Der Verhaltenskodex für die Mitglieder der Beschwerdekammern und der Großen Beschwerdekammer enthält Standards, die sie bei der Ausübung ihrer richterlichen Funktion einzuhalten haben. Die Standards sollen insbesondere Unabhängigkeit, Integrität, Unparteilichkeit, Loyalität, Sorgfalt und Diskretion gewährleisten und basieren auf bewährten Praktiken und Empfehlungen auf nationaler und internationaler Ebene.
Im Einklang mit Regel 12b EPÜ hat das Präsidium der Beschwerdekammern am 23. November 2021 einen Verhaltenskodex für die Mitglieder der Beschwerdekammern und der Großen Beschwerdekammer erlassen. Der Verhaltenskodex wurde vom Verwaltungsrat auf seiner 169. Tagung am 14. Dezember 2021 genehmigt (Beschluss CA/D 21/21) und trat am 1. Juli 2022 in Kraft.
Der Verhaltenskodex basiert auf bewährten Praktiken und Empfehlungen für das richterliche Verhalten auf nationaler und internationaler Ebene, darunter diejenigen des Verhaltenskodex des Gerichtshofs der Europäischen Union, der Verhaltensleitlinien des deutschen Bundesverfassungsgerichts, des "Guide to Judicial Conduct" des UK Supreme Court, der Prinzipien von Bangalore zur richterlichen Ethik aus dem Jahr 2002, des "Judicial Ethics Report 2009-2010" des Europäischen Netzes der Räte für das Justizwesen, der Stellungnahme Nr. 3 des Beratenden Ausschusses Europäischer Richter und der "Resolution on Judicial Ethics" des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte.
Angesichts der Bedeutung, die damit einhergeht, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Unabhängigkeit der Justiz und in die Rechtsstaatlichkeit sicherzustellen, sind im neuen Verhaltenskodex die folgenden Standards für Mitglieder und Vorsitzende der Beschwerdekammern und der Großen Beschwerdekammer (nachstehend zusammenfassend "Mitglieder") festgelegt und kodifiziert:
Neben diesen und weiteren Standards für die Ausführung der richterlichen Aufgaben durch die Mitglieder regelt der Verhaltenskodex auch deren etwaige Nebentätigkeiten, wie etwa die Ausübung von Lehr- oder wissenschaftlichen Tätigkeiten, sowie die Pflichten der Mitglieder nach dem Ausscheiden aus dem Dienst (Artikel 8, 11 Verhaltenskodex).
Der Präsident der Beschwerdekammern ist für die ordnungsgemäße Anwendung des Verhaltenskodex verantwortlich und wird dabei von einem aus Mitgliedern bestehenden Beratenden Ausschuss unterstützt (Artikel 9 Verhaltenskodex).