Erfindung: Übertragung von Hochspannungsgleichstrom
Unschöne Strommasten und Stromleitungen, lange Kabelstränge und riesige, unansehnliche Umspannwerke: für das heutige Leben unverzichtbar, verschandelt der Stromtransport leider oft die Umgebung. Der schwedische Elektroingenieur Gunnar Asplund hat sich dieses Problems angenommen und Wege entwickelt, wie sich die Stromnetzinfrastruktur großteils verbergen lässt. Aber damit nicht genug: Dank Asplunds Entwicklung kann der Strom von entlegenen Kraftwerken effizienter übertragen werden, sodass erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie rentabler werden.
Seit mehr als
hundert Jahren ist Wechselstrom der
Standard bei der Übertragung von Hochspannungsstrom. Seine Beliebtheit verdankt
er dem Umstand, dass er ohne großen Aufwand in unterschiedliche Spannungen für
Haushalte und Industrie umgewandelt werden kann. Allerdings ist Wechselstrom
nicht in jeder Hinsicht ideal. Über längere Strecken hinweg kommt es zu
größeren Energieverlusten und höheren Kosten. Konkret werden mehr
Stromleitungen gebraucht, um weniger Strom zu übertragen.
Die jahrzehntelange Arbeit Asplunds im Bereich der Hochspannungs-Gleichstrom- Übertragung (HGÜ) trug dazu bei, dass hässliche Oberleitungen durch unterirdisch verlegte Kabel ersetzt werden können, und verlieh dem Gleichstrom gegenüber Wechselstrom neue Bedeutung.
Asplund entwickelte einen Stromrichter, der die Zusammenführung der Wechselstrom- und der Gleichstrominfrastruktur vereinfacht. Zum einen wurde die HGÜ dadurch effizienter, zum anderen können über ein und dieselbe Kabelinfrastruktur unterschiedliche Strommengen transportiert werden - von Kleinstmengen bis zu mehreren Gigawatt.
Gesellschaftlicher Nutzen
Seine Flexibilität macht das Übertragungssystem HVDC Light zur ersten Wahl für regenerative Kraftwerke an entlegenen und Offshore-Standorten, allen voran Sonnen- und Windkraftanlagen, die im Tagesverlauf schwankende Leistungsniveaus erzeugen.
Mit diesem sowie über 50 weiteren Patenten zur HGÜ trug Asplund ganz entscheidend dazu bei, dass die HGÜ-Technologie zum neuen Standard für die zuverlässige unterirdische Übertragung von Strom über weite Strecken wurde.
Asplund machte es möglich, entlegene Windkraftanlagen, Solarparks und Wasserkraftwerke an das Stromnetz anzuschließen. Seiner Arbeit ist es auch zu verdanken, dass Inselbewohner auf der ganzen Welt ohne unästhetische Kabel Strom bekommen.
Wirtschaftlicher Nutzen
Seit ihrer Einführung Ende der 1990er-Jahre wurden mit der patentierten HVDC-Light-Technologie von Asplund mehr als 2,6 Mrd. EUR (25 Mrd. SEK) erwirtschaftet.
Dank der Arbeit des schwedischen Erfinders konnte sich der Anlagenbauer ABB die Führungsposition in einer Branche sichern, deren Volumen sich derzeit auf rund 10,58 Mrd. EUR (ca. 12,7 Mrd. USD) beläuft und die laut Research and Markets bis 2018 jährlich um voraussichtlich 5,1 % wachsen wird.
Der Normalverbraucher dürfte aber wohl am meisten von den Vorteilen für die Sicherheit, die Umwelt und das allgemeine Wohlergehen profitieren, die sich aus der Langstreckenübertragung von Strom durch unterirdische und unterseeische Kabel ergeben.