ganzen Welt", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Preisverleihung. „Ich freue mich besonders, dass in diesem Jahr der große Beitrag, den Erfinderinnen in vielen traditionell von Männern dominierten Bereichen erbringen, Anerkennung findet. Durch ihre Leistungen haben all diese Persönlichkeiten eine Reihe von Branchen geprägt und Möglichkeiten eröffnet, die zuvor nicht vorstellbar waren. Sie tragen dazu bei, Transport umweltfreundlicher zu machen, Abfall zu reduzieren und lebensrettende medizinische Implantate mit Energie zu versorgen. Ihre Erfindungen bringen Herstellungsverfahren und medizinische Prozesse voran. Sie ermöglichen es uns, in den menschlichen Körper hineinzusehen und sogar physikalische Gesetze auf kleinster Skala zu erforschen."
Die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2018 sind:
Industrie
Agnès Poulbot und Jacques Barraud†
(Frankreich)
Sich selbst erneuerndes Reifenprofil
Die französischen Erfinder Agnès Poulbot und
Jacques Barraud† haben ein
dreidimensionales Reifenprofil-Design entwickelt, das nicht nur die Haltbarkeit
und Leistung der Reifen verbessert, sondern auch den Kraftstoffverbrauch und
den CO2-Ausstoß bedeutend verringert. Das Design spart etwa drei Tonnen CO2 auf
100.000 Kilometern und wird vom Reifenhersteller Michelin vermarktet. Laut dem
Unternehmen dürften Pneus mit dem sich selbsterneuernden Profil bis 2022 etwa
30 Prozent der verkauften Schwerlastreifen ausmachen.
Forschung
Jens Frahm (Deutschland)
Schnellere MRT in Echtzeit
Die weit
verbreitete Nutzung der Magnetresonanztomographie (MRT) als Instrument der medizinischen
Diagnose ist zum großen Teil dem deutschen Biophysiker Jens Frahm zu verdanken.
Er entwickelte die FLASH-Technik (Fast Low Angle Shot), welche die Geschwindigkeit
der MRT-Bildgebung um den Faktor 100 beschleunigt und damit das Verfahren für
die klinische Anwendung nutzbar machte. Mit der Weiterentwicklung hat Frahm die
MRT-Technologie in das Videozeitalter geführt. Die FLASH-Plattform ist das
erfolgreichste Patent der Max-Planck-Gesellschaft.
Nicht-EPO-Staaten
Esther Sans Takeuchi (Vereinigte Staaten)
Batterien für Herz-Stromstoß
Chemieingenieurin Esther Sans Takeuchi hat
Kompaktbatterien erfunden, welche die meisten implantierbaren
Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) mit Energie versorgen. ICDs werden von
Millionen Patienten benutzt und verringern das Risiko von Herzinfarkten durch
lebensrettende Stromimpulse. Ihre Entwicklung verlängert die
Batterielebensdauer erheblich und reduziert die Anzahl operativer Eingriffe zum
Wechsel der Batterie für Patienten, die aufgrund von Herzproblemen bereits
gefährdet sind. Die Lithium/Silber-Vanadiumoxid-Batterie ist eines von Sans
Takeuchis 150 Patenten, die sie zu einer der produktivsten Erfinderinnen der
USA machen.
KMU (Kleine und mittlere Unternehmen)
Jane ní Dhulchaointigh und Team (Irland)
Sugru: formbarer Multifunktionsklebstoff
Die irische
Produktdesignerin Jane ní Dhulchaointigh und ihr Team haben einen formbaren
Multifunktionsklebstoff entwickelt, der die Stärke eines Hochleistungsklebers
mit der Biegsamkeit von Gummi verbindet. Ní Dhulchaointighs Klebstoff Sugru
wurde nach dem irischen Wort für „spielen" benannt und ist das Ergebnis von
mehr als 8.000 Stunden Forschung im Labor. Die Erfindung eröffnet neue Möglichkeiten,
Gegenstände zu reparieren und sie individuell anzupassen. Damit hilft Sugru auch,
unsere Einstellung zu überdenken, wenn es um das Wegwerfen von kaputten
Gegenständen und den dadurch entstehenden Abfall geht.
Publikumspreis
Erik Loopstra
(Niederlande) und Vadim Banine (Niederlande/Russland)
EUV-Lithographie für kleinere und schnellere Mikrochips
Der niederländische Systemingenieur Erik Loopstra und der
niederländisch-russische Physiker Vadim Banine wurden per Online-Voting von der
Öffentlichkeit als Gewinner des Publikumspreises gewählt. Sie erhalten die
Auszeichnung für ihre Entwicklung der Entwicklung der Extrem UV-Lithografie
(EUVL).
Ihr Verfahren setzt Hochenergielaser ein, um Präzision im
Nanobereich zu erzielen und auf diese Weise kleinere, schnellere und
leistungsfähigere Halbleiter zu produzieren. Dank
Loopstra und Banine und ihren Forschungs- und Entwicklungsteams wird die
nächste Generation von Mikroprozessoren mit europäischer Hochtechnologie
hergestellt. Sie erhielten im Online-Voting, das vom 24. April bis zum 3. Juni
stattfand, die meisten unter den Tausenden online abgegebenen Stimmen.
Lebenswerk
Ursula Keller (Schweiz)
Ultraschneller Pulslaser
Die Schweizer Physikerin Ursula Keller entwickelte den SESAM-Spiegel - ein
praktisches Verfahren, um kontinuierliches Laserlicht in ultraschnelle
Laserpulse zu verwandeln. Ihre Methode ist die führende Technologie für
kommerziell genutzte ultraschnelle Pulslaser, die vielfach in industriellen und
medizinischen Verfahren zum Einsatz kommen. Im Laufe ihrer 30-jährigen Karriere
trieb sie die Laserwissenschaft durch kompaktere, effizientere und
leistungsfähigere Entwicklungen voran, die in Bereichen wie der wissenschaftlichen
Forschung, der Telekommunikation und der Unterhaltungselektronik eine wichtige
Rolle spielen.
Hinweis an die Redaktionen: Verfügbarkeit des Film- und Fotomaterials am 7. Juni 2018 |
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Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Im Jahr 2006 vom EPA ins Leben gerufen, zeichnet er einzelne Erfinder und Erfinderteams aus, deren bahnbrechende Arbeiten Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben. Um für die Auszeichnung in Frage zu kommen, müssen die eingereichten Vorschläge spezifische Voraussetzungen erfüllen, darunter den Nachweis mindestens eines vom EPA erteilten Patents für die Erfindung. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury internationaler Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Forschung ausgewählt. Sie prüft die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrages zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zu wirtschaftlichem Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa. Der Gewinner des Publikumspreises wird unter den 15 Finalisten per Online-Abstimmung im Vorfeld der Verleihung ermittelt. Die 15 diesjährigen Finalisten wurden aus mehr als 500 Vorschlägen ausgewählt - der bisher höchsten Anzahl, die jemals für den Preis eingereicht worden ist
Über das EPA
Mit fast 7.000 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Sein Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist außerdem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
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