https://www.epo.org/de/node/next-generation-statements-colab-international-peace

Next generation statements

CoLab for international peace, ab 5. Oktober 2023

Sasha Zaitseva, © Foto: Christian Kain

Ob Garage des Tüftlers, Labor des Erfinders oder Atelier des Künstlers - schon immer gewährten Produktionsstätten schöpferischer Tätigkeit faszinierende Einblicke in die Innovationskraft des Menschen. Mit dem Studio, das sich auf 170qm Fläche erstreckt, findet sich einer dieser viel gepriesenen Orte der Ideenfindung im revitalisierten Souterrain des Hauptgebäudes des Europäischen Patentamtes (EPA) wieder. Die Idee dahinter ist, kollaborativen Praktiken an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft einen Raum zu geben, in dem sich Kreation und Diskurs der Gegenwart begegnen und Reflexion über Themen der Zukunft möglich wird. Eingeladen werden KünstlerInnen der nächsten Generation, ihre Arbeiten in temporären Studio-Aufenthalten unter dem Mentorat von WissenschaftlerInnen zu realisieren. Die Arbeitsergebnisse dieser Zusammenarbeit werden unter dem Titel „Next Generation Statements“ in einer Reihe von Ausstellungen gezeigt.

Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen spielen in die wechselnd vorgegebenen Themen der interdisziplinären Produktionsstätte hinein, wo in regelmäßiger Abfolge künstlerisch-wissenschaftliche Projekte entstehen. Den Auftakt macht aus aktuellem Anlass „CoLab for international peace“, eine Präsentation von jungen Künstlerinnen aus Osteuropa, deren Arbeiten um die fragile Conditio Humana angesichts von aufkommenden nationalistischen Tendenzen bzw. Kriegserfahrungen in Europa und deren verheerenden Folgen für Stabilität, Sicherheit und Wohlstand kreisen (UN-Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen). Mit Sasha Zaitseva (*1994 Donezk, UA) wurde anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Europäischen Patentübereinkommens (EPÜ) erstmals eine ukrainische Künstlerin eingeladen, im Rahmen einer Kurzzeit-Residenz eine ortsspezifische Installation im Studio durchzuführen.

Die kürzlich für die Sammlung des EPA erworbenen Arbeiten von Sasha Zaitseva, Lada Nakonechna (*1981 Dnipropetrovsk, UA) und Flo Kasearu (*1985 Pärnu, EE) thematisieren nationale Konflikte und Invasionen, die Verschiebung und Überschreitung von territorialen Grenzen sowie Migration und Flucht. Als persönlich Betroffene verarbeiten sie auch Erfahrungen traumatisierter Gesellschaften und kollektive Gefühle der Orientierungslosigkeit und Angst angesichts eines neuen Krieges in Europa. Gleichzeitig versuchen sie, durch Kunst Versöhnung zu skizzieren und die Hoffnung auf eine bessere und friedlichere Zukunft auszudrücken. Auf diese Weise erinnern die KünstlerInnen an die Bedeutung von Frieden, Stabilität, Toleranz und Völkerverständigung. Im Kontext der Feierlichkeiten zu 50 Jahren EPÜ rückt dabei auch die Gründungsgeschichte des EPA in den Vordergrund, die auf einem internationalen Friedenskonsens und einem starken Engagement für die Werte einer technologisch hochentwickelten Gesellschaft beruht. Die Werke gewinnen durch die aktuellen politischen Umstände zusätzliche Relevanz. Die Tatsache, dass sie bereits zwischen 2016 und 2019 entstanden sind, verdeutlicht zudem die visionäre Kraft, die der Kunst innewohnen kann.

Nachhaltigkeit ist aber nicht nur inhaltlich ein wichtiges Leitmotiv dieser Ausstellungsreihe. Auch bei der innenarchitektonischen Konzeption spielt die Idee des Re-Use, die Verwendung von Bestandsmobiliar aus allen Abschnitten der Geschichte des EPA, eine Hauptrolle. Industrielook meets Flohmarktästhetik – unter diesem Motto treffen Chrom-Leder-Sessel aus dem EPA-Restaurant Le Fleuron auf aktuell noch verwendete höhenverstellbare Schreibtische aus Prüfer-Büros; originale Kommoden, Einbauschränke und Verhandlungstische aus der Bauzeit des Hauptgebäudes stehen neben ausrangierten Ledersofas aus den PschorrHöfen; ikonische Sixties-Sessel aus der Dienststelle Wien werden neben neuen Design-Klassikern von Arne Jacobsen, Geoffrey Harcourt und Eero Saarinen auf innovative Weise in Szene gesetzt. Dieser Stil-Mix aus Alt und Neu, der auch dem kollektiven Gedächtnis der MitarbeiterInnen Raum gibt, setzt sich im angrenzenden Schaulager sowie im Coworking Space fort. Das gewählte zeitgenössische Farbkonzept der Teppiche und Stoffbezüge setzt ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens auf Grüntöne, um eine optische Sichtachse zu den Pflanzen im Innenhof und auf diesem Weg die Verbindung zur Natur (wieder)herzustellen.