Das EPA veranstaltete vom 2. - 5. November seine erste Patent Knowledge Week, wobei an den vier Tagen verschiedene Kanäle zur Verfügung standen. Das neue Format stellt eine radikale Abkehr von seinem Vorläufer, der Patent Information Conference, dar. Es soll Patentwissen demokratisieren und neuen Nutzergruppen zugänglich machen. Zu diesem Zweck haben wir einen Hauptkanal für Experten und spezielle Kanäle für KMUs, Patentanwälte und IP-Spezialisten, PATLIB-Zentren und Universitäten sowie die Nutzung von Patentdaten aus Asien miteinander kombiniert. Über 2 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 90 Ländern wurden gezählt. Hier möchten wir einige Höhepunkte der verschiedenen Kanäle vorstellen.
Auf dem Hauptkanal, der in den ersten drei Tagen lief, kamen zahlreiche Vortragende aus dem EPA und der Industrie zu Wort. Zu den Höhepunkten gehörten die Ausführungen von Thorsten Zank, Präsident der PDG, zur Perspektive der Industrie beim Thema Patentwissen. Zank erläuterte, wie "das Thema Patentinformation aus dem Schlummer erwacht sei", und fasste zusammen, welche Herausforderungen die Umstellung von der Nutzung von Patentinformationen hin zur Generierung von Patentwissen für die Industrie mit sich bringt. Zu nennen sind der deutlich gestiegene Umfang der öffentlich verfügbaren Informationen, zunehmend komplexe Kundenanforderungen und die Notwendigkeit, IP-Beschäftigte im Umgang mit verschiedenen Nutzungen zu schulen. Er skizzierte, wie die PDG dazu beiträgt, dass die Industrie Wissen aus Patentinformationen ziehen und es für geschäftliche Entscheidungen nutzen kann. Die Teilnehmenden äußerten sich sehr positiv zum Inhalt des Hauptkanals; besonderes Lob galt der "hervorragenden Auswahl interessanter und nützlicher Vorträge".
Der KMU-Kanal war für über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessant und konzentrierte sich auf die Frage, warum Patentwissen für die Wirtschaft wichtig ist. Beispielhaft wurden erfolgreiche KMUs vorgestellt, die das Patentsystem effektiv nutzen. Des Weiteren wurde darüber diskutiert, wie sich Technologietrends identifizieren lassen, wo der Nutzen des kommenden Einheitspatents liegt und welche Dienstleistungen zum Patentwissen am besten im Unternehmen selbst erbracht und welche ausgelagert werden können. Im Rahmen des Kanals wurde eine Umfrage durchgeführt, der zufolge KMUs Patentinformation zumeist für die Recherche nach dem Stand der Technik nutzen, gefolgt von FTO-Recherchen und Beobachtung von Konkurrenten. Eine effektive Nutzung von Patentinformationen durch KMUs wird vor allem dadurch verhindert, dass es ihnen schwer fällt, Wissen aus den Daten zu destillieren, und dass es ihnen an Ressourcen oder Kompetenzen mangelt. Die Teilnehmenden konnten mithilfe eines Frage-und-Antwort-Tool Feedback geben. Unter anderem wurden die "sehr guten Erläuterungen des schwierigen Themas" gelobt.
Mit über 260 Teilnehmenden konzentrierte sich der Kanal für Patentanwälte auf die Frage, wie Patentwissen berufliche Vorteile für Patentanwälte schaffen und den Kunden nutzen kann. Zur breiten Themenpalette gehörten u. a. die möglichen Auswirkungen Künstlicher Intelligenz und das Bestreben des EPA, Patentanwälte dadurch zu unterstützen, dass seine Patentinformationstools möglichst gut auf ihre Bedürfnisse abgestimmt werden. Wie wichtig eine Zusammenarbeit mit anderen Patentinformationsspezialisten ist, wurde anhand eines praktischen Beispiels für die Zusammenarbeit zwischen einem Patentanwalt und einem PATLIB-Zentrum aufgezeigt. Es wurde ersichtlich, dass diese Kooperation viele nützliche Effekte erzeugen kann, vor allem im Hinblick auf die Dienstleistungen für die Kunden.
Zu den über 250 Teilnehmern und Teilnehmerinnen des PATLIB-Kanals gehörten auch PATLIB-Zentren aus zahlreichen unterschiedlichen Mitgliedstaaten. Der spannende Themenmix bestätigte, dass das EPA den Technologietransfer und die Kommerzialisierung von Patenten fördern und das PATLIB-Netzwerk für neue Herausforderungen fit machen will. Die PATLIB-Zentren erhielten einen Ausblick auf die Zukunft von PATLIB 2.0 und insbesondere auf die möglichen Servicepakete. Die Kommentare im Frage-und-Antwort-Tool zeigten, dass der Kanal auch bei Teilnehmenden auf Interesse stieß, die dem PATLIB-2.0-Projekt derzeit nicht angehören. Unter anderem fragte ein Berater, wie man mit einem PATLIB-Zentrum zusammenarbeiten könne.
Der Universitätskanal zog über 280 Teilnehmende an und erhielt u. a. ein Lob für "hervorragende Redner und interessante Diskussionen!" Der Kanal zeigte auf, welche wesentliche Rolle Patentinformation direkt vom Beginn jedes Forschungsprojekts an haben und wie wichtig sie für eine erfolgreiche kommerzielle Verwertung der Ergebnisse des Projekts sind. Die Redner erläuterten, wie die PATLIB-Zentren den Zugang zu und die Vermarktung solcher Informationen effektiv durch eine enge Zusammenarbeit mit den Technologietransferbüros verbessern können. Alle Vortragenden betonten zudem, wie wichtig es sei, die Zusammenarbeit zu fördern und das Bewusstsein für IP und Wissens-/Technologietransfer in der Wissenschaft zu schärfen.
Am letzten Tag der Veranstaltung schalteten über 300 Teilnehmende den Asien-Kanal ein. Vertreter von Industrie und Wirtschaft und Experten des EPA diskutierten über die Suche nach asiatischen Anmeldernamen. Neben der Sprachbarriere müssen die Nutzer auch mit unterschiedlichen Schriftsystemen umgehen, wenn sie chinesische, japanische oder koreanische Daten durchsuchen. Die Datenbanken enthalten häufig mehrere Transliterationen, und manchmal werden die Namen sogar übersetzt, weil es aufgrund des dualen Charakters dieser Schriftsysteme schwierig ist, alle Dokumente zu ermitteln, die zu einem bestimmten Anmelder gehören. Weitere Herausforderungen entstehen, wenn mehrere verbundene Unternehmen eines Konzerns vorhanden sind oder Rechtsübergänge stattgefunden haben. Die Teilnehmer erhielten einen Überblick über den umfassenden Standardisierungsprozess des EPA für Anmeldernamen und einige hilfreiche Tipps und Tricks für ihre eigene Arbeit. Experten des EPA zeigten, wie man Namen in der Originalsprache für die Suche in Espacenet nutzen kann und wie man mithilfe von Anmeldercodes in den Tools der asiatischen Ämter nach koreanischen und japanischen Anmeldern suchen kann. Die Teilnehmenden lobten den Inhalt des Kanals einschließlich der "hervorragenden und praktischen Präsentationen".
Zum Schluss der Veranstaltung wurde eine private, einmalige Sitzung eines Think-Tanks zum Thema Patentwissen durchgeführt. Zehn herausragende, speziell vom EPA ausgewählte IP-Fachleute diskutierten die Zukunft des Patentwissens. Ein Bericht dieses Think-Tanks wird zu gegebener Zeit veröffentlicht.