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Franz Amtmann, et al. und Philippe Maugars, et al.

Nahfeldkommunikationstechnik (NFC)

Preiskategorie
Industrie
Technisches Gebiet
Telekommunikation
Firma
NXP B.v, Sony
Drahtlostechnologien wie Bluetooth und LTE haben die Einsatzmöglichkeiten von Mobiltelefonen erheblich erweitert und sie zu regelrechten Minicomputern gemacht. Heutzutage werden diese handlichen Telefone zunehmend auch als virtuelle Brieftaschen genutzt, die es den Besitzern ermöglichen, auch ohne Bargeld oder Kreditkarte schnell einen Einkauf zu tätigen. Die dabei zum Einsatz kommende Technologie der Nahfeldkommunikation (NFC) wurde 2002 von Ingenieurteams bei NXP Semiconductors und Sony gemeinsam entwickelt.

Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2015

Der sichere, kontaktlose Austausch von Daten mittels NFC vereinfacht aber nicht nur das Einkaufen, sondern erlaubt auch den Erwerb von Bus- und Bahntickets direkt beim Einsteigen, den Austausch von Bildern und Kontakten mit anderen oder das Einchecken per mobiler Bordkarte bei Flugreisen.

Ein Team von Elektrotechnikern des multinationalen Halbleiterherstellers NXP Semiconductors, der ausgegliederten Halbleitersparte des niederländischen Elektronikgiganten Philips, hat entscheidend dazu beigetragen, die NFC-Technologie kommerziell nutzbar zu machen. Ihre Arbeit ist unverzichtbar für die Weiterentwicklung von Mobilgeräten und anderen NFC-fähigen Datenträgern wie Smartcards, mit deren Hilfe die Menschen sicher mit ihrem Umfeld interagieren können.

Gesellschaftlicher Nutzen

Vor der Einführung von NFC wurde der Interaktion von Handy-Benutzern mit ihrem unmittelbaren Umfeld technisch nur wenig Bedeutung beigemessen. Tatsächlich dienten die Mobilgeräte eher zur Ablenkung, etwa auf langweiligen Zugfahrten oder in der Warteschlange im Supermarkt.

Mithilfe der NFC-Technologie können Benutzer von Smartphones oder anderen NFC-fähigen Geräten nun aktiv mit ihrem Umfeld in Kontakt treten. Beispiele für Einsatzmöglichkeiten sind u. a. interaktive Anzeigen in Museen, automatische Türöffner oder auch die NFC-Touchpoints an Hochschulen als Hilfestellung für Nicht-Muttersprachler.

NFC-fähige Geräte machen die Geldbörse oder Brieftasche zwar noch nicht überflüssig, können aber durchaus einige ihrer Funktionen übernehmen und als komfortables Backup dienen. Mittels NFC können z. B. elektronische Visitenkarten ausgetauscht oder Krankenversicherungsinformationen an den Arzt übermittelt werden. Außerdem können über NFC an mittlerweile rund 500 000 Orten Einkäufe getätigt werden, Tendenz steigend.

Wirtschaftlicher Nutzen

2012 wurden mit der NFC-Technologie Gesamteinnahmen in Höhe von 863,78 Mio. EUR (1,07 Mrd. USD) erwirtschaftet, und bis 2019 wird dem Markt eine jährliche Wachstumsrate von 43,7 % prognostiziert.

Schon 2014 wurden insgesamt 300 Millionen NFC-fähige Geräte ausgeliefert. Bis Ende 2015 soll die 500-Millionen-Grenze überschritten werden.

Zwar steht bei der NFC-Technik meist die Nutzung als mobiles Zahlungssystem im Vordergrund, vor allem seit das neue iPhone von Apple und die neuen Samsung-Galaxy-Modelle mit NFC ausgestattet sind, doch lässt sich die Technik auch in vielen anderen Bereichen nutzen. So lässt sich etwa der Zugang zu bestimmten Bereichen eines Gebäudes steuern, außerdem können Gerätefunktionen beim Betreten eines Sitzungsraums aktiviert oder deaktiviert, Dokumente und Daten problemlos ausgetauscht und Marketingbotschaften an das Smartphone eines Kunden gesendet werden, wenn dieser den Laden betritt.

Funktionsweise

NFC beruht auf dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion, die sich die Grundeigenschaften des Wechselstroms zunutze macht. Ein sogenannter NFC-Reader sendet einen schwachen Stromimpuls aus, der ein Magnetfeld erzeugt. Über dieses Magnetfeld wird ein Signal (und elektrische Energie) zwischen dem Reader und einem passiven "Tag" übertragen. Kommt das Magnetfeld des Readers in Kontakt mit einem passiven Tag, nutzt dieses einen Teil der elektrischen Energie des Magnetfelds, um eine entsprechende Antwort zu senden.

Mit der von Franz Amtmann und seinem Team zum Patent angemeldeten NFC-Technologie können sowohl NFC-Verbindungen zu Tags ohne eigene Stromversorgung, wie Kreditkarten und Beacons, als auch Verbindungen zwischen zwei NFC-fähigen Geräten mit eigener Stromversorgung hergestellt werden.

Die von Philippe Maugars patentierte Methode zur Herstellung einer sicheren NFC-Verbindung misst, ob ausreichend Energie zum Abschluss einer NFC-basierten Transaktion vorhanden ist. Ist dies bei einer der Energiequellen nicht der Fall, erzeugt das NFC-Signal selbst ausreichend Energie, um die Transaktion abzuschließen.
 

Die Erfinder

Franz Amtmann leitete ein Team von Elektrotechnikern, das an der Entwicklung eines zentralen Elements der NFC-Technologie mitwirkte: der berührungslosen Kommunikationstechnologie. Amtmann studierte Elektrotechnik an der Technischen Universität Graz und schloss sein Studium mit Auszeichnung ab. 1991 trat er in das österreichische Unternehmen Mikron ein, das sich auf kontaktlose Smartcards und RF-Identifizierungssysteme spezialisiert hatte. 1995 wurde Mikron von Philips übernommen. Amtmann ist an mehr als 50 Patenten und Patentanmeldungen im Zusammenhang mit der RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) beteiligt.

Philippe Maugars und Patrice Gamand ließen sich eine Methode zur Herstellung einer sicheren NFC-Verbindung patentieren. Maugars, gelernter Mathematiker und ehemaliger Hochschuldozent für Mathematik, begann im Jahr 1983 bei Philips. Im Laufe seiner 30-jährigen Karriere befasste er sich u. a. mit Smartcard-Lesegeräten, Solid-State Lighting und Kommunikationssystemen im Mobilfunkbereich. Er ist in mehr als 25 Patenten als Erfinder oder Miterfinder genannt. 2013 gründete Maugars sein eigenes Unternehmen, das eng mit NXP Semiconductors zusammenarbeitet.
 

Wussten Sie das?

Die NFC-Technologie basiert zum Teil auf der bekannten RFID-Technologie und zum Teil auf anderen elektronischen Verbindungstechniken. Aufgrund des komplexen Ursprungs der NFC-Technologie fehlte zu Anfang die erforderliche Standardisierung für eine kommerzielle Nutzung. Daher gründeten NXP Semiconductors, Sony und der ehemalige Mobiltelefonhersteller Nokia 2004 das NFC-Forum, einen Industrieverband, an dem sowohl NFC-Vertriebspartner als auch an NFC interessierte Unternehmen beteiligt sind. Viele andere Computer- und Verbindungstechnologien, wie USB, Bluetooth und Wi-Fi, sind bereits Industriestandards und ermöglichen die reibungslose Interoperabilität zwischen verschiedenen Produkten. Darüber hinaus erleichtern sie den Herstellern die Produktentwicklung. 
 

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