Erfindungen: Swatch, Ultraschallschweißen und weitere
Der Schweizer Erfinder und Unternehmer Elmar Mock hat ein Ultraschallschweiß-verfahren entwickelt, das zur Entstehung der Swatch-Armbanduhr beigetragen und der designorientierten Unterhaltungselektronik den Weg gebahnt hat. Es lieferte auch die Grundidee für Mocks Beratungsunternehmen Creaholic, das innovative Entwicklungen sozusagen am laufenden Band produziert– von Verfahren für das Schweißen von menschlichen Knochen in der Medizin über wassersparende Handwascheinrichtungen bis hin zu winzigen Piezomotoren.
Was als eine in aller Schnelle aufgezeichnete
Skizze einer einfachen Plastikarmbanduhr begann, wurde schließlich zum
meistverkauften Zeitmesser der Welt. Die Swatch-Uhr, die 1983 erstmals auf den
Markt gebracht wurde, erweckte die darniederliegende Schweizer Uhrenindustrie
zu neuem Leben.
Die Schöpfung der Swatch-Uhr hat ihrem Miterfinder Elmar Mock viel zu verdanken: Er war es, der die Ultraschallschweißverfahren entwickelte, mit deren Hilfe sowohl die Teile im Inneren des Gehäuses als auch das Acryl-Uhrenglas befestigt wurden. Dank dieser Verfahren sowie des völlig neuen Designs wurden zur Herstellung einer Armbanduhr nur noch etwas mehr als halb so viele Einzelteile benötigt - genau gesagt 51 anstatt der 91, die vorher in einer Standarduhr zu finden waren. Dadurch konnten die Produktionskosten drastisch gesenkt werden.
Die Swatch war eine echte Sensation. Und sie war sozusagen die Initiativzündung für Mocks Laufbahn: Als Erfinder oder Miterfinder von 178 Patentfamilien quer durch die verschiedensten Branchen, von der Uhrmacherei über den Maschinenbau bis zur Medizintechnik, ist er so etwas wie ein "Berufserfinder". Mock und sein Creaholic Team überarbeiteten die Ultraschallschweißverfahren, die bei der Herstellung der Swatch eingesetzt wurden, für eine Reihe weiterer Anwendungen wie das "Schweißen" von Holz, Beton und sogar menschlichen Knochen. Und diese wiederum waren der Nährboden für sein Unternehmen Creaholic, das heute innovative technische Lösungen für mehr als 200 Kunden entwickelt und aus dem bereits neun erfolgreiche Spin-offs hervorgegangen sind.
Gesellschaftlicher Nutzen
Die Swatch war eine Revolution. Sie war eines der ersten Produkte, die Funktionalität mit modischem Design verbanden, und damit ein Vorläufer der modernen, allgegenwärtigen Gadgets unserer Tage. Der Einfluss der Swatch-Uhr geht jedoch weit über die Konsumkultur hinaus. Für Mock war der Erfolg der Swatch eine Schlüsselerfahrung, die ihn dazu brachte, den Rest seines Lebens dem Erfindergeist zu verschreiben und die Innovation zu fördern. Sein Beratungsunternehmen Creaholic ist nicht nur eine Ideenschmiede, die Kunden in den unterschiedlichsten Branchen mit kreativen Lösungen versorgt - es ist auch eine Brutstätte für Neugründungen.
Creaholic hat bereits neun Spin-off-Unternehmen hervorgebracht. SpineWelding ist eines davon. Es nutzt die Ultraschallschweißtechnik, die Mock bei der Swatch verwendete, für eigene Zwecke. SpineWelding ist allerdings nicht in der Uhrenindustrie aktiv, sondern produziert orthopädische Implantate, die sich mithilfe eines thermoplastischen Klebeharzes, das mittels Ultraschall zum Schmelzen gebracht wird, erfolgreich an Wirbeln befestigen lassen. Ein anderes Spin-off-Unternehmen ist WoodWelding. Es setzt ein ähnliches Verfahren ein, um Holz und andere poröse Materialen, wie sie im Möbelbau, in Fußbodenbelägen oder Paneelen verwendet werden, zu verbinden. Unter den Lizenznehmern, die diese Technik nutzen, sind auch IKEA und das auf Befestigungsmaterialien spezialisierte deutsche Unternehmen Würth.
Aber Creaholic beschäftigt sich inzwischen längst nicht mehr nur mit Anwendungen des Ultraschallschweißens. Drei seiner Spin-offs bieten Lösungen an, mit denen sich der Wasserverbrauch auf ein Minimum reduzieren lässt. Die patentierte Händewaschstation "Smixin" beispielsweise spart gegenüber einem herkömmlichen Waschbecken bis zu 90% an Wasser ein. Der Duschkopf "Gojsa" und die Duschrinne "Joulia" senken den Wasser- und Energieverbrauch beim Duschen drastisch. Und das Spin-off-Unternehmen Miniswys, das im Elektronikbereich arbeitet, hat mittlerweile einen winzigen, hocheffizienten Piezomotor entwickelt, der in Smartphone-Kameras für die Autofokus-, die Zoom- und die Makrofunktion eingesetzt wird.
Wirtschaftlicher Nutzen
Die Markteinführung der Swatch beendete ein für die Schweizer Uhrenindustrie bitteres Jahrzehnt. In der Blütezeit, die von den 1950er bis in die 1970er-Jahre währte, beherrschten die Schweizer den Weltmarkt mit einem Marktanteil von bis zu 90 Prozent. 1983 jedoch war dieser Anteil auf 15 Prozent zurückgegangen. Nur wenige Jahre, nachdem die Swatch die internationale Bühne betreten hatte, wurden bereits jedes Jahr mehrere Millionen davon verkauft. Bis zum Jahr 2014 waren mehr als 600 Millionen Swatch-Armbanduhren verkauft worden und hatten Einnahmen von über 6,15 Mrd. EUR erwirtschaftet. Die Swatch Group, der weltweit größte Uhrenhersteller, ist mit 37 Tochtergesellschaften in 50 Ländern vertreten und umfasst 18 Marken.
Creaholic wurde 1986 gegründet, beschäftigt heute rund 50 Mitarbeiter und hat über 800 Beratungsverträge erfüllt. Der Jahresumsatz des Unternehmens liegt bei knapp unter 5 Mio. EUR. Mit den Ideen, die seine Berater entwickeln, erwirtschaften die Kunden von Creaholic jährlich schätzungsweise 3,75 Mrd. EUR. Einer der wichtigsten Kunden von Creaholic ist der schwedische Lebensmittelverpackungshersteller Tetra Pak; er trägt etwa 5 bis 10 Prozent zum Jahresertrag bei. Creaholic hat unter anderem für Würth, IKEA, Nestlé, Du Pont, Bosch, Nespresso, BMW und Roche gearbeitet.
Die neun aus Creaholic hervorgegangenen Spin-offs gehören den Mitarbeitern selbst. Mehrere dieser Spin-off-Unternehmen beruhen auf Technologien, die zunächst für Kunden entwickelt wurden und dann im Rahmen gewerblicher Schutzrechtsvereinbarungen in unterschiedlichen Bereichen oder Branchen eingesetzt werden.