Eine Ehrung für die Menschen hinter Erfindungen, die uns allen zugute kommen: Dies sind die Finalisten des Europäischen Erfinderpreises 2021
- Das Europäische Patentamt (EPA) gibt die Nominierung der Erfinderinnen, Erfinder und Erfinder-Teams für den renommierten jährlichen Innovationspreis bekannt
- Die 15 Finalisten kommen aus mehr als einem Dutzend Länder auf der ganzen Welt und ihre Erfindungen reichen von Diagnostik und Ultraschallbildgebung über Biometrie, nachhaltige Kunststoffproduktion bis zum Schutz von Seevögeln
- Die Preisträger werden von einer internationalen Jury gewählt und am 17.Juni auf einer digitalen Zeremonie bekanntgegeben, die erstmals in einem erweiterten Reality-Format stattfindet und der breiten Öffentlichkeit zugänglich ist
- Die Finalisten sind in fünf Kategorien nominiert: „Industrie", „Forschung", „Nicht-EPO-Staaten", „KMU" und „Lebenswerk". Die Öffentlichkeit stimmt über den Gewinner der sechsten Kategorie, den „Publikumspreis", ab
- EPA-Präsident António Campinos: „Jeder der Finalisten des Europäischen Erfinderpreises ist ein Vorreiter auf seinem jeweiligen Gebiet. Es ist uns eine große Ehre, diese außergewöhnlichen Leistungen bei der Entwicklung von Technologien und der Stärkung der Wirtschaftsleistung zu würdigen"
München, 4. Mai 2021 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute die 15 Erfinder und Erfinderteams bekanntgegeben, die für den Europäischen Erfinderpreis 2021 nominiert sind. Der prestigeträchtige jährliche Innovationspreis des EPA, der nun zum 15. Mal verliehen wird, ehrt herausragende Erfinderinnen und Erfinder für ihre außergewöhnlichen Beiträge zu Technologie, Gesellschaft und Wirtschaft.
Die Gewinner des Europäischen Erfinderpreis 2021 werden am 17. Juni 2021 um 19 Uhr (MEZ) im Rahmen einer Galaveranstaltung bekannt gegeben, die in diesem Jahr als virtuelles Event für ein weltweites Publikum neu konzipiert wurde. Die Zeremonie richtet sich an die breite Öffentlichkeit und wird in einem erweiterten Reality-Format auf www. inventoraward.org übertragen.
„Das vergangene Jahr hat mehr denn je gezeigt, wie wichtig Erfinderinnen und Erfinder für den technischen Fortschritt und die Verbesserung unseres Lebens sind," sagte EPA-Präsident António Campinos. „Die diesjährigen Finalisten des Europäischen Erfinderpreises sind eindrückliche Beispiele für den Einfallsreichtum und die Kreativität, die den technischen Fortschritt unterstützen und den Weg für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum ebnen. Jeder der außergewöhnlichen Finalisten ist Vorreiter auf seinem Gebiet und hat einen ganz konkreten Beitrag dazu geleistet, einige der drängendsten Herausforderungen unserer Gesellschaft zu überwinden - von der Umwandlung von Kohlenstoffemissionen in eine wiederverwertbare Ressource bis hin zum Ausbau der verfügbaren Antibiotika und vielem mehr."
Die Finalisten des Jahres 2021 kommen aus Österreich, China, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Serbien, Spanien, der Schweiz, Schweden, Vereinigtes Königreich und den Vereinigten Staaten. Sie wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury aus einem Pool von nahezu 400 Erfindern und Erfinder-Teams ausgewählt, die von der Öffentlichkeit, Vertretern der nationalen Patentämter in ganz Europa und Mitarbeitern des EPA vorgeschlagen worden sind.
Die Erfindungen stammen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Bereiche, von Krankheitsdiagnose, Biometrie, DNA-Speicherung, Solarenergie sowie dem Transfer zu Offshore-Plattformen über die Züchtung von Mikroben, RNA-Analyse, Gewebezüchtung, nasale Medikamentengabe bis hin zum Schutz von Seevögeln bei Langleinenfischerei und organischen Halbleitern. Alle Finalisten haben das europäische Patentsystem genutzt, um ihre Erfindungen zu schützen und es damit anderen Forschern und Erfindern ermöglicht, auf ihren Innovationen aufzubauen.
Die 15 Finalisten der 5 Kategorien sind:
Industrie
Per
Gisle
Djupesland
(Norwegen)
Bessere Medikamentengabe durch
die Nase
Das medizinische Gerät des
norwegischen Erfinders nutzt die natürliche Form und Funktion der Nase, um Medikamente
besser nasal zu verabreichen und verschiedene Erkrankungen zu lindern. Die
Erfindung führte zum Aufbau eines Unternehmens, das inzwischen börsennotiert
ist und weitere innovative medizinische Lösungen entwickelt.
Christoph
Gürtler, Walter Leitner und Team (Deutschland)
Mit Kohlendioxidabfällen zu grünerem
Kunststoff
Dem deutschen Team ist ein wichtiger
Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft gelungen, indem es ein marktfähiges
Verfahren zur Nutzung von CO2 für die Kunststoffherstellung
entwickelt hat. Mit der Erfindung wird aus einem Abfallstoff ein Rohstoff für
Kleidung, Bodenbeläge, Waschmittel und andere Produkte des Alltags.
Jan van
der Tempel (Niederlande)
Sicherer Transfer von und zu
Offshore-Plattformen
Der Transfer von Arbeitern und
Fracht von und zu Offshore-Plattformen kann riskant, teuer und zeitaufwendig
sein. Das bewegungsausgleichende Offshore-Zugangssystem des niederländischen
Ingenieurs funktioniert wie ein umgekehrter Flugsimulator, der Sensoren,
Datenverarbeitung und Hydraulik zusammenbringt, um in Echtzeit Wellenbewegungen
zu kompensieren und so für einen sicheren Übergang zu sorgen.
Forschung
Marco
Donolato und Team (Italien/Dänemark)
Magnetische Nanopartikel für die
Diagnose von Krankheiten
Das internationale Forscherteam hat
durch die Kombination von Lasertechnik und magnetischen Nanopartikeln eine
Vorrichtung entwickelt, die Dengue-Fieber und andere Infektionskrankheiten nachweisen
kann. Der Test ist präzise, kostengünstig und erfordert geringen
Schulungsaufwand für das medizinische Personal - entscheidende Faktoren, wenn
es um seine Verwendung in vielen Entwicklungsländern geht.
Robert N.
Grass und Wendelin Stark (Österreich/Schweiz)
DNA-basierte Datenspeicherung
Das zuverlässige Datenspeicherungsverfahren
des österreichischen und Schweizer Erfinderduos basiert auf dem Einschluss von DNA
in winzigen Glaskugeln. Wenn diese robusten Kügelchen auf Produkten angebracht
werden, sorgen sie für die Verfolgbarkeit spezifischer Kenndaten - wie
Arbeitsbedingungen oder Herkunft - über die gesamte Lieferkette hinweg.
Mathias
Fink und Mickael Tanter (Frankreich)
Ultraschall-Bildgebungsverfahren
mittels Scherwellen
Die französischen Forscher haben ein
neues medizinisches Bildgebungsverfahren erfunden. Ursprünglich entwickelt, um
die Härte von Käse zu testen, erkannten die Erfinder, dass die Technologie sich
auch für menschliches Gewebe eignet. Der Ultraschall ist nicht-invasiv und
ermöglicht medizinische Untersuchungen ohne schmerzhafte Biopsien für Patienten.
Nicht-EPO-Staaten
Bo Pi und
Yi He (China)
Fingerabdrucksensoren mit
Lebenderkennung für größere Sicherheit
Früher konnten die
Fingerabdruckscanner von Smartphones durch gefälschte Fingerabdrücke oder
Spoofing-Angriffe getäuscht werden. Die chinesischen Erfinder haben das
weltweit erste System entwickelt, das Fingerabdruckmuster verifizieren kann und
die Durchblutung der Fingerkuppe erkennt.
Kim
Lewis und Slava S. Epstein (USA)
Toolkit zur Züchtung von Mikroben
Da 99 Prozent der Mikroben nicht
im Labor gezüchtet werden können, gab es seit über einem Jahrzehnt keine Entdeckung
neuer Antibiotika-Klassen. Die Erfinder entwickelten eine Vorrichtung, die Mikrobenwachstum anregt
und es Forschern ermöglicht, fast 80 000 Stränge von bisher nicht
kultivierbaren Organismen zu züchten.
Sumita
Mitra (Indien/USA)
Nanomaterialien für ein neues
Lächeln
Diese Forscherin hat
entdeckt, dass Nanocluster in der Zahnmedizin für robuste, langlebige und
ästhetisch ansprechende Füllungen verwendet werden können. Die winzigen Cluster
wurden bereits weltweit für eine Milliarde Zahnbehandlungen genutzt.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Carmen
Hijosa (Spanien)
Gewinnung einer nachhaltigen
Lederalternative aus Ananasblättern
Nachdem Hijosa die negativen
Auswirkungen der Lederproduktion mit eigenen Augen gesehen hatte, entwickelte die
Unternehmerin ein Verfahren, mit dem aus Ananasblättern ein weiches,
langlebiges und vielseitiges Material hergestellt werden kann. Ihre
Lederalternative unterstützt nicht nur die lokale Landwirtschaft, sie ist auch
bei großen internationalen Modemarken gefragt.
Ben und
Pete Kibel (Vereinigtes Königreich)
Einfache Lösung gegen den Beifang
von Seevögeln beim Fischfang
Langleinenfischen hat verheerende
Folgen für Seevögel, von denen dabei jedes Jahr
300 000 quasi als Beifang getötet werden. Die Brüder haben eine einfache Lösung erfunden: eine Kapsel mit Köderhaken, die sich erst ab einer Tiefe von 20 Metern unter Wasser öffnet, also außer Reichweite der meisten Vögel. Die Vorrichtung ist wirksam, preisgünstig und gewinnt weltweit an Bedeutung.
Henrik
Lindström und Giovanni Fili (Schweden)
Flexible Solarzellen für Mobilgeräte
In ihrem Werk in Stockholm
produzieren die Erfinder Farbstoffsolarzellen, die in fast jeder Form oder
Farbe herstellbar sind und dank ihrer hohen Effizienz sogar in Innenräumen
Strom erzeugen können. Dank ihrer Vielseitigkeit können die Zellen in
verschiedene elektronische Bauteile integriert werden, um selbstaufladende Produkte
herzustellen.
Lebenswerk
Metin
Colpan (Deutschland)
Effiziente Werkzeuge zur Analyse
von Nukleinsäuren
Seit fast vier
Jahrzehnten entwickelt der Erfinder genomische Analyseinstrumente, die
Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit helfen - von Krankheitsdiagnostik über
Forensik bis hin zu Lebensmittelsicherheit und Arzneimitteltherapien. Seine
Erfindungen waren die treibende Kraft hinter einem erfolgreichen Unternehmen,
das heute weltweit über 5 300 Mitarbeiter beschäftigt.
Karl Leo
(Deutschland)
Weiterentwicklung von organischen
Halbleitern (Oled)
Der deutsche Physiker hat organische
Halbleiter weiterentwickelt, indem er ihre Leitfähigkeit mithilfe der
sogenannten Dotierung verbesserte. Derzeit kommt seine Oled-Technologie in der
Hälfte aller Smartphones weltweit und in vielen Arten von Solarzellen zum
Einsatz. In seiner über 30-jährigen Karriere hat er zudem mehrere Unternehmen
gegründet.
Gordana
Vunjak-Novakovic (Serbien/USA)
Fortschritte auf dem Gebiet der
Gewebezüchtung
Die
Forscherin, Autorin und Unternehmerin hat ein neues Verfahren zur Züchtung von
Gewebe entwickelt. Sie schuf die spezifische Umgebung, die Zellen benötigen, um
unterschiedliche Gewebetypen zu bilden. Diese Methode hat weitreichende
Auswirkungen und ermöglicht Wissenschaftlern menschliches Knochen-, Herz- und
Lungengewebe zu züchten.
- Die digitale Preisverleihung wird am 17. Juni 2021 ab 19:00 Uhr MEZ auf www.inventoraward.org übertragen.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis
ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA
ins Leben gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren
wegweisende Innovationen Antworten auf einige der größten Herausforderungen
unserer Zeit geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Experten aus
Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt. Sie prüft
die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur
gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur
Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa. Der Preis wird in fünf Kategorien
(Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO Staaten und Lebenswerk) verliehen. Der
Gewinner des Publikumspreises wird von
der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten über ein Online-Voting
ermittelt.
Über das EPA
Mit 6 400 Bediensteten ist das Europäische Patentamt (EPA)
eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München
sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem
Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet
des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA
können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die
zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das
EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
EPA-Pressekontakt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation, Sprecher
Tel.: +49 89 2399 1203