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Erik De Clerc

Beiträge zur antiviralen Therapie

Preiskategorie
Lebenswerk
Technisches Gebiet
Medizintechnik
Hochschule
The Catholic University of Leuven (KU Leuven)
Bis in jüngster Zeit hatten Ärzte bei der Behandlung von Virusinfektionen nur sehr begrenzte Möglichkeiten. Angesichts der Fähigkeit von Viren, zu mutieren und der Schwierigkeit, sie selektiv anzusprechen, mussten Ärzte sich auf die Behandlung der Symptome beschränken, anstatt die Infektionserreger selbst zu bekämpfen. Dass es in der klinischen Praxis heute ein Arsenal wirkungsvoller Waffen gegen Viruserkrankungen gibt, haben wir der virologischen Forschung zu verdanken, die Professor Erik De Clercq seit vierzig Jahren an der Katholischen Universität Leuven in Belgien betreibt.

Erfinder des Jahres 2008 in der Kategorie "Lebenswerk"

De Clercqs bahnbrechende Beiträge zur biomedizinischen Forschung umfassen unter anderem die Entwicklung neuer antiviraler Wirkstoffe zur Behandlung von Virusinfektionen durch verschiedene Herpesviren bis zum Hepatitis B Virus und HIV. De Clercq und seinem Team gelang es, einige der Originalwirkstoffe gegen HIV zu entwickeln. Sie haben auch die Abkehr von der Monotherapie (der Behandlung mit nur einem Wirkstoff) zu Gunsten der gleichzeitigen Anwendung von bis zu vier verschiedenen Wirkstoffen - dem "Medikamentencocktail" angeregt, der heute die Standardtherapie bei HIV-Infektionen ist. Am besten bekannt ist De Clercq für die Erschließung des Gebiets der Nukleotid-Analoge, auf deren Grundlage die allerersten antiviralen Medikamente mit Breitbandwirkung entwickelt wurden.

Seine Forschungsergebnisse waren wahrhaft bahnbrechend. Mit zunehmendem Verständnis der Wirkungsweise von Viren haben die Wissenschaftler in den vergangenen Jahrzehnten auch herausgefunden, dass die durch Virusinfektionen hervorgerufenen unmittelbaren Erkrankungen noch keineswegs alles sind. Viren können auch Krebserkrankungen und andere Komplikationen hervorrufen. Beispielsweise ist erwiesen, dass das Polyomavirus Tumoren verursacht, und es konnte eine direkte Verbindung zwischen dem Papillomavirus und Gebärmutterhalskrebs nachgewiesen werden. Damit werden wirkungsvolle antivirale Medikamente umso wichtiger.

De Clerq ist Forscher aus Leidenschaft, und das Labor ist sein zweites Zuhause seit er 1966 seine Laufbahn als Mediziner begann. Seit 1972 leitet er das Labor für Virologie am Rega-Institut für medizinische Forschung der Universität Leuven. De Clercq hat über 2100 Beiträge in führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht und zu den verschiedenen Aspekten antiviraler Chemotherapie mehr als 530 Vorträge auf internationalen Kongressen, Konferenzen und Symposien gehalten. Als aktives Mitglied in zahlreichen Beiräten und Ausschüssen, darunter dem Expert Advisory Panel on Virus Diseases der Weltgesundheitsorganisation (WHO), setzt sich De Clercq mit den dringenden Themen unserer Zeit auseinander, darunter auch mit der Bedrohung durch eine Vogelgrippe-H5N1-Pandemie.

Funktionsweise

De Clercqs neue Generation von Medikamenten verhindert, dass Retroviren ihre Wirtszellen übernehmen und in Fabriken verwandeln, die Millionen neuer Viren produzieren - Viren, die dann wiederum andere Zellen infizieren und letztendlich die Abwehrkräfte des Körpers überwältigen. De Clercqs Nukleotid-Analoge erreichen dies, indem sie die Form und Konturen der vier Bausteine der DNA nachbilden, also des Replikationsmusters, aus dem Viren unzählige Kopien ihrer selbst erzeugen, nachdem sie ihre Wirtszellen "umprogrammiert" haben. Da das Virus den Wirkstoff für einen Baustein hält, aus dem es DNA machen kann, baut es ihn in einen wachsenden DNA-Strang ein. Wenn der Wirkstoff eingebaut ist, blockiert er den Reproduktionsprozess des Virus.

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