Wie Computer dank maschinellem Lernen "sehen" lernen: Deutsche Informatikerin von einer internationalen Jury als Finalistin für den Europäischen Erfinderpreis 2024 nominiert
- Cordelia Schmid hilft Computern, Bilddaten zu verstehen und zu interpretieren.
- Ihre Innovationen schließen die Lücke zwischen theoretischer KI-Forschung und praktischen Anwendungen, mit wichtigen Auswirkungen auf autonome Systeme, das Gesundheitswesen und viele andere Bereiche.
- Die Wissenschaftlerin tritt in der Kategorie "Forschung" gegen ein maltesisches und ein französisches Team an. Die Namen der Gewinnerinnen und Gewinner werden am 9. Juli in Malta verkündet.
- Ab heute kann für den Publikumspreis abgestimmt werden.
München, 16. Mai 2024 - Die Künstliche Intelligenz (KI) bestimmt inzwischen alle Aspekte unseres täglichen Lebens vom Aufwachen bis zum Schlafengehen. KI ist heute in unterschiedlichsten Bereichen zu finden, von unseren persönlichen Geräten bis hin zu unseren Transportmitteln. Cordelia Schmid wurde als Finalistin der Kategorie "Forschung" des Europäischen Erfinderpreises 2024 ausgewählt, für ihre Arbeit, Computern beizubringen, komplexe Bilddaten zu "sehen" und in Echtzeit zu interpretieren. Ihre Arbeit zur Nutzung von maschinellem Lernen, um die maschinelle Wahrnehmung zu verbessern, wird bereits heute in verschiedenen Bereichen wie autonome Fahrzeuge, Diagnostik im Gesundheitswesen und interaktiver Robotik eingesetzt. Sie verspricht, unsere Interaktion mit Technologie zu revolutionieren. Cordelia Schmid wurde von einer unabhängigen Jury aus über 550 Kandidatinnen und Kandidaten ausgewählt.
Künstliche Intelligenz, die sehen kann
Schmids innovative Herangehensweise an maschinelles Lernen und Computervision hat zur Entwicklung von Algorithmen geführt, mit denen die KI "sehen" kann, indem sie große Mengen von Bilddaten gleichzeitig interpretiert. Diese Technologie ist unverzichtbar für Anwendungen, die eine schnelle und exakte Reaktion erfordern, wie autonome Fahrzeuge und interaktive Roboter. "Ein Algorithmus ist eine Folge von Anweisungen an eine Maschine, die mit bestimmten Bedingungen der Reihe nach ausgeführt werden", erklärt Schmid. "Bis jetzt wurden die Extrahierung der Merkmale und die anzuwendenden Bedingungen für die Reaktion der Maschine manuell festgelegt, doch das ist nun nicht mehr der Fall", womit sie auf den Wechsel hin zu dynamischen, selbstregulierenden Modellen für maschinelles Lernen verweist. Diese Modelle verbessern ihre Genauigkeit und Anpassbarkeit ständig selbst weiter, in dem sie aus neuen Daten lernen. So ist sichergestellt, dass die Möglichkeiten der KI sich weiterentwickeln und in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen zuverlässig funktionieren.
Diese Innovation verschiebt die Grenzen von Technologie und Wissenschaft. Schmids Algorithmen verbessern Suchmaschinen für Bilder und Videos oder auch die von Speichersystemen. Sie ermöglichen Suchvorgänge, die optischen Hinweisen Vorrang gegenüber Text einräumen. Schmids Arbeit bereitet außerdem den Weg für intelligente Roboter und KI-Systeme, die für sinnvolle Interaktion mit dem Menschen maßgeschneidert sind, was Dienstleistungen und Lebensqualität verbessert. Mögliche Anwendungen hierfür sind Assistenzroboter für die Altenpflege, Verbesserungen im Automobilbereich sowie Entertainment-Innovationen.
Die Zukunft durch die KI-Brille gesehen
Cordelia Schmid hat eine klare Mission: die maschinelle Wahrnehmung so weit zu verbessern, dass die KI uns das Leben erleichtert. Dabei geht sie an die Grenze dessen, wie KI unsere Welt interpretiert. "Verantwortungsvoll entwickelt hat die KI das Potenzial, unsere Gesellschaft zu revolutionieren, auf die gleiche Weise, wie es die Dampfmaschine und der elektrische Strom in der Vergangenheit getan haben", erklärt Schmid. "Die KI kann uns bei der Bewältigung einiger der dringendsten Probleme auf der Welt helfen, von Nachhaltigkeit bis zur Gesundheitsvorsorge. Ich persönlich bin begeistert von den Forschungsmöglichkeiten, die sie uns eröffnet", freut sie sich.
Nach ihrem Master-Abschluss vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und ihrer Promotion in Informatik am Institut National Polytechnique de Grenoble forschte sie zunächst am Oxford Robotics Institute. In ihrer aktuellen Position als Forschungsdirektorin am französischen Nationalen Institut für Forschung in digitaler Wissenschaft und Technologie (INRIA) und ihrer nebenberuflichen Arbeit für Google Research verschmelzen akademische Theorien und industrielle Praxis.
Cordelia Schmid gehört zu den drei Finalisten in der Kategorie "Forschung" des diesjährigen Europäischen Erfinderpreises. Die anderen für ihre herausragenden Arbeiten anerkannten Finalisten sind die Malteser Tonio Sant und Daniel Buhagiar für ihre nachhaltige Offshore-Energiespeicherlösung und das französische Duo David Devos und Caroline Moreau für ihre innovativen Parkinson-Therapien. Das Europäische Patentamt (EPA) wird die Gewinnerinnen und Gewinner am 9. Juli 2024 im Rahmen einer per Livestream übertragenen Preisverleihung aus Malta bekannt geben. Zusätzlich zu den einzelnen Kategorien wird das EPA dann auch die Sieger des per Online-Abstimmung ermittelten Publikumspreises bekannt geben. Die Stimmabgabe ist bis zum Tag der Preisverleihung möglich.
Weitere Informationen über die Auswirkungen der Erfindungen, die Technologie und Näheres zu den Erfinderinnen und Erfindern finden Sie hier.
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Medienkontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation / Sprecher der EPA
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Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Mit dem 2006 vom EPA ins Leben gerufenen Preis werden Einzelpersonen und Teams ausgezeichnet, die Lösungen für einige der größten Herausforderungen unserer Zeit gefunden haben. Die Jury des Europäischen Erfinderpreises besteht aus Erfindern, die allesamt ehemalige Finalistinnen und Finalisten sind. Bei der Beurteilung der Vorschläge stützt sich die unabhängige Jury auf ihr umfangreiches Fachwissen in den Bereichen Technik, Wirtschaft und geistiges Eigentum. Im Jahr 2024 hat Wolfgang M. Heckl den Vorsitz der Jury inne. Alle Erfinder müssen für ihre Erfindung ein europäisches Patent erhalten haben. Weitere Informationen zu den verschiedenen Kategorien und Preisen, den für die Auswahl geltenden Kriterien und zur Preisverleihungszeremonie am 9. Juli 2024 in Malta, die im Livestream verfolgt werden kann.
Über das EPA
Mit 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das Amt, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 45 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist zudem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.