Erfindung: Impfstoff gegen humane Papillomviren (HPV)
Mit ihrer Erfindung leisteten Ian Frazer und Jian Zhou von der University of Queensland, Australien, einen nachhaltigen Beitrag zur Präventivmedizin für Frauen. Ihr fortschrittlicher Impfstoff unterbricht die Verbindung zwischen dem humanen Papillomvirus (HPV), einem sexuell übertragbaren Virus, das Haut und Schleimhäute infiziert, und Gebärmutterhalskrebs.
Seit seiner Markteinführung 2006 wurde der gängige Impfstoff über 125 Millionen Mal verwendet. Der per Injektion verabreichte Impfstoff schützt nicht nur vollständig vor "hochriskanten" Typen des humanen Papillomvirus (HPV), vor allem vor HPV 16 und HPV 18, sondern auch vor den Typen HPV 6 und HPV 11, die die Hauptverursacher (90 %) von Warzen im Genitalbereich sind.
Der Durchbruch gelang Frazer und Zhou mit der Stabilisierung sogenannter virusähnlicher Partikel (VLP). Diese künstlichen Verbindungen immunisieren gegen das Virus, indem sie die mikroskopische Oberflächenstruktur des HPV nachbilden. Dadurch kann sich das Immunsystem vor dem Virus schützen, ohne dass der Impfstoff tatsächlich virale DNA enthält.
Gesellschaftlicher Nutzen
Ein Impfstoff, der die Verbindung zwischen Virus und Krebs unterbricht, ermöglicht eine gänzlich neue Vorgehensweise: Anstatt auf Krebsvorsorgeuntersuchungen zu bauen oder Patienten zu behandeln, nachdem Krankheitssymptome aufgetreten sind, können Ärzte jetzt mit einem Präventivimpfstoff den krebsverursachenden humanen Papillomviren vorbeugen. Impfmaßnahmen gegen HPV setzen sich weltweit immer mehr durch.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie auch Gesundheitsbehörden in Australien, Kanada, Europa und den Vereinigten Staaten empfehlen jetzt die Impfung gegen HPV für Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 9 und 25 Jahren. Damit der Impfstoff auch dort verfügbar ist, wo er am dringendsten gebraucht wird, hat die University of Queensland auf Lizenzgebühren aus dem Verkauf des Impfstoffs in 72 Entwicklungsländern verzichtet, in denen die meisten Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs wegen mangelnder Vorsorgediagnostik verzeichnet werden.
Wirtschaftlicher Nutzen
Der Impfstoff wird seit 2006 durch den US-Pharmakonzern Merck & Co unter dem Namen Gardasil vertrieben. Ein Alternativprodukt namens Cervarix verwendet eine ähnliche Technologie und wird seit 2007 vom britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline hergestellt. Der Impfstoff wird mittlerweile in insgesamt 120 Ländern weltweit genutzt und wurde bereits über 125 Millionen Mal verabreicht. Der weltweite Gesamtumsatz von Gardasil für 2013 wurde auf 1,49 Mrd. EUR (1,83 Mrd. USD) geschätzt. Der Umsatz von Cervarix betrug im selben Jahr rund 500 Mio. EUR.
Die Erfolgsgeschichte reißt nicht ab: Im Dezember 2014 ließ die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA den Nachfolgeimpfstoff Gardasil 9 zu. Dieser Impfstoff schützt gegen neun verschiedene HPV-Typen. Bis 2018 wird mit einem Umsatz von 1,55 Mrd. EUR (1,9 Mrd. USD) gerechnet.