Erfindung: Dusche mit geschlossenem Wasserkreislauf
Mehrdad Mahdjoubis Weltraumdusche führt zu einem Umdenken beim Wasserverbrauch im Haushalt, insbesondere im Badezimmer. Das Duschsystem "Oas", das mit einem geschlossenen Wasserkreislauf arbeitet, hat Mahdjoubi sich ausgedacht, als er am Projekt der NASA zur bemannten Marsmission mitarbeitete. Das System filtert das Wasser und verwendet es wieder, und verbraucht auf diese Weise 90 % weniger Wasser und 80 % weniger Energie als eine herkömmliche Dusche.
Mit einer konventionellen
Dusche in Europa verbrauchen wir im Schnitt rund 10 Liter Wasser pro
Minute. Das bedeutet bei einem zehnminütigen Duschvorgang bis zu 100 Liter,
also etwa ein Drittel unseres täglichen Wasserverbrauchs zu Hause. Wenn wir
häufig duschen, ist dieser Anteil natürlich noch höher.
Bei einem Duschgang bringen wir nur wenige Minuten damit zu, Seife und Shampoo von unserem Körper abzuspülen. Der größte Teil des Wassers fließt also mehr oder weniger sauber in den Abfluss. Anstatt dieses ansonsten saubere Wasser einfach zu verschwenden, wird bei Mahdjoubis Dusche digitale Technologie dazu eingesetzt, während eines Duschvorgangs nur fünf Liter Wasser umlaufen zu lassen. Der Name "Oas" leitet sich übrigens von dem schwedischen Wort für "Oase" ab und wurde in seinem Unternehmen Orbital Systems kreiert.
Gesellschaftlicher Nutzen
Rückführung und Reinigung von Wasser - das ist die neue Art des Wassersparens. Das Oas-System ist derzeit das einzige auf dem Markt befindliche Produkt seiner Art, und im Hinblick auf Wasser- und Energieeinsparung ist es das effizienteste Duschsystem der Welt.
Die Idee für das Oas kam dem 28-jährigen Mahdjoubi, der an der Universität Lund in Schweden Industriedesign studiert und einen "Master of Fine Arts"-Abschluss erworben hat, als er 2012 noch als Student im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen der Universität und der NASA an deren Projekt "Journey to Mars" mitwirkte. Mahdjoubi und die anderen Projektmitglieder dachten darüber nach, ob es wohl möglich wäre, auf dem Mars denselben Lebensstandard wie auf der Erde zu erreichen. "Es war mir ganz klar, dass wir unsere Ressourcen so klug wie nur irgend möglich einsetzen müssten. Und genau das tun wir hier", erklärt Mahdjoubi.
Die Vorzüge von Mahdjoubis Dusche liegen auf der Hand - man denke beispielsweise an Regionen, in denen Wassermangel herrscht, weil sie häufig von Dürre geplagt werden, oder auch an Orte, an denen viele Menschen duschen, wie z. B. Fitnessstudios, Krankenhäuser oder öffentliche Schulen. Nach Angaben der UN sind gegenwärtig mehr als zwei Milliarden Menschen von Wasserknappheit betroffen. Das ist nahezu ein Viertel der gesamten Weltbevölkerung.
Untersuchungen des schwedischen Instituts zur Kontrolle übertragbarer Krankheiten haben gezeigt, dass das von Oas gefilterte Wasser sogar noch sauberer ist als das Wasser, das aus der Leitung kommt. Ganz klar, dass ein Duschsystem, dessen Wasser frei von Krankheitserregern ist, auch für Pflegeheime und Krankenhäuser sehr interessant ist.
Hinzukommt, dass das Duscherlebnis auch noch besser ist als mit einer normalen Dusche. Bei einer herkömmlichen Dusche kann es zu Druck- und Temperaturschwankungen kommen, wenn an anderer Stelle im Haus noch jemand duscht. Da es sich bei der Oas-Dusche um einen geschlossenen Wasserkreislauf mit Comfort-Korrekturfunktion handelt, unterliegt sie solchen Schwankungen nicht. In Haushalten, in denen der Wasserfluss begrenzt oder reduziert ist, kann Oas einen mehr als doppelt so großen Wasserstrahl liefern.
Schätzungen von Orbital Systems zufolge wurden mit dem System seit seiner Markteinführung bereits etwa 13 Millionen Liter Wasser eingespart.
Wirtschaftlicher Nutzen
Das 2012 gegründete Unternehmen Orbital Systems verfolgt eine rigorose Strategie zum Schutz seiner geistigen Eigentumsrechte, um seine Position als Innovator auf dem globalen Markt für Duschköpfe und Duschpaneele zu halten - ein Markt, dem bis zum Jahr 2024 ein Wachstum auf rund 3,3 Mrd. EUR prophezeit wird. Im Zusammenspiel mit dieser Strategie hat das Unternehmen bereits ein Investitionsvolumen von 25 Mio. EUR aufgebracht. Finanzielle Unterstützung kam unter anderem von Karl-Johan Persson, CEO von H&M (Hennes & Mauritz AB), und von Niklas Zennström, Mitbegründer von Skype Technologies S.A.R.L.
Orbital Systems ist ein kleines Unternehmen mit Sitz in Malmö in Schweden und Zweigstellen in den USA. Es beschäftigt etwas mehr als 50 Mitarbeiter und produziert jährlich weniger als 1 000 Oas-Systeme. Angesichts der geringen Stückzahlen kostet eine Oas-Dusche noch über 3 000 EUR. Mahdjoubi geht aber davon aus, dass die Kosten für die Duschen und die Filter (50 EUR) mit steigenden Produktionszahlen sinken werden. Kostete der erste Prototyp im Jahr 2014 noch 9 000 EUR pro Stück, so ist dieser Preis bis 2017 bereits um zwei Drittel gefallen. Über die nächsten Jahre, so vermutet Mahdjoubi, sollte der Preis so weit sinken, dass ein solches System dann nur noch etwa doppelt so viel kostet wie eine Spülmaschine, vielleicht nicht mehr als 500 EUR.
Da sich das Unternehmen nach wie vor auf die Kernelemente der Technologie konzentriert und weniger Wert auf Stil und Design legt, hält Mahdjoubi es sogar für möglich, dass der Preis noch weiter zurückgeht. Damit könnten dann auch Entwicklungsländer von seiner Dusche profitieren.
Diese Konzentration auf die Kerntechnologie wird es in Zukunft aber auch ermöglichen, herkömmliche Duschköpfe und Sanitäreinrichtungen mit dem System auszustatten, so dass je nach Budget und Geschmack eine größere Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung steht.