Gezielte Abgabe von Medikamenten durch die Nase: Per Gisle Djupesland erhält Europäischen Erfinderpreis 2021 in der Kategorie „Industrie“
- Europäisches Patentamt (EPA) zeichnet norwegischen Arzt für sein neuartiges medizinisches Gerät aus: Es nutzt den eigenen Atem des Patienten, um Medikamente über die Nase zu verabreichen
- Die Erfindung bietet Linderung für Millionen von Patienten, die an Migräne und chronischer Rhinosinusitis leiden, und könnte bei der Behandlung anderer Erkrankungen sowie einer Reihe von Atemwegsviren helfen
- Djupesland baute ein Unternehmen mit auf, das heute börsennotiert ist und innovative medizinische Lösungen entwickelt
München, 17. Juni 2021 - Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute den norwegischen Arzt und Wissenschaftler Per Gisle Djupesland im Rahmen einer digitalen Preisverleihung mit dem Europäischen Erfinderpreis 2021 in der Kategorie „Industrie" geehrt. Sein unermüdlicher Einsatz für die Verbesserung der Wirksamkeit und Sicherheit der Verabreichung von Medikamenten über die Nase führte zur Erfindung eines Geräts, das die eigene Atmung des Patienten als Teil des Verabreichungsprozesses nutzt.
„Per Djupesland's Motivation als Erfinder ist ganz zentral geprägt von seiner langjährigen Erfahrung als Facharzt und der Suche nach einer besseren Patientenversorgung", sagte EPA-Präsident António Campinos. „Seine patentierte Technologie ist nicht nur Beleg dafür, sondern hat es ihm auch ermöglicht, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, das kontinuierlich nach Lösungen sucht, die Patienten therapeutische Vorteile verschaffen."
Der Europäische Erfinderpreis wurde dieses Jahr im Rahmen einer digitalen Veranstaltung verliehen und war damit zum ersten Mal für die breite Öffentlichkeit zugänglich, die sich aus der ganzen Welt zuschaltete. Der Preis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas und wird jährlich vom EPA verliehen, um herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt auszuzeichnen, die einen außergewöhnlichen Beitrag für die Gesellschaft, zu technologischem Fortschritt und Wirtschaftswachstum geleistet haben. Die Finalisten und Gewinner in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO-Staaten und Lebenswerk) wurden von einer unabhängigen internationalen Jury ausgewählt.
Nasale Arzneimittelgabe neu denken
Im Laufe seiner Arbeit als Hals-, Nasen- und Ohrenspezialist am Universitätsklinikum Oslo kam Djupesland zu der Überzeugung, dass Nasenspray-Pumpen häufig nicht so effektiv sind, wie sie sein sollten. So konnten herkömmliche Sprühpumpen nicht immer die Zielbereiche für Erkrankungen in der Nase und den Nebenhöhlen erreichen. Er begann darüber nachzudenken, wie die Medikamentengabe verbessert werden könnte. Dies brachte ihn auf die Idee, die vom Patienten selbst ausgeatmete Luft zur Verabreichung von Medikamenten zu nutzen. Dabei ließ er sich zum Teil von seiner Promotion im Bereich der nasalen Aerodynamik inspirieren, in der er die Entwicklung der nasalen Atemwege bei Säuglingen und die mögliche Rolle der Behinderung der Nasenatmung beim Plötzlichen Kindstod untersuchte.
Das von ihm entwickelte System zur Medikamentenverabreichung ist einfach zu bedienen. Der Patient führt das Nasenstück des Geräts in eines der Nasenlöcher, atmet tief ein, schließt die Lippen um das Mundstück und atmet aus (ähnlich wie beim Aufblasen eines Luftballons). Sein erstes europäisches Patent erhielt Djupesland im Jahr 2004. Seither hat er weitere Erfindungen im Bereich der Medikamentengabe in Partikel- oder Flüssigform sowie für Ein- und Mehrdosisvarianten zum Patent angemeldet.
Im Jahr 2000 gründete Djupesland gemeinsam mit seiner Frau Helena die Optinose AS in Norwegen, um das System zu kommerzialisieren. Wie der Erfinder betont, hat ihn seine Frau, die als ausgebildete Juristin über einen MBA-Abschluss verfügt und in den ersten zehn Unternehmensjahren CEO von Optinose war, von Anfang an bei entscheidenden Fragen beraten und unterstützt.
Optinose AS ist heute eine Tochtergesellschaft von OptiNose, Inc., einem an der NASDAQ notierten Unternehmen mit über 200 Mitarbeitern. Djupeslands Erfindung eröffnet zudem Möglichkeiten zur gezielten Behandlung von Hirnerkrankungen. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über ein aktives Lizenzprogramm, das es anderen Organisationen ermöglicht, mit seinem System Behandlungen zu entwickeln. Zudem werden kontinuierlich neue Wege beschritten. So gab Optinose im Juni 2020 bekannt, dass es ein nasales Antiseptikum entwickelt, das sowohl die Symptome als auch die Übertragung von Covid-19 behandelt. Wenn klinische Studien sein Potenzial bestätigen, könnte die Lösung zur Behandlung einer Vielzahl von Atemwegsviren zum Einsatz kommen.
„Jetzt sind wir wieder am Ausgangspunkt, mit einem neuen Produkt, das auf den ursprünglichen Patenten basiert: Einem nasalen Antiseptikum, das mit unserem System zur Medikamentenverabreichung durch Ausatmen verabreicht wird, um das Covid-19-Virus abzutöten und seine Übertragung zu reduzieren", sagt Djupesland.
Hinweise für die Redaktionen
Informationen zum Erfinder
Per Gisle Djupesland promovierte 1982 an der Universität Oslo in Medizin. 1999 folgte, ebenfalls an der Universität Oslo, eine Doktorarbeit im Bereich der nasalen Aerodynamik. Djupesland ist Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Spezialisierung auf Rhinologie und verfügt über mehr als 25 Jahre klinische Erfahrung. Von 1996 bis 2000 war er als Hals-Nasen-Ohren-Spezialist und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätskrankenhaus Oslo tätig. Djupesland arbeitete zudem als Mitarbeiter in der klinischen Forschung am Hospital for Sick Children sowie Toronto General Hospital in Kanada und untersuchte dort vor allem die Rolle von Stickstoffmonoxid in den oberen Atemwegen. Djupesland ist Autor von mehr als 60 begutachteten Artikeln in internationalen medizinischen Fachzeitschriften und hat auf zahlreichen internationalen wissenschaftlichen Konferenzen Vorträge gehalten. Er ist Chief Scientific Officer von OptiNose AS und trägt die Hauptverantwortung für die Erforschung und frühe Entwicklung von Geräten.
Djupesland hält 26 europäische Patente, darunter das 2016 erteilte EP2340865 für nasale Verabreichungsgeräte zur bidirektionalen Verabreichung.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren wegweisende Innovationen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury bestehend aus internationalen Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Akademie und Forschung ausgewählt. Sie prüft die Vorschläge hinsichtlich ihres Beitrags zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa. Der Preis wird in fünf Kategorien (Industrie, Forschung, KMU, Nicht-EPO Staaten und Lebenswerk) verliehen. Der Gewinner des Publikumspreises wird von der Öffentlichkeit aus den 15 Finalisten über ein Online-Voting ermittelt.
Über das EPA
Mit 6 400 Bediensteten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Außerdem ist das EPA weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
EPA-Pressekontakt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor
Kommunikation, Sprecher
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