Unsere Themen
Zunächst wird sich die Beobachtungsstelle vorrangig mit zehn Themen befassen, die im Konsultationsverfahren mit unseren Stakeholdern als hoch relevant bezeichnet wurden. Aber das ist erst der Anfang. Die Liste ist nicht vollständig, und künftig können viele weitere Themen für die Beobachtungsstelle in Frage kommen. Als dynamische Plattform bleibt die Beobachtungsstelle offen für weitere, von unseren Stakeholdern und Innovationsexpertinnen vorgeschlagene Themen, wenn sich neue Technologien entwickeln und sich der Bedarf der Gesellschaft ändert.
- 1. Innovation und die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen
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Das EPA sieht sich dem Pariser Abkommen, den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen und dem europäischen Grünen Deal in vollem Umfang verpflichtet. Damit die ehrgeizigen Ziele dieser Initiativen erreicht werden können, sind umfangreiche Investitionen und Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erforderlich, um die Weiterentwicklung und Einführung von grünen Technologien, einschließlich Lösungen für saubere Energien zu unterstützen. Die Beobachtungsstelle trägt dazu bei, die Beziehungen zwischen IP, Innovation und Nachhaltigkeit zu stärken, indem sie Analysen veröffentlicht und Erkenntnisse in einer breiteren Öffentlichkeit bekanntmacht.
- 2. Klima und Energie
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Das EPA und die nationalen Ämter der EPO-Mitgliedsstaaten stehen in der ersten Reihe, wenn es um die Entwicklung neuer Technologien geht. So helfen sie dabei, die notwendigen Innovationsfortschritte zu messen, um die Emissionen in der Europäischen Union bis 2050 netto auf Null zu senken – ein zentrales Ziel des europäischen Grünen Deals. Patentdaten helfen bei der Analyse und Überwachung der Entwicklungen in verschiedenen Technologiebereichen und können so Investitionsentscheidungen unterfüttern. Um die Entwicklung entsprechender neuer Tools und Partnerschaften zu fördern, veröffentlicht die Beobachtungsstelle Analysen und dient als Forum für die regelmäßige Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse dieser Initiativen.
2024 werden wir zwei Studien zu diesem Thema veröffentlichen.
- Eine gemeinsame Studie über die Vermarktung von Technologien, welche die Ziele des Europäischen Grünen Deals unterstützen. Diese Studie wird in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank erstellt und enthält eine Umfrage unter zahlreichen europäischen KMU und größeren Unternehmen, die Patentanmeldungen für nachhaltige Technologien eingereicht haben. Die Beobachtungsstelle dokumentiert sowohl die Erfolge der Unternehmen als auch die vorhandenen Herausforderungen bei der Vermarktung von Erfindungen in Europa, wobei der Schwerpunkt auf Finanzierungsthemen und -strategien liegt.
- Eine Studie über Wassertechnologien, die als Grundlage für eine neue Espacenet-Plattform zu diesem Thema dienen soll.
- 3. Schwerpunkt Start-ups
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Start-ups spielen für die laufende Entwicklung des Innovationsökosystems eine zentrale Rolle. Aus ihnen werden regelmäßig kräftig wachsende Technologieunternehmen, die nicht nur neue Innovationen, sondern auch Arbeitsplätze schaffen. Die Beobachtungsstelle befasst sich damit, wie
- Start-ups IP-Rechte zur Förderung innovativer Lösungen nutzen
- diese IP-Rechte als Anziehungspunkt und Belohnung für Investitionen dienen
- europäische Patente Start-ups zu Erfolg verhelfen und Wagniskapitalfonds für einen Ausbau der Unternehmen anziehen
Die Beobachtungsstelle nutzt außerdem Patentwissen, um Investoren und anderen Stakeholdern einzigartige Einblicke in das Innovationswesen zu bieten.
Unser Deep-Tech-Finder ist ein neues Mapping-Tool, mit dessen Hilfe Investoren europäische Start-ups mit hohem Potenzial und patentierten Innovationen finden können. Zudem hält die Beobachtungsstelle immer die neuesten IP-Informationen für Start-ups bereit, nicht zuletzt zu den neuen Möglichkeiten, die das Einheitspatent bietet.
- 4. Schwerpunkt KMU
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KMU sind das Rückgrat der europäischen Wirtschaft: sie machen 99 % aller Unternehmen in der EU aus, beschäftigen zwei Drittel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und erwirtschaften 57 % des BIP der EU. Es ist ein wichtiges Ziel des EPA, das Wachstum und die Entwicklung europäischer KMU zu unterstützen,, indem es ihnen dabei hilft, einen soliden Patentschutz zu erlangen, damit sie ihr geistiges Eigentum in ganz Europa vermarkten können. Deshalb ist auch das einheitliche Patentsystem so wichtig, das einen umfassenderen Patentschutz zu niedrigeren Kosten bietet und Europa für Erfinder und Investoren attraktiver macht.
Da kleinere Einheiten nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung haben, sind durchdachte und leicht zugängliche Schulungen unabdingbar, wenn ihnen die Informationen und das Know-how, das sie brauchen, vermittelt werden sollen. Deshalb wird die Beobachtungsstelle in enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Patentakademie eine Reihe von speziell auf KMU zugeschnittenen Instrumenten und Lernmaterialien vorlegen. Eine regelmäßige Überwachung der wichtigsten Trends in der Patentierungsaktivität der KMU wird dazu beitragen, Erfolgsgeschichten zu fördern und Lücken zu identifizieren, die durch weitere Maßnahmen geschlossen werden müssen.
- 5. Schwerpunkt europäische Universitäten: von der Innovation zur Vermarktung
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Europäische Universitäten und öffentliche Forschungseinrichtungen nutzen zwar europäische Patente zur Vermarktung ihrer Erfindungen, aber es bleiben beträchtliche Hürden für die kommerzielle Verwertung und den Transfer von Wissen und Technologie an die Industrie bestehen. Daher sind europäische Universitäten und öffentliche Forschungseinrichtungen häufig im Nachteil gegenüber ihren Pendants in anderen Regionen. Die Beobachtungsstelle soll ein umfassendes Lagebild erstellen, das alle denkbaren Schritte im Innovationsprozess an europäischen Universitäten abdeckt, alle vorhandenen Unterstützungsmaßnahmen (vor allem auf europäischer Ebene) erfassen und Instrumente für eine bessere Suche nach Partnerschaften bereitstellen.
Zu diesem Zweck sollen in der zweiten Jahreshälfte 2024 eine umfassende Studie und ein spezielles Online-Dashboard zur Verfügung stehen. In der Folge sind verschiedene Aktivitäten mit folgenden Schwerpunkten geplant:
- Nutzung der Expertise von Universitäten und Darstellung ihrer Rolle bei der Gestaltung von Technologietrends und Fallstudien
- Berichterstattung über und Beleuchtung von patentierten Erfindungen, die an Universitäten gemacht wurden
- Messung der Auswirkungen, welche die wirtschaftliche Verwertung von an Universitäten gemachten Erfindungen und nachfolgenden Innovationen hat
- Messung des Einflusses von Universitäten auf lokale Innovationsökosysteme
- Überwachung von Herausforderungen und optimalen Praktiken bei der Nutzung des europäischen Patentsystems durch die Universitäten
- 6. Verbesserung der Darstellung und der Kenntnisse im Bereich Innovationsfinanzierung
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Für viele Regierungen ist es von höchster Bedeutung, günstige Bedingungen für Innovationen zu schaffen, und dementsprechend werden bedeutende Finanzmittel dafür bereitgestellt. Dennoch scheint der Zugang zu hinreichenden finanziellen Mitteln nach wie vor ein beträchtlicher limitierender Faktor zu sein, obwohl viele Wirtschaftsakteure zu Investitionen in den Innovationsprozess bereit sind. Die Beobachtungsstelle:
- untersucht, welche Hürden Erfinder beim Zugang zu Finanzmitteln vor allem zu überwinden haben
- prüft, welche Veränderungen vorgenommen werden könnten, um Europa auf denselben Stand mit anderen, konkurrierenden Wirtschaftsregionen zu bringen
- kümmert sich um die Frage, wie relevante Informationen an kleinere Wirtschaftsakteure weitergegeben werden können
- identifiziert zusammen mit Experten und Stakeholdern aus den Bereichen Innovation und Finanzen mögliche Lösungen
Eine große Veranstaltung zu diesem Thema soll im zweiten Halbjahr 2024 stattfinden.
- 7. Vielfalt und Inklusion im Innovationsbereich
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Die Stärkung von Vielfalt und Inklusion ist ein wichtiges gesellschaftliches Ziel. Um es zu unterstützten, nutzt die Beobachtungsstelle den reichhaltigen Datenbestand des EPA: Sie ermittelt, welche Lücken geschlossen werden müssen, und trägt zur Sensibilisierung bei. In unserem Forum werden Diskussionen über optimale Praktiken stattfinden, um die Vielfalt im Innovationsökosystem zu erhöhen und die Inklusion von unterrepräsentierten Gruppen zu fördern. Studien werden die Diskussion im zweiten Halbjahr 2024 zusätzlich bereichern; sie sollen
- aufzeigen, an welcher Stelle MINT-Ausbildungen und Laufbahnen für Frauen geöffnet werden müssen
- Lücken und die betroffenen Personen identifizieren, vor allem in jüngeren Altersgruppen
Die Beobachtungsstelle befasst sich mit allen Aspekten von Vielfalt und Inklusion, auch Themen, die Menschen mit Behinderungen betreffen.
- 8. Patente im Gesundheitssektor
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Innovationen im Gesundheitswesen sind wichtige Treiber für die Patentierungstätigkeit in Bereichen wie Arzneimittel, Biotechnologie und Medizintechnologie, aber auch digitale Kommunikation und Computertechnologie. Patente spielen eine wesentliche Rolle für den Schutz von Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen, die vor allem im Gesundheitssektor wichtig sind. Angesichts der Coronapandemie hat die Medizintechnik die Öffentlichkeit wie nie zuvor in ihren Bann gezogen. Bis Ende Januar 2024 wird die Beobachtungsstelle
- eine umfassende Studie zu Innovationen bei der Krebsbekämpfung veröffentlichen, die Patentierungstrends in allen damit zusammenhängenden Technologien verfolgt, einschließlich denjenigen für Therapie und Diagnose
- eine Espacenet-Plattform freischalten, die Patente auf diesem Gebiet identifiziert
Die Beobachtungsstelle wird neue Perspektiven in den Vordergrund rücken und verschiedene Stakeholder zur Teilnahme an der Studie und der Plattform einladen. Damit verfolgt sie einen ganzheitlichen und ausgeglichenen Ansatz bei diesem wichtigen Thema und trägt zur Krebsbekämpfung bei.
- 9. Innovationen mit Weltraumbezug
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Der Weltraumsektor ist naturgemäß sehr innovativ, und mehrere bedeutende Erfindungen aus der Weltraumforschung haben unsere tägliche Lebensqualität verbessert (u. a. Fortschritte bei Halbleitern, LEDs, CT-Scanner, kratzfestes Glas). Außerdem haben sich die weltweiten Raumfahrtaktivitäten in den letzten zehn Jahren erheblich intensiviert und diversifiziert. Innovative Technik dämpft die Kosten für Raumfahrt und Nutzung des Weltraums, sodass eine größere Zahl von Missionen und Anwendungen möglich werden. Mehr Akteure und Länder treten auf den Plan, und die privaten Kapitalzuflüsse in den Sektor steigen an. Der Weltraumsektor umfasst heutzutage unterschiedlichste öffentliche und private Akteure aus aller Welt, die sich mit einer Vielzahl von vor- und nachgelagerten Aktivitäten befassen.
Die Beobachtungsstelle wird die technischen Entwicklungen in diesem Bereich genauer beobachten und einer größeren Zahl von interessierten Partnern eine Zusammenarbeit ermöglichen.
- 10. Normen und Patente
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Technische Normen gewährleisten die Interoperabilität und unterstützen die Digitalisierung von Volkswirtschaften, was wiederum weitere Innovation und Wachstum fördert. Um einen wirksamen Wettbewerb im Innovationsökosystem zu gewährleisten, fördert das Patentsystem die frühe Offenlegung innovativer technischer Lösungen. Dies ermöglicht den Austausch von technischem Wissen, das dann bei der Entwicklung von Normen verwendet werden kann.
Angesichts des wirtschaftlichen Werts und der strategischen Bedeutung von Patenten, die für Europas künftige Wettbewerbsfähigkeit eine Schlüsselrolle spielen, befasst sich die Beobachtungsstelle mit den Wechselwirkungen von Normen und Patenten. Sie beobachtet Trends in unterschiedlichen Technologiesektoren, identifiziert mögliche Lücken mit Hilfe faktenbasierter Analysen und Studien und unterstützt öffentliche Stellen dabei, fundierte Entscheidungen auf diesem komplexen Gebiet zu treffen.
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