Erfindung: Sichere Smartcard-Verschlüsselung
Joan Daemen, Pierre-Yvan Liardet und ihr Team aus belgischen und französischen Kryptografen haben wegweisende Forschung auf dem Gebiet der doppelten Smartcard-Verschlüsselung betrieben, um Smartcard-Netzwerke sicherer zu machen. Früher waren die Kunststoffkarten im Scheckkartenformat mit eingebauten Computerchips sehr verbreitet. Die Master-Karten, die zur Erstellung verwendet wurden, wiesen jedoch Schwachstellen auf. Das machte Hunderttausende Kartenbesitzer anfällig für Cyberbetrug. Als Gegenmaßnahme haben die belgischen Kryptografen einen deutlich wirkungsvolleren Verschlüsselungsalgorithmus entwickelt.
Smartcards sind Kreditkarten,
Bankkarten und andere Sicherheitskarten mit viereckigen Modulen, die vergoldete
Kontaktfelder enthalten. Inzwischen ersetzen sie immer häufiger die klassischen
Magnetstreifenkarten. Die Technologie ist seit Mitte der 90er-Jahre in vielen
europäischen Ländern verbreitet und wird inzwischen auch in den USA für Bank-
und Kreditkarten verwendet. Die kleinen goldenen Kontaktfelder enthalten
Speichereinheiten und manchmal auch Mikroprozessoren, die nicht nur wichtige
Informationen für den Schnellzugriff speichern, sondern auch vor zahlreichen
Sicherheitsrisiken schützen.
Doch ganz ausgefeilt war die eingebaute "intelligente" Sicherheitstechnologie der ersten Smartcards noch nicht. Potenzielle Betrüger konnten Sicherheitslücken bei der Herstellung von Smartcards ausnutzen und Kopien von Karten anfertigen, indem sie sich Zugriff zu einer Master-Karte verschafften. Die Master-Karte wird zur Individualisierung großer Stückzahlen von "Trägerkarten" verwendet, die an Karteninhaber ausgegeben werden.
Ein Team aus belgischen und französischen Erfindern unter der Leitung von Daemen und Liardet hat eine Möglichkeit gefunden, diese Sicherheitslücke zu schließen: Master-Karten werden mit einem Sicherheitsalgorithmus verschlüsselt, der es unmöglich macht, Trägerkarten zu einem späteren Zeitpunkt zu kopieren oder Zugriff auf sie zu erlangen.
Gesellschaftlicher Nutzen
Vor der Erfindung dieser neuen Sicherheitsfunktionen benötigten Kriminelle nur die Master-Karte, um mehrere Smartcards oder sogar ganze Netzwerke zu kompromittieren. Wenn ein Smartcard-Hersteller einen solchen Angriff bemerkte, musste er jede Karte im Netzwerk sperren und austauschen. Eine teure und mühselige Angelegenheit, zumal allein 2015 neun Milliarden Smartcards ausgegeben wurden. 5,1 Milliarden davon entfielen auf den Telekommunikationsbereich, 2,6 Milliarden waren Debit- oder Kreditkarten.
Eine Sicherheitsverletzung war nicht nur mit hohen Kosten für den Smartcard-Hersteller verbunden, sondern konnte sich auch auf die Finanzen und die Privatsphäre der Karteninhaber auswirken. Durch die Offenlegung von Bankdaten, Identitätsangaben und personenbezogenen Informationen konnten verheerende Schäden bei nichtsahnenden Verbrauchern und Kunden angerichtet werden.
Wirtschaftlicher Nutzen
In naher Zukunft wird der boomende Markt für mobile elektronische Geräte den Verkauf von Smartcards ankurbeln. Das betrifft vor allem verschlüsselte SIM-Karten, die zur Verwaltung mobiler Accounts für Daten und Kommunikation benötigt werden. Hersteller von Zahlungskarten, wie Europay, MasterCard und Visa (EMV), produzieren außerdem mehr Karten mit eingebauten Chips als mit klassischen Magnetstreifen.
Einige Marktforscher erwarten deshalb in den kommenden Jahren für den weltweiten Smartcard-Markt eine Wachstumsrate von ca. 9 %, sodass der Gesamtwert im Jahr 2020 bis zu 10,4 Mrd. EUR betragen könnte.
Die Erfindung von Daemen, Liardet und ihrem Team hat unmittelbare Auswirkungen auf diesen Industriezweig, denn dank besserer Verschlüsselungsalgorithmen stoßen Smartcards auf größere Akzeptanz. Laut der Europäischen Zentralbank geht beim Bezahlen per Kreditkarte 1 EUR von 2 635 EUR durch Betrug verloren.