Erfindung: Sichere Hirndruckmessung mit Ultraschall
Mit der Erfindung von zwei Geräten zur Hirndruck- und Blutflussmessung durch den litauischen Wissenschaftler Arminas Ragauskas lassen sich Schädel-Hirn-Traumata, Schlaganfälle, Glaukome und Hirntumore schnell und sicher diagnostizieren. Die neuartigen Messgeräte von Ragauskas sind wichtige Instrumente zur Behandlung von Hirnverletzungen, die zu den häufigsten Todesursachen weltweit zählen.
Bei einer Hirnverletzung ist schnelles Handeln
angesagt, vor allem, wenn sich der Druck auf das Gehirn durch Hirntrauma oder
einen Tumor auf ein potenziell tödliches Maß erhöht. Dank der beiden von
Ragauskas und einem Team weiterer litauischer Wissenschaftler entwickelten und
2015 auf den Markt gebrachten Geräte verfügen Neurologen und andere Ärzte nun
über kostbare zusätzliche Zeit bei der Feststellung und Bewertung eines
erhöhten Hirndrucks. Damit entfallen kostspielige und zeitaufwendige
chirurgische Eingriffe, die ihrerseits mit Risiken verbunden sind.
Ragauskas und seinen Kollegen Gediminas Daubaris und Algis Dziugys vom Health Telematics Science Institute an der Kaunas University of Technology, Litauen, gelang der Durchbruch mit der Anwendung des Doppler-Effekts zur Änderung der Wellenlänge, wodurch mithilfe einer einfachen Formel genaue Hirndruckwerte erzielt werden. Die vom Team entwickelten Geräte berechnen die Differenz zwischen dem intrakraniellen und dem extrakraniellen Druck auf der Grundlage eines schnellen und einfachen Messwerts eines Sensors, der auf dem Auge des Patienten platziert wird.
Gesellschaftlicher Nutzen
Schädel-Hirn-Traumata (SHT) und Tumoren des zentralen Nervensystems gehören zu den weltweit häufigsten Todesursachen. 30 % aller verletzungsbedingten Todesfälle in den USA gehen auf das Konto von SHT, und rund 140 Menschen sterben täglich laut dem amerikanischen Center for Disease Control an den Folgen von SHT. In Europa erleiden jedes Jahr rund 2,5 Millionen Menschen ein Schädel-Hirn-Trauma, an dessen Folgen etwa 75 000 sterben (CENTER-TBI).
Mit den entwickelten Geräten kann ein erhöhter Hirndruck schnell und zuverlässig festgestellt werden, was bei Befunden wie SHT und Hirntumoren entscheidend ist. Die Geräte sind ein großer Fortschritt gegenüber chirurgischen Eingriffen, die nur unter Narkose erfolgen können. Anders als viele andere Diagnoseinstrumente in der Neurologie erfordern die Geräte keine individuelle, patientenspezifische Kalibrierung und bieten Neurochirurgen, Neurologen und Augenärzten eine schnelle, genaue und vor allem sichere Methode zur Diagnose zahlreicher neurologischer Erkrankungen und Glaukome.
Wirtschaftlicher Nutzen
Die Geräte wurden vom Start-up-Unternehmen Vittamed des Erfinders unter dem Namen Vittamed 205 zur nichtinvasiven Messung des Hirndrucks und als Vittamed 505 zur nichtinvasiven Überwachung der zerebrovaskulären Autoregulation vermarktet und erhielten 2014 die CE-Kennzeichnung. Das Unternehmen mit Sitz in Kaunas, Litauen, und in Lexington, USA, vermarktet die Produkte zurzeit in Europa, Australien und den USA und erhielt kürzlich eine Serie-A-Finanzierung in Höhe von 8.79 Mio. EUR (10 Mio. USD) von Xeraya Capital Labuan Ltd.
Die robusten und präzisen Geräte finden auf dem internationalen Markt für Instrumente zur Überwachung des Gehirns Beachtung, zu denen auch Diagnoseinstrumente für SHT, Schlaganfälle und Tumoren gehören. Im Jahr 2015 betrug der Weltmarktwert 6,6 Mrd. EUR (7,5 Mrd. USD) (MarketsandMarkets). Den Prognosen zufolge wird er bis zum Jahr 2020 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 7 % auf 10,1 Mrd. EUR (11,5 Mrd. USD) ansteigen.