Franziska Kerber
Nachhaltige Papierkomponenten für elektronische Geräte
Elektroschrott stellt weltweit einen der am schnellsten wachsenden Abfallströme dar. Jährlich entstehen ungefähr 62 Millionen Tonnen Elektroschrott, aber nur 22 % davon wird gesammelt und recycelt. Um sich dies bildlich darzustellen: Der erzeugte Müll entspricht dem Verschrotten von 1 000 Laptops pro Sekunde. Die unsachgemäße Entsorgung führt neben Umweltschäden auch zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten. Allein im Jahr 2022 wurden durch die ineffiziente Recyclinginfrastruktur seltene und wertvolle Materialien im Wert von geschätzt 60 Milliarden Euro verschwendet. Geräte wie Router und Rauchmelder sind besonders problematisch, weil sie oft in Kunststoffgehäusen eingefasst und mit komplexen Materialien zusammengebaut sind, die das Recycling erschweren. Das von Kerber entwickelte Konzept umgeht diese Schwierigkeiten, indem es Papier als alternatives Material verwendet.
PAPE-Geräte bestehen aus dicht gepressten Papierfasern für das Gehäuse, die in Kombination mit recycelbaren Leiterplatten es ermöglichen, dass die Teile im Wasser aufgelöst werden, sodass nur noch die elektronischen Komponenten übrigbleiben. Auf diese Weise können Hersteller wertvolle Materialien wie Gold, Silber und Kupfer zurückgewinnen, und das Gerät selbst ist einfach zu recyceln. Die gepressten Papierfasern werden aus nicht recycelten Papierabfällen hergestellt, die in großen Mengen verfügbar sind und eine konsistente Qualität im Herstellungsverfahren ermöglichen.
Elektronik neu durchdacht
Kerber interessierte sich bereits früh für Nachhaltigkeit. Ihr Vater, Physiker und preisgekrönter Erfinder, erzählte ihr von Zukunftstechnologien und eines Tages von einer auflösbaren Leiterplatte. Während ihres Industriedesign-Studiums erforschte sie gepresste Papierfasern als dauerhaftes, aber dennoch biologisch abbaubares Material für Elektronikgeräte. Beim Zerlegen von Routern und Rauchmeldern zur Untersuchung von Recyclinglösungen wurde ihr schnell klar, dass es nicht ausreicht, nur ein Teil des Geräts zu berücksichtigen: "Auch wenn wir auflösbare, recycelbare Leiterplatten entwickeln, macht es nicht wirklich einen Unterschied, solange der Rest des Produkts weiter auf dem Müll landet. Das gesamte Design muss weiterentwickelt werden. Sonst verlagern wir einfach das Problem, statt es zu lösen." Diese Erkenntnis brachte sie dazu, im Rahmen ihrer Bachelorarbeit PAPE zu entwickeln.
Bei einem Praktikum in einer Designagentur in Köln wurde Kerber bewusst, dass ihr in der Bachelorarbeit präsentiertes Konzept weiterentwickelt werden kann. Dank Wissensaustausch mit erfahrenen Designern und Zugang zu professionellen 3D-Druckern und Formwerkzeugen verbesserte sie ihr Verfahren, um die Materialeigenschaften zu optimieren. Sie arbeitete oft bis spät in die Nacht hinein im Prototyping-Labor der Agentur, formte manuell Materialien, optimierte mit dem 3D-Drucker erstellte Formkörper und experimentierte mit Trocknungsverfahren. Nach Abschluss ihrer Arbeit nahm sie an einem renommierten Designwettbewerb teil, den sie gewann. Dieser Moment führte bei ihr zu einem Perspektivwechsel: "Zuerst war das alles nur eine Bachelorarbeit. Aber als ich dann begann, an Wettbewerben teilzunehmen, Preise zu gewinnen und zu großen Veranstaltungen wie der Dutch Design Week eingeladen zu werden, hat sich alles geändert. Auf einmal zeigten die Leute Interesse an meiner Erfindung und ich dachte ... 'Vielleicht ist das noch nicht alles'."
Ein Beitrag zum Erreichen der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs)
Das von Kerber entwickelte Konzept unterstützt Nachhaltigkeitsziel 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur), indem herkömmliche Materialien durch Alternativen ersetzt werden, die dem Kreislauf zurückgeführt werden können, sowie Nachhaltigkeitsziel 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden), indem es zur Reduzierung von Elektroschrott beiträgt.
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Pressemitteilung: Neue Wege im Recycling von Elektroschrott: Österreichische Industriedesignerin Franziska Kerber gehört zu den Top 10 Innovatoren des Young Inventors Prize 2025 Pressefotos Video (MP4): Englisch
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