Bekämpfung von Krebszellen mithilfe gezielter Immuntherapie: Finnische Erfinder aus dem Bereich Biologie als Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2024 ausgewählt
- Das Ehepaar Sirpa und Markku Jalkanen hat eine klinische Behandlung entwickelt, die das Immunsystem zur Bekämpfung von Krebszellen aktiviert.
- Das Wissenschaftlerehepaar tritt im Finale in der Kategorie "Kleine und mittelständische Unternehmen" gegen ein französisches und ein polnisches Team an.
- Die Gewinner(innen) werden während der Preisverleihung am 9. Juli in Malta bekannt gegeben.
- Ab heute kann für den Publikumspreis abgestimmt werden.
München, 16. Mai 2024 – Krebs ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die zweithäufigste Todes- und Krankheitsursache in Europa nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit jährlich über 3,7 Millionen Neuerkrankungen. Gemäß dem 2022 gestarteten Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung wird die Zahl der Krebstodesfälle weiter steigen, falls nicht aktiv Maßnahmen ergriffen werden. Entsprechend dieses dringenden Bedarfs haben die finnischen Biologen Sirpa und Markku Jalkanen ein klinisches Medikament entwickelt, das das Immunsystem aktiviert, damit es Krebszellen bekämpft. Das Ehepaar Jalkanen zählt zu den Finalisten der Kategorie "Kleine und mittelständische Unternehmen" für den Europäischen Erfinderpreis 2024. Sie wurden unter 550 Kandidatinnen und Kandidaten der diesjährigen Runde ausgewählt.
Aktivierung des Immunsystems zur gezielten Krebsbekämpfung
Laut Veröffentlichungen in der Fachliteratur treten in normalen Zellen jeden Tag rund 1000 Mutationen auf. Unter normalen Bedingungen werden mutierte Krebszellen durch das Immunsystem zerstört. "Krebs schwächt unser Immunsystem auf unterschiedliche Weise. Die wichtigste ist, dass der Krebs unsere 'Immunitätssoldaten' übernimmt und zu seinem eigenen Vorteil verändert, damit er weiter wachsen kann. Diese Umwandlung zu blockieren, ist unsere größte Herausforderung", erklärt Sirpa Jalkanen.
Das von dem Forscherehepaar entwickelte Medikament Bexmarilimab verbessert die Fähigkeit des Immunsystems, Krebszellen zu bekämpfen, womit es eine Art von Immuntherapie ist, eine zunehmend wichtige Sparte in der Krebsbehandlung. Die neue Behandlung soll die Resistenz gegenüber aktuellen Therapien überwinden und die Ergebnisse verbessern. Bei Verwendung in der Standard-Krebsbehandlung könnte Bexmarilimab also deren Wirkung verstärken, so dass mehr Patientinnen und Patienten, die an unterschiedlichen Krebsarten leiden, von den Vorteilen der Immuntherapie profitieren können.
Markku Jalkanen erklärt: "Wir erhalten sehr gute Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten, die damit behandelt wurden und den klinische Nutzen erfahren, speziell von Leukämie-Patienten. Bexmarilimab ist allgemein gut verträglich. Wir haben zudem beobachtet, dass die Behandlung auch andere Blutwerte wieder auf ein normales Niveau bringen kann, was bedeutet, dass weniger zusätzliche Behandlungen erforderlich sind."
Krebsforschung als Familiensache
Sirpa und Markku Jalkanen lernten sich kurz nach ihrem Abitur kennen und schlugen den gleichen Berufsweg ein, zunächst in Finnland, später forschten sie in den USA. Sirpa, die dort nicht klinisch praktizieren konnte, während Markku an der Stanford University promovierte, wurde zur führenden Wissenschaftlerin für Lymphozytenmigration in der menschlichen Immunabwehr. Sirpa ist außerdem Leiterin von InFLAMES Flagship (Innovation Ecosystem Based on the Immune System), einer wichtigen Kollaboration zwischen der Universität Turku und der Åbo Akademi University, an der 96 Unternehmen beteiligt sind.
Markku war Pionier in der finnischen Biotech-Branche und fungierte als erster Leiter des Turku Biotechnology Center in der BioCity Turku. Zusammen gründeten sie 2007 Faron Pharmaceuticals. Auch ihre Kinder übernahmen geschäftliche und Entwicklungsaufgaben im Unternehmen.
Das finnische Ehepaar hinter der Innovation wurde unter die drei Finalisten der Kategorie "Kleine und mittelständische Unternehmen" des diesjährigen Europäischen Erfinderpreises gewählt. Sie konkurrieren in dieser Kategorie mit den französischen Erfindern Bruno Mottet, Lydéric Bocquet und ihrem Team für ihre osmotische Stromerzeugungstechnologie mittels nanostrukturierter Materialien sowie einem polnischen Team unter Leitung von Olga Malinkiewicz für ihre innovative Drucktechnologie für Dünnschichtsolarzellen aus Perowskit. Das Europäische Patentamt (EPA) wird die Gewinnerinnen und Gewinner der verschiedenen Kategorien in einer live aus Malta gestreamten Preisverleihung am 9. Juli 2024 bekannt geben. Neben diesen wird das EPA dann auch die Sieger des per Online-Abstimmung ermittelten Publikumspreises bekannt geben. Die Stimmabgabe ist bis zum Tag der Preisverleihung möglich.
Weitere Informationen über die Auswirkungen der Erfindungen, die Technologie und Näheres zu den Erfinderinnen und Erfindern finden Sie hier.
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Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Mit dem 2006 vom EPA ins Leben gerufenen Preis werden Einzelpersonen und Teams ausgezeichnet, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Jury des Europäischen Erfinderpreises besteht aus Erfindern, die allesamt ehemalige Finalistinnen und Finalisten sind. Bei der Beurteilung der Vorschläge stützt sich die unabhängige Jury auf ihr umfangreiches Fachwissen in den Bereichen Technik, Wirtschaft und geistiges Eigentum. Im Jahr 2024 hat Wolfgang M. Heckl den Vorsitz der Jury inne. Alle Erfinder müssen für ihre Erfindung ein europäisches Patent erhalten haben. Weitere Informationen zu den verschiedenen Kategorien und Preisen, den für die Auswahl geltenden Kriterien und zur Preisverleihungszeremonie am 9. Juli 2024 in Malta, die im Livestream verfolgt werden kann.
Über das EPA
Mit 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das Amt, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 45 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist zudem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.