Deutsche Informatikerin erhält den Europäischen Erfinderpreis für bahnbrechende Erkenntnisse im Bereich Computer Vision
- Cordelia Schmid gewinnt den Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie "Forschung".
- Das Europäische Patentamt (EPA) zeichnet Schmid für ihre innovativen Leistungen aus, die Computer in die Lage versetzen, visuelle Informationen wie Menschen zu erfassen.
- Ihre Forschung im Bereich Computer Vision eröffnet einen breiteren Einsatzbereich von KI, beispielsweise im Gesundheitswesen, wo sie bei Überwachung und Pflege zum Einsatz kommen könnte.
München, 9. Juli 2024 – Das Europäische Patentamt (EPA) freut sich, Dr. Cordelia Schmid als Gewinnerin des Europäischen Erfinderpreises 2024 in der Kategorie "Forschung" bekannt geben zu dürfen. Als Koryphäe im Bereich Computer Vision bekannt, hat Schmid eine federführende Rolle bei der Entwicklung von Maschinen eingenommen, die die sichtbare Welt verstehen und mit ihr interagieren können – eines der Fundamente der modernen Künstlichen Intelligenz. Ihre innovative Arbeit hat den Weg für eine Reihe technologischer Fortschritte geebnet, die die Interaktion zwischen Menschen und intelligenten Systemen auf eine neue Stufe heben. Als Finalisten in dieser Kategorie rangieren außerdem Tonio Sant und Daniel Buhagiar aus Malta für ihre zukunftsweisende Energiespeicherung für Offshore-Windparks sowie ein französisches Team unter der Leitung von David Devos und Caroline Moreau für eine wegweisende Behandlung der Parkinson-Krankheit.
"Diese Auszeichnung ist eine großartige Nachricht und eine große Ehre. Sie erkennt die Bedeutung von innovativer Forschung und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft an. Künstliche Intelligenz und Computer Vision sind mittlerweile zu einem selbstverständlichen Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Verantwortungsvoll entwickelt, haben beide Bereiche das Potenzial, unsere Gesellschaft auf die gleiche Weise zu revolutionieren, wie es die Dampfmaschine und der elektrische Strom in der Vergangenheit getan haben", ist sich Dr. Cordelia Schmid sicher.
Die patentierten Technologien der Wissenschaftlerin haben neue Standards dabei gesetzt, wie Maschinen visuelle Daten wahrnehmen und verstehen. Die von ihr entwickelten, ausgeklügelten Algorithmen ermöglichen Computern das Sehen und Analysieren von Bildern und Videos mit einem Detailverständnis, das dem von Menschen sehr nahekommt. Dieser Fähigkeit kommt in der heutigen technologieorientierten und von visuellen Daten dominierten Welt eine wesentliche Bedeutung zu.
Die Transformation der maschinellen Wahrnehmung
Die Resonanz von Schmids Arbeit erstreckt sich über mehrere Bereiche: So ist die KI nun in noch höherem Ausmaß in der Lage, komplexe visuelle Daten in Echtzeit zu "sehen" und zu interpretieren. Im Gesundheitswesen könnten Roboter zum Beispiel in der Lage sein, ältere Menschen zu unterstützen oder Stürze zu erkennen. Darüber hinaus eröffnet ihre Forschung auch neue Möglichkeiten der Interaktion zwischen Mensch und Computer in Bereichen wie der Automobilbranche und der Umweltüberwachung: Hier könnte die KI bei der Entwicklung selbstfahrender Autos und der Erkennung von witterungsbedingten Veränderungen eine Rolle spielen.
"Verantwortungsvoll entwickelt, hat die Künstliche Intelligenz das Potenzial, unsere Gesellschaft auf die gleiche Weise zu revolutionieren, wie es die Dampfmaschine und der elektrische Strom in der Vergangenheit getan haben. Die KI kann uns bei der Bewältigung einiger der drängendsten Probleme der Welt helfen, von der Nachhaltigkeit bis zur Gesundheitsvorsorge", so Schmid weiter.
Da unsere Welt auf eine Zukunft zusteuert, in der KI nahtlos in alle Bereiche unseres Lebens integriert sein wird, eröffnet Schmids Arbeit Einblicke in die neuen Möglichkeiten, die ethisch und verantwortungsvoll entwickelte KI-Systeme schaffen können. Ihr Ehrgeiz zur Lösung komplexer Probleme zieht nicht nur technologische Fortschritte nach sich, sondern inspiriert eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu einer Forschung, die die Welt verändert.
"Meine größte Motivation ist es, mit einem schwierigen Problem konfrontiert zu sein, dessen Lösung nicht offensichtlich ist und einige Forschungsarbeit erfordert. Der erste Schritt besteht immer darin, eine mögliche Lösung zu entwerfen. Wenn diese Lösung dann nicht funktioniert, muss man die Ursache verstehen, andere Lösungen ausprobieren und das Problem aus vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachten."
Die Gewinnerinnen und Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2024 wurden heute bei einer Hybridveranstaltung in Malta bekannt gegeben. Die Veranstaltung können Sie online streamen.
Weitere Informationen über die Auswirkungen der Erfindungen, die dahinterstehende Technologie und Näheres zu den Erfinderinnen und Erfindern finden Sie hier.
Die nächste Ausgabe des Young Inventors Prize findet 2025 in Island statt
Beim heutigen Festakt in Malta durfte das Europäische Patentamt (EPA) auch das neue Konzept für die Preisverleihung bekannt geben, das ab 2025 zum Tragen kommen wird. Vom nächsten Jahr an soll der Preis alle zwei Jahre vergeben werden, wobei sich die nächste Ausgabe vorrangig an junge Erfinderinnen und Erfinder unter 30 richtet, deren Erfindungen eines oder mehrere Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) abdecken. Dabei soll eine unabhängige Jury früherer Finalistinnen und Finalisten die Einreichungen beurteilen und auf diese Weisen ein faires und fundiertes Auswahlverfahren ermöglichen, das den Innovationsgeist und die Errungenschaften der nächsten Generation von Erfinderinnen und Erfindern würdigt. Die erste Ausgabe dieses neuen, zweijährlichen Formats soll 2025 in Island stattfinden. Nominierungen für alle Technologiebereiche werden ab heute bis Ende September entgegengenommen.
In den dazwischenliegenden Jahren ab 2026 wird das EPA zum ursprünglichen Konzept des Europäischen Erfinderpreises in den klassischen Kategorien "Industrie", "Forschung", "KMU", "Nicht-EPO-Staaten", "Lebenswerk" und "Publikumspreis" zurückkehren.
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Medienkontakte Europäisches Patentamt
Luis Berenguer Giménez
Hauptdirektor Kommunikation / EPA-Sprecher
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Über die Erfinderin
Ihre Karriere in der Informatik begann für Cordelia Schmid an der Universität Karlsruhe, wo sie ihr Studium 1992 mit einem Master of Science abschloss. Es folgte die Promotion am Institut National Polytechnique in Grenoble mit dem Schwerpunkt "Local Greyvalue Invariants for Image Matching and Retrieval" (Lokale Grauwert-Invarianten bei Bildabgleich und -wiederherstellung), die vom INGP 1996 als beste Doktorarbeit ausgezeichnet wurde.
Nach ihrer Promotion gehörte sie für einige Zeit der Robotics Research Group der Universität von Oxford an, bevor sie 1997 zum französischen Nationalen Forschungsinstitut für Informatik und Automatisierung (Inria) wechselte. Bei Inria war sie federführend an einigen bahnbrechenden Fortschritten im Bereich Computer Vision beteiligt, die vor allem die Entwicklung von Technologien zur Förderung des Verständnisses visueller Daten durch Maschinen voranbrachten.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und würdigt Einzelpersonen oder Teams, die mit ihren wegweisenden Erfindungen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury aus früheren Finalistinnen und Finalisten ausgewählt. Gemeinsam beurteilen sie, welchen Beitrag die Vorschläge hinsichtlich technischen Fortschritts, sozialer und nachhaltiger Entwicklung und wirtschaftlichem Wohlstand leisten. Alle Erfinder müssen ein europäisches Patent für ihre Erfindung erhalten haben.
Das EPA
Mit 6.300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Das EPA, das seinen Hauptsitz in München sowie Niederlassungen in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien hat, wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinderinnen und Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 45 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist ferner weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.