Spezialist für marines Antifouling: Rik Breur erhält Europäischen Erfinderpreis 2019 in der Kategorie „KMU“
- Das Europäische Patentamt (EPA) ehrt den niederländischen Erfinder für seine marine Antifouling-Technologie auf einer Gala in Wien
- Breurs Faserfolie, inspiriert von der Stachelhaut von Seeigeln, verhindert unerwünschte Besiedlung von Plattformen und Booten durch Meereslebewesen
- Die Faserbeschichtung verbessert die Kraftstoffeffizienz und ist eine umweltfreundliche Alternative zu toxischen Farben
Wien/München, 20. Juni 2019 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute auf einer Galaveranstaltung in Wien den niederländischen Materialwissenschaftler Rik Breur mit dem Europäischen Erfinderpreis 2019 in der Kategorie „KMU" ausgezeichnet. Breur hat eine Faserfolie für Meeresstrukturen und Schiffe entwickelt, die nicht giftig ist und Biofouling - das Wachstum von Meereslebewesen wie Algen, Seepocken und Muscheln - dort verhindert. Die Ansiedlung dieser Organismen kann die Plattformen im Meer beschädigen und die Treibstoffkosten für Schiffe erhöhen, da der Strömungswiderstand durch die zusätzliche Schicht steigt. Seine Erfindung unterbindet den Biobewuchs ohne die Verwendung schädlicher Chemikalien, die das Wasser verschmutzen.
„Rik Breur hat sich von der Natur inspirieren lassen und sein wissenschaftliches Know-how eingesetzt, um eine Lösung zu entwickeln, die sowohl dem maritimen Sektor als auch dem marinen Lebensraum zugutekommt", sagte EPA-Präsident António Campinos. „Seine Geschichte zeigt auch, wie der Schutz von geistigem Eigentum für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von Nutzen sein kann. Er hat seine Erfindung schon früh patentieren lassen. Das verlieh ihm und seiner Ein-Mann-Firma die notwendige Glaubwürdigkeit bei seinen Geldgebern, um aus seiner Innovation ein Unternehmen zu machen."
An der Verleihung des Europäischen Erfinderpreises in der Wiener Stadthalle nahmen rund 600 Gäste aus den Bereichen geistiges Eigentum, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Lehre teil. Der Preis wird jährlich vom EPA vergeben, um herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt auszuzeichnen, die einen außergewöhnlichen Beitrag für die Gesellschaft, den technologischen Fortschritt und das Wirtschaftswachstum geleistet haben. Die Finalisten und Gewinner in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO-Staaten und Lebenswerk) wurden von einer unabhängigen internationalen Jury aus einem Pool von Hunderten von Erfindern und Erfinderteams ausgewählt, die für den diesjährigen Award vorgeschlagen worden waren.
Wirksames, umweltfreundliches Biofouling fördern
Giftige Antifouling-Farben setzen jährlich 50 000 Tonnen Chemikalien im Meer frei, von denen viele für Meeresbewohner schädlich sein können. Rik Breur erkannte, dass für das Problem des Biofoulings eine umweltfreundlichere Lösung von Nöten ist.
Breur begann seine berufliche Laufbahn 1996 bei der niederländischen Organisation für Angewandte Wissenschaftliche Forschung (TNO). Nach seiner Promotion über die Zusammenhänge von Korrosion und Biofouling an der Technischen Universität Delft im Jahr 2001 gründete er 2002 sein eigenes Forschungsunternehmen, das Material Innovation Center, um Innovationen in diesem Bereich voranzutreiben. Die Inspiration für seine Antifouling-Faserfolie kam von seinem langjährigen Interesse an Biologie und seiner Leidenschaft für das Tauchen. Dabei sah er aus erster Hand, wie stachelige Lebewesen - beispielsweise Seeigel - potenzielle Siedler abwehren.
„Die Natur ist eine große Inspirationsquelle für einen Erfinder", sagt Breur. „Über Jahre an Evolution hat die Natur bereits viele Dinge gelöst, wovon wir als Menschen viel lernen können. Ich wollte eine Folie mit einer Oberfläche aus steifen, stacheligen Mikrofasern entwerfen, ähnlich wie die Stacheln eines Seeigels. Die Herausforderung bestand darin, das richtige Gleichgewicht zwischen Länge, Dicke, Steifheit und Dichte der Fasern zu finden. Nach vielen Testläufen hat es ganz gut geklappt und ich habe sofort ein Patent angemeldet. Das Patent war der Schlüssel zur Geschäftsentwicklung. Es hat mir Glaubwürdigkeit verschafft und mir geholfen, Investoren an Bord zu holen."
Breurs Faserfolie wird als Finsulate Antifouling vermarktet und besteht aus Nylonfasern, selbstklebender Polyesterfolie und einem Zweikomponentenklebstoff auf Wasserbasis. Sie wird in Rollen wie Teppichböden geliefert und wird gegen den Schiffsrumpf gepresst. Ein Vorgang, der von jeder Werft, jedem Verpackungsunternehmen oder jeder Lackiererei ausgeführt werden kann. Dabei ist es dank der senkrechten Fasern unerheblich, in welcher Richtung die Folie befestigt wird. Die Fasern sind so dicht, dass sich dazwischen nichts ansammeln kann. Wichtig ist, dass die Beschichtung die Schiffe dank sorgfältiger Beachtung der Hydrodynamik nicht verlangsamt und die Kraftstoffkosten um bis zu 40% senken kann.
Breurs Geschäft konzentriert sich derzeit auf den in Europa und Nordamerika besonders großen Sportboot- und Yachtsektor, obwohl seine Erfindung auch bereits in der Schifffahrtsbranche erfolgreich eingesetzt worden ist. Gegenwärtig führt Breur einen Ein-Mann-Betrieb und lagert nahezu alle Aufgaben aus. Sein Fokus liegt darauf, Geschäftspartner zu finden, die Logistik und Vertrieb bereits vor Ort haben, anstatt ein großes Unternehmen aufzubauen. In Deutschland arbeitet er beispielsweise mit der Tübinger CHT Germany GmbH zusammen. Die Unternehmensgruppe für Spezialchemie konnte Breur bei der Verwirklichung seiner Vision mit einem hochleistungsfähigen Beflockungsklebstoff unterstützen. Diese Strategie lässt ihm die Freiheit, das zu tun, was ihn am meisten interessiert: neue Erfindungen zu entwickeln. Mit seiner nächsten Erfindung, die auf Otterhaut basiert, will er die Kraftstoffeinsparung weiter steigern.
„Im Grunde bin ich ein Erfinder", sagt er. „Es geht nicht darum, Gewinn zu machen, sondern das Produkt auf den Markt zu bringen. Und vor allem geht es darum, die Giftstoffe aus den Märkten zu holen."
Pressematerial zu Rik Breur
- Kurzvideo über den Erfinder (YouTube)
- Videos in Übertragungsqualität herunterladen (HD):Deutsche Fassung (vertont), B-roll und clean feed (EPA-Mediathek)
- Videomaterial und Fotos
- Lesen Sie mehr über den Erfinder
- Patent anzeigen: EP1996453
Hinweis an die Redaktionen: Verfügbarkeit des Medienmaterials am 20. Juni 2019
- Alle Fotos, Videos und Texte über die Finalisten des Europäischen Erfinderpreises können aus der EPA-Mediathek heruntergeladen werden
- Bilder in Druckqualität von der Preisverleihung sind ab 11:30 MEZ verfügbar
- Lizenz- und kostenfreies Ton- und Bildmaterial von der Galaveranstaltung und den Gewinnern in HD und SD Qualität ist ab 15:30 MEZ verfügbar
- Die Preisverleihung wird live auf der EPA Webseite, der Facebook-Seite des EPA und über die Smart TV-App „Innovation TV" übertragen. Im Anschluss wird die Aufzeichnung der Verleihung ebenfalls auf diesen Kanälen abrufbar sein.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der prestigeträchtigsten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren Erfindungen Lösungen für einige der drängendsten Probleme unserer Zeit darstellen. Um sich für den Preis zu qualifizieren, müssen alle Bewerbungen spezifische Kriterien erfüllen, wie mindestens ein europäisches Patent vom Europäischen Patentamt auf die Erfindung erhalten zu haben. Die Finalisten und Gewinner in den fünf Kategorien werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Größen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt, welche die Vorschläge auf deren Beitrag zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa hin überprüft. Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten im Vorfeld der Verleihung über ein Online-Voting gewählt. Die diesjährigen 15 Finalisten wurden aus einem Pool von Hunderten Erfindern und Erfinderteams ausgewählt, die von der Öffentlichkeit, nationalen Patentämtern in Europa und EPA-Mitarbeitern vorgeschlagen worden sind.
Über das Europäische Patentamt
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit fast 7 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine der größten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes. Der Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder auf der Grundlage einer einzelnen Patentanmeldung Patentschutz in bis zu 44 Ländern (mit einem Markt von rund 700 Millionen Menschen) erlangen. Das EPA gilt überdies als die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformationen.
EPA-Pressekontakt
Jana Mittermaier
Direktorin Externe Kommunikation
Rainer Osterwalder
Pressesprecher
Pressestelle des EPA
Tel. +49 89 2399 1833
Mobil: +49 16 3839 9527
press@epo.org