Mehr Patentanmeldungen von europäischen Unternehmen und Erfindern
- Nachfrage nach Patentschutz wächst weiter: Europäisches Patentamt (EPA) verzeichnet über 174 000 Patentanmeldungen (+4,6%)
- Zunahme aus fast allen der 20 größten Anmeldeländer
- Europäische Unternehmen sorgten für besonders starkes Anmeldewachstum; auch andere Regionen legen zu
- USA bleibt anmeldeaktivstes Land, gefolgt von Deutschland und Japan
- Patentanmeldungen aus China wachsen langsamer
- Siemens auf Platz 1 des Anmelderrankings, gefolgt von Huawei und Samsung
- EPA reagiert auf wachsende Nachfrage erneut mit erhöhter Produktion und Produktivität; Zahl der veröffentlichten europäischen Patente steigt um 21%
- EPA-Präsident Campinos: „ Der EPA-Jahresbericht zeigt, dass die Nachfrage nach Patentschutz in Europa hoch ist, wächst und aus allen wichtigen Industrieregionen kommt. Europa hat 2018 wieder bewiesen, dass die Region ein sehr attraktiver Technologiemarkt für europäische und internationale Unternehmen ist.“
München, 12. März 2019 - Im vergangenen
Jahr sind beim Europäischen Patentamt (EPA) 4,6% mehr Patentanmeldungen eingereicht worden, was einem
neuen Höchststand von
174 317 Anmeldungen (2017: 166 594) entspricht (Abb.: Zunahme
der Patententwicklungen). Der EPA-Jahresbericht
2018 verzeichnet aus allen großen Industrieregionen mehr Patentanmeldungen. Europäische
Unternehmen bleiben dabei in ihrem Heimatmarkt an der Spitze: Aus den 38 EPO-Mitgliedsstaaten stammten erneut 47% aller
Patentanmeldungen beim EPA. Auch asiatische Unternehmen zeigten sich gut
positioniert, wenngleich sich das kombinierte Anmeldeaufkommen aus China, Japan
und der Republik Korea nur moderat auf 22,6% (2017: 22,1%) des Totals erhöht
hat. Die USA bleiben mit 25% der Gesamtanmeldungen das anmeldeaktivste Land, gefolgt von
Deutschland, Japan, Frankreich und China. Dank des großen Einsatzes der
EPA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie verschiedener wirksamer Maßnahmen
zur internen Verbesserung des Patenterteilungsverfahrens konnte das EPA 127 625
erteilte europäische Patente (+21%) veröffentlichen.
"Die Ergebnisse des aktuellen Jahresberichts sind für die europäische Wirtschaft gute Neuigkeiten. Die Nachfrage nach Patentschutz steigt weiter, was bedeutet, dass Erfinder und Unternehmen Europa als einen attraktiven und wichtigen Technologiemarkt ansehen, in dem sich Innovationen und Investitionen lohnen", sagte EPA Präsident António Campinos. „Europa braucht daher ein wettbewerbs- und leistungsfähiges Patentsystem, insbesondere da in der EU 38% aller Arbeitsplätze, 42% der gesamten Wirtschaftsaktivität und 90% des Außenhandels auf IP-intensive Branchen entfallen. Das Europäische Patentsystem hilft Unternehmen dabei, starke Technologie-Portfolios aufzubauen und so das Wirtschaftswachstum zu fördern."
Europäische Unternehmen als Wachstumstreiber
Unternehmen und Erfinder reichten 2018 erneut eine große Zahl an Patentanmeldungen beim EPA ein. Die fünf anmeldestärksten Regionen - Europa, die USA, Japan, China und die Republik Korea - verzeichneten dabei ein Wachstum (Abb.: Ursprung der Patentanmeldungen 2018). Unternehmen aus den EPO-Mitgliedsstaaten reichten 3,8% mehr europäische Patentanmeldungen als im Vorjahr ein. Damit erzielten sie ihre größte Zunahme seit 2010: Fast 40% des Gesamtanstiegs der Anmeldungen entfallen auf europäische Unternehmen - mehr als China, Japan und die Republik Korea zusammen.
Anmeldungen aus China stiegen um 8,8% - die niedrigste Rate seit fünf Jahren. Dafür ist hauptsächlich das langsamere Wachstum einiger der besonders patentintensiven Technologiefelder des Landes verantwortlich, wie Computertechnik, Elektrische Maschinen, Geräte und Energie sowie Audiovisuelle Technologie.
Unternehmen aus den USA und Japan reichten 2,7% bzw. 3,9% mehr Patentanmeldungen ein. Die Republik Korea kehrte den Abschwung von 2017 um (-3,4%) und verzeichnete ein Wachstum von 13%, das insbesondere von einer höheren Zahl an Einreichungen in der Digitalen Kommunikation, dem Segment Elektrische Maschinen, Geräte und Energie sowie der Computertechnik beflügelt wurde.
Auch Volkswirtschaften mit einem geringeren Anmeldevolumen meldeten 2018 deutlich mehr europäische Patente an. Einige dieser Länder, darunter Singapur (+20,2%), Australien (+16,3%), Russland (+13,4%), Taiwan (+8,9%), Kanada (+5,5%) und Israel (+4,9%), setzten dabei ihre Zunahme aus dem Vorjahr fort, was bestätigt, dass europäische Patente von Anmeldern aus einer wachsenden Zahl von Ländern aus allen geografischen Regionen in erheblichem Umfang genutzt werden.
Europäische Trends: Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Schweden, Dänemark und Belgien mit stabilem Wachstum
Der Gesamttrend für europäische Länder ist positiv, wurden aus den meisten dieser Staaten 2018 doch mehr Anmeldungen beim EPA eingereicht als im Vorjahr (Abb.: Die 50 größten Anmeldeländer). Mit der Ausnahme Frankreichs und Finnlands verzeichneten alle Top 20 der EPA-Anmeldeländer ein Wachstum.
Die Anmeldungen aus Deutschland als Europas anmeldeaktivstem Land stiegen erheblich (+4,7%) und lagen mit 26 734 rund 1 200 Patenanmeldungen über dem Vorjahreswert. Damit zeigte die Bundesrepublik zugleich die stärkste Zunahme seit 2010. Dies ist in erster Linie auf einen Aufwärtstrend im Automobilsektor und in den angrenzenden Bereichen wie Sensoren und Messgeräte zurückzuführen. In der Gruppe der Länder mit großen Anmeldevolumina setzten außerdem die Schweiz (+7,8%), Großbritannien (+7,8%) und Schweden (+7,1%) ihre Aufwärtstendenz fort. Die Niederlande (+1,4%) und Italien (+0,9%) lagen 2018 knapp über dem Vorjahresniveau. Rückläufige Zahlen gab es dagegen für Frankreich (-2,8%) und Finnland (-3,8%): Aus fast allen der zehn führenden französischen Technologiesektoren, darunter insbesondere Biotechnologie, Medizintechnologie und Informations- und Computertechnik, gingen die Anmeldungen etwas zurück. Bei den Patentanmeldungen aus Finnland sind in erster Linie schwächere Zahlen in den Bereichen Digitale Kommunikation, Computer und Telekommunikation für den Rückgang verantwortlich.
Bei den Staaten mit einem mittelgroßen Anmeldeaufkommen verzeichneten Dänemark (+14,4%, nach +12,6% in 2017), Belgien (+9,7%), Spanien (+6,3%) und Österreich (+3,8%) das stärkste Wachstum und schrieben den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fort.
Auch in einigen Länder mit geringerem Anmeldevolumen zeigten die Anmeldezahlen stark nach oben: So stiegen die Einreichungen aus Irland beispielsweise um 21,4%, was größtenteils auf zunehmende Anmeldeaktivitäten in den Bereichen Arzneimittel und Medizintechnologie sowie in der Intelligenten Fahrzeugtechnologie zurückgeht. Zuwächse in den Technologiefeldern Transport und Bauingenieurwesen sorgten dafür, dass aus Portugal 46,7% mehr Patentanmeldungen eingereicht wurden. Auch aus Polen (+19,7%), der Tschechischen Republik (+17,5%) und Norwegen (+14,9%) kamen deutlich mehr Patentanmeldungen als im Vorjahr.
Medizintechnik an der Spitzenposition - stärkstes Wachstum bei Life Sciences
Die Medizintechnik bleibt auch 2018 das Technologiefeld mit der größten Anzahl Patentanmeldungen beim EPA (+5%), gefolgt von der Digitalen Kommunikation und der Computertechnologie. Mit einem kombinierten Wachstum von 13% in den Sektoren Arzneimittel und Biotechnologie legte der Bereich Life Sciences innerhalb der Top 10-Gruppe der technischen Gebiete am stärksten zu (Abb.: Anmeldestärkste technische Gebiete 2018).
Europa mit einem breiten Technologiespektrum gut positioniert
Die Anmeldezahlen in den führenden Technologiesegmenten zeigen, dass China und die Republik Korea in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) besonders stark wachsen. In beiden Ländern ist die Industrie hier hoch spezialisiert. Die meisten EPO-Mitgliedsstaaten sowie die USA und Japan sind dank einer großen Zahl an Patentanmeldungen in verschiedenen Technologiefeldern jedoch breiter aufgestellt. Transport (Autos, Flugzeuge, Züge, Schiffe) war erneut der Bereich mit dem größten Anteil an Patentanmeldungen (59%) aus europäischen Ländern: Sieben der zehn führenden Unternehmen in diesem Feld kommen aus Europa. Eine kürzlich vom EPA durchgeführte Studie zum Thema Patentanmeldungen für selbstfahrende Fahrzeuge bestätigt diese Dominanz und belegt, dass die patentaktivsten Firmen seit 2011 mit jeweils rund einem Drittel aller europäischen Patentanmeldungen aus Europa bzw. den USA kommen. Beide Regionen liegen deutlich vor Japan (13%), der Republik Korea (7%) und China (3%). Die Studie zeigt auch, dass viele der Top 25 Patentanmelder - darunter etliche europäische Unternehmen - nicht aus der klassischen Automobil- und Transportbranche, sondern dem IKT-Bereich bzw. Telekommunikationssektor stammen. Die Untersuchung zeigt überdies, dass die Patentanmeldestrategien klassischer Automobil- und Transportunternehmen zunehmend denen von IKT-Unternehmen gleichen.
Der EPA-Jahresbericht vermerkt zudem starke Präsenz europäischer Unternehmen im Life Sciences-Bereich: 2018 waren acht der zehn aktivsten Anmelder in der Biotechnologie aus Europa, und im EPA-Ranking der Arzneimittelhersteller liegen zwei europäische Unternehmen auf den vordersten Plätzen.
Siemens auf Platz 1 der Unternehmensrangliste
Siemens war 2018 mit 2 493 Einreichungen der aktivste Anmelder beim EPA und steht zum ersten Mal seit 2011 wieder an der Spitze des Unternehmensrankings. Huawei als Nummer eins des Vorjahres liegt auf dem zweiten Platz, gefolgt von Samsung, LG und United Technologies. Zur Top 10-Gruppe gehören vier europäische Unternehmen, drei aus den USA, zwei aus der Republik Korea sowie eines aus China (Abb.: Top 10 der Anmelder 2018).
Jede fünfte EPA-Anmeldung von KMU
Eine Analyse der aus Europa stammenden europäischen Anmeldungen ergab, dass 71% von großen Unternehmen, 20% von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Einzelerfindern und 9% von Universitäten und öffentlichen Forschungsorganisationen eingereicht wurden. Diese Zahlen bestätigen erneut den beträchtlichen Anteil kleinerer Patentanmelder am Anmeldeaufkommen beim EPA (Abb.: Anmelder nach Kategorie 2018).
EPA Performance: Erteilung von fast 128 000 Patenten
Durch das große Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte das EPA der wachsenden Nachfrage nach europäischen Patenten mit einer weiteren Verbesserung seiner Produktion begegnen. So erhöhte das Amt die Zahl aller durchgeführten Patentrecherchen, Sachprüfungs- und Einspruchsverfahren im Berichtsjahr um 3,9% (2017: +4,6%). Durch das Zusammenwirken dieser Produktionssteigerung mit den Effekten verbesserter interner Arbeitsabläufe und der Auflösung von Arbeitsrückständen bei Patentrecherchen konnte das EPA im Berichtsjahr 127 625 erteilte europäische Patente veröffentlichen, was einem Wachstum von 21% gegenüber dem Vorjahr entspricht (2017: +10%).
Den EPA-Jahresbericht mit detaillierten Statistiken und Informationen zur Tätigkeit des Europäischen Patentamts finden Sie unter: www.epo.org/annual-report2018
Über das EPA
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit fast 7 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder auf der Grundlage einer einzelnen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu 44 Ländern (mit einem Markt von rund 700 Millionen Menschen) erlangen. Das EPA gilt überdies als die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformation.
EPA Pressekontakt
Jana Mittermaier
Direktorin Externe Kommunikation
Rainer Osterwalder
Pressesprecher
EPA Press Desk
Tel.: +49 89 2399 1820
Mobil: +49 163 8399527
press@epo.org