Erfindung: Gerät zur Aufzeichnung der Augenbewegung
Die Augen sind das Fenster zur Seele, sagt man. Darüber hinaus haben sie aber die Wissenschaft zu Geräten inspiriert, mit denen sich Augenbewegungen verfolgen und interpretieren lassen. Einem Team unter Leitung des schwedischen Ingenieurs und Physikers John Elvesjö ist nun ein wichtiger Vorstoß gelungen, der die Geheimnisse der visuellen Beobachtung besser verständlich macht. Elvesjö erkannte, dass ein zum Faser-Tracking entwickelter Sensor auch beim menschlichen Auge eingesetzt werden kann, und ebnete damit den Weg für zahlreiche Anwendungsgebiete.
Während seiner Studien Anfang der 2000er-Jahre hatte sich Elvesjö mit der Verfolgung von Augenbewegungen gar nicht befasst – bis ihm auffiel, dass einer der Partikelsensoren, mit denen er arbeitete, seinen Augenbewegungen folgte. Elvesjö erkannte sofort das kommerzielle und humanitäre Potenzial eines Augensensors und machte sich an die Entwicklung der entsprechenden Technologie.
Seitdem hat die Eye-Tracking-Technologie, die Elvesjö und sein Team bei Tobii – seinem Innovationsvermarktungsunternehmen – entwickelt haben, nicht nur die Marktforschung revolutioniert, sondern auch das Leben von Menschen mit verschiedenen gesundheitlichen Einschränkungen erleichtert und Eye-Tracking-Systeme im Alltag verankert, etwa beim Autofahren, am Computerarbeitsplatz oder auch im Gameplay-Bereich.
Gesellschaftlicher Nutzen
Elvesjös Technologie kommt in Geräten für unterstützte Kommunikation zum Einsatz, wie sie beispielsweise der Astrophysiker Stephen Hawking nutzt und bei denen der Sensor auf Bewegungen der Netzhaut reagiert. Menschen mit Zerebralparese oder anderen schweren Lähmungen können so über Sprachausgabeprogramme mit der Außenwelt kommunizieren.
Die Erfindung kommt Menschen mit diversen Erkrankungen oder Rückenmarksverletzungen sowie Schlaganfallpatienten zugute. Dank der Eye-Tracking-Technologie können sie engen Kontakt zu Angehörigen und Freunden halten, ihre Unabhängigkeit bewahren, persönliche und berufliche Ziele verfolgen und ein erfüllteres Leben führen.
Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen von Menschen könnten von dieser Technologie profitieren. Vorsichtigen Schätzungen zufolge leiden rund 2,5 Millionen Menschen weltweit an traumatischen Rückenmarksverletzungen, die sie in ihrer Mobilität einschränken. Weitere 130 000 Personen kommen jedes Jahr hinzu. Noch nicht berücksichtigt sind dabei Menschen, die ihre Mobilität krankheitsbedingt verlieren, etwa aufgrund von multipler Sklerose oder amyotropher Lateralsklerose (ALS).
Wirtschaftlicher Nutzen
Um seine Erfindung optimal zu verwerten, gründete Elvesjö 2001 nach einem Gespräch mit Henrik Eskilsson und Mårten Skogö im Untergeschoss des Hauses seiner Mutter das Unternehmen Tobii. Alle drei Gründer sind noch immer als technischer Leiter, Geschäftsführer bzw. wissenschaftlicher Leiter dort tätig.
Das Unternehmen mit Sitz in Stockholm hat heute 570 Mitarbeiter und ist weltweit mit Niederlassungen in Deutschland, Norwegen, China, Japan und den USA vertreten.
Die jüngsten Venture-Capital-Investitionen und die Übernahme komplementärer Unternehmen lassen auf künftiges Wachstum hoffen und versetzen Tobii in die aussichtsreiche Lage, sich auf dem vielschichtigen und rasant wachsenden Markt berührungsfreier Geräte für die Mensch-Maschine-Interaktion zu behaupten. Im Jahr 2020 soll das Marktvolumen 34,4 Mrd. EUR erreichen, mehr als das Dreifache seines heutigen Werts.