European Patent Office
1999

5 - Mai

Übersicht

Inhaltsverzeichnis
1 - Januar
2 - Februar
3 - März
4 - April
5 - Mai
6 - Juni
7 - Juli
8-9 - August - September
10 - Oktober
11 - November
12 - Dezember
Beilagen / Sonderausgaben
Beilage to OJ 1/1999
Beilage to OJ 2/1999
Beilage to OJ 5/1999
Sonderausgabe Nr. 1
Sonderausgabe Nr. 2

    Seiten 270-272

    Referenz: ABl. EPA 1999, 270

    Online-Veröffentlichungsdatum: 26.5.1999

    BESCHWERDEKAMMERN
    Entscheidungen der Großen Beschwerdekammer

    Entscheidung der Großen Beschwerdekammer vom 21. Januar 1999 - G 4/97*

    (Übersetzung)

    Zusammensetzung der Kammer:

    Vorsitzender:

    P. Messerli

    Mitglieder:

    R. Teschemacher

     

    C. Andries

     

    J. Brinkhof

     

    G. Davies

     

    J.-C. Saisset

     

    P. van den Berg

    Patentinhaber/Beschwerdegegner: Genentech, Inc.

    Einsprechender (03)/Beschwerdeführer: Naohito Oohashi

    Einsprechender (01)/weiterer Verfahrensbeteiligter: Delta Biotechnology Limited

    Einsprechender (02)/weiterer Verfahrensbeteiligter: Riatal GmbH

    Stichwort: Einspruch in fremdem Auftrag/GENENTECH

    Artikel: 99 EPÜ

    Regel: 55 EPÜ

    Schlagwort: "Zulässigkeit des Einspruchs - Handeln in fremdem Auftrag" - "Mißbräuchliche Gesetzesumgehung"

    Leitsätze

    1a: Ein Einspruch ist nicht schon deswegen unzulässig, weil der als Einsprechender gemäß Regel 55 a) EPÜ Genannte im Auftrag eines Dritten handelt.

    1b: Ein solcher Einspruch ist aber dann unzulässig, wenn das Auftreten des Einsprechenden als mißbräuchliche Gesetzesumgehung anzusehen ist.

    1c: Eine solche Gesetzesumgehung liegt insbesondere vor, wenn

    - der Einsprechende im Auftrag des Patentinhabers handelt;

    - der Einsprechende im Rahmen einer typischerweise zugelassenen Vertretern zugeordneten Gesamttätigkeit im Auftrag eines Mandanten handelt, ohne hierfür die nach Artikel 134 EPÜ erforderliche Qualifikation zu besitzen.

    1d: Eine mißbräuchliche Gesetzesumgehung liegt dagegen nicht schon deswegen vor, weil

    - ein zugelassener Vertreter in eigenem Namen für einen Mandanten handelt;

    - ein Einsprechender mit Sitz oder Wohnsitz in einem der Vertragsstaaten des EPÜ im Auftrag eines Dritten handelt, auf den diese Voraussetzung nicht zutrifft.

    2: Ob eine mißbräuchliche Gesetzesumgehung vorliegt, ist unter Anwendung des Prinzips der freien Beweiswürdigung zu prüfen. Die Beweislast trägt, wer die Unzulässigkeit des Einspruchs geltend macht. Das Vorliegen einer mißbräuchlichen Gesetzesumgehung muß auf der Grundlage eines klaren und eindeutigen Beweises zur Überzeugung des entscheidenden Organs feststehen.

    3: Die Zulässigkeit eines Einspruchs kann im Beschwerdeverfahren mit Gründen angefochten werden, die die Identität eines Einsprechenden betreffen, auch wenn vor der Einspruchsabteilung kein solcher Einwand erhoben worden war.

    Sachverhalt und Anträge1

    ...

    Entscheidungsgründe1

    ...

    Entscheidungsformel

    Aus diesen Gründen wird entschieden:

    Die der Großen Beschwerdekammer vorgelegten Rechtsfragen werden wie folgt beantwortet:

    1 und 2: Die Zulässigkeit eines Einspruchs kann im Beschwerdeverfahren mit Gründen angefochten werden, die die Identität eines Einsprechenden betreffen, auch wenn vor der Einspruchsabteilung kein solcher Einwand erhoben worden war.

    3a: Ein Einspruch ist nicht schon deswegen unzulässig, weil der als Einsprechender gemäß Regel 55 a) EPÜ Genannte im Auftrag eines Dritten handelt.

    3b: Ein solcher Einspruch ist aber dann unzulässig, wenn das Auftreten des Einsprechenden als mißbräuchliche Gesetzesumgehung anzusehen ist.

    3c: Eine solche Gesetzesumgehung liegt insbesondere vor, wenn

    • der Einsprechende im Auftrag des Patentinhabers handelt;
    • der Einsprechende im Rahmen einer typischerweise zugelassenen Vertretern zugeordneten Gesamttätigkeit im Auftrag eines Mandanten handelt, ohne hierfür die nach Artikel 134 EPÜ erforderliche Qualifikation zu besitzen.

    3d: Eine mißbräuchliche Gesetzesumgehung liegt dagegen nicht schon deswegen vor, weil

    • ein zugelassener Vertreter in eigenem Namen für einen Mandanten handelt;
    • ein Einsprechender mit Sitz oder Wohnsitz in einem der Vertragsstaaten des EPÜ im Auftrag eines Dritten handelt, auf den diese Voraussetzung nicht zutrifft.

    4: Ob eine mißbräuchliche Gesetzesumgehung vorliegt, ist unter Anwendung des Prinzips der freien Beweiswürdigung zu prüfen. Die Beweislast trägt, wer die Unzulässigkeit des Einspruchs geltend macht. Das Vorliegen einer mißbräuchlichen Gesetzesumgehung muß auf der Grundlage eines klaren und eindeutigen Beweises zur Überzeugung des entscheidenden Organs feststehen.

    5: Diese Entscheidung ist auf alle anhängigen Verfahren anzuwenden.

     

    * Die Verfahren G 3/97 und G 4/97 wurden verbunden. Die deutsche Übersetzung der Entscheidung G 4/97 (Verfahrenssprache: Englisch) entspricht dem Text der in diesem Heft, S. 245 ff., veröffentlichten Entscheidung G 3/97 (Verfahrenssprache: Deutsch); lediglich die Entscheidungsformeln der beiden Entscheidungen sind unterschiedlich.

    1 Die Verfahren G 3/97 und G 4/97 wurden verbunden. Die Abschnitte "Sachverhalt und Anträge" und "Entscheidungsgründe" der Entscheidung G 4/97 stimmen mit den entsprechenden Abschnitten der Entscheidung G 3/97 (in diesem Heft, S. 245 ff.) überein.

    Unterstützung

    • Aktualisierungen der Website
    • Verfügbarkeit der Online-Dienste
    • FAQ
    • Veröffentlichungen
    • Verfahrensbezogene Mitteilungen
    • Kontakt
    • Aboverwaltung
    • Offizielle Feiertage
    • Glossar

    Jobs & Karriere

    Pressezentrum

    Single Access Portal

    Beschaffung

    Beschwerdekammern

    Facebook
    European Patent Office | EPO Jobs
    Instagram
    EuropeanPatentOffice
    Linkedin
    European Patent Office | EPO Jobs | EPO Procurement
    X (formerly Twitter)
    EPOorg | EPOjobs
    Youtube
    TheEPO
    ImpressumNutzungsbedingungenDatenschutzBarrierefreiheit