Ian Frazer, Jian Zhou
Impfstoff gegen humane Papillomviren (HPV)
Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2015
Seit seiner Markteinführung 2006 wurde der gängige Impfstoff über 125 Millionen Mal verwendet. Der per Injektion verabreichte Impfstoff schützt nicht nur vollständig vor "hochriskanten" Typen des humanen Papillomvirus (HPV), vor allem vor HPV 16 und HPV 18, sondern auch vor den Typen HPV 6 und HPV 11, die die Hauptverursacher (90 %) von Warzen im Genitalbereich sind.
Der Durchbruch gelang Frazer und Zhou mit der Stabilisierung sogenannter virusähnlicher Partikel (VLP). Diese künstlichen Verbindungen immunisieren gegen das Virus, indem sie die mikroskopische Oberflächenstruktur des HPV nachbilden. Dadurch kann sich das Immunsystem vor dem Virus schützen, ohne dass der Impfstoff tatsächlich virale DNA enthält.
Gesellschaftlicher Nutzen
Ein Impfstoff, der die Verbindung zwischen Virus und Krebs unterbricht, ermöglicht eine gänzlich neue Vorgehensweise: Anstatt auf Krebsvorsorgeuntersuchungen zu bauen oder Patienten zu behandeln, nachdem Krankheitssymptome aufgetreten sind, können Ärzte jetzt mit einem Präventivimpfstoff den krebsverursachenden humanen Papillomviren vorbeugen. Impfmaßnahmen gegen HPV setzen sich weltweit immer mehr durch.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie auch Gesundheitsbehörden in Australien, Kanada, Europa und den Vereinigten Staaten empfehlen jetzt die Impfung gegen HPV für Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 9 und 25 Jahren. Damit der Impfstoff auch dort verfügbar ist, wo er am dringendsten gebraucht wird, hat die University of Queensland auf Lizenzgebühren aus dem Verkauf des Impfstoffs in 72 Entwicklungsländern verzichtet, in denen die meisten Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs wegen mangelnder Vorsorgediagnostik verzeichnet werden.
Wirtschaftlicher Nutzen
Der Impfstoff wird seit 2006 durch den US-Pharmakonzern Merck & Co unter dem Namen Gardasil vertrieben. Ein Alternativprodukt namens Cervarix verwendet eine ähnliche Technologie und wird seit 2007 vom britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline hergestellt. Der Impfstoff wird mittlerweile in insgesamt 120 Ländern weltweit genutzt und wurde bereits über 125 Millionen Mal verabreicht. Der weltweite Gesamtumsatz von Gardasil für 2013 wurde auf 1,49 Mrd. EUR (1,83 Mrd. USD) geschätzt. Der Umsatz von Cervarix betrug im selben Jahr rund 500 Mio. EUR.
Die Erfolgsgeschichte reißt nicht ab: Im Dezember 2014 ließ die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA den Nachfolgeimpfstoff Gardasil 9 zu. Dieser Impfstoff schützt gegen neun verschiedene HPV-Typen. Bis 2018 wird mit einem Umsatz von 1,55 Mrd. EUR (1,9 Mrd. USD) gerechnet.
Funktionsweise
Diese virusähnlichen Partikel werden aus einer unter dem Namen Saccharomyces cerevisiae bekannten und traditionell zur Herstellung von Wein und Bier verwendeten Hefe hergestellt und ahmen die Oberflächenstruktur der viralen DNA von HPV nach. Wenn die virusähnlichen Partikel in den menschlichen Körper injiziert werden, sorgen sie dafür, dass 30 bis 80 Mal mehr Antikörper gebildet werden, als dies mit natürlichen Virusgenen der Fall wäre.
Die Erfinder
Wussten Sie das?
Inventors revisited
In 2020 hat das EPA ehemalige Finalist(inn)en und Gewinner(inn)en erneut kontaktiert, nach ihren Ansichten zu den Trends bei Innovationen und geistigem Eigentum befragt und dabei seltene Einblicke in die neuesten Forschungsprojekte und Erfindungen gewonnen.
Mit Erfindungen Leben retten
Ian Frazer ist Miterfinder des revolutionären HPV-Impfstoffs zur Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs. 2015 erhielt er den Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie "Nicht-EPO-Staaten" und übt seitdem eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der Forschung aus. In diesem Interview sprach er über den Plan zur Ausrottung von Gebärmutterhalskrebs.
Talk innovation
In diesem Podcast spricht der frühere Gewinner des Europäischen Erfinderpreises über den Weg zum HPV-Impfstoff, die Rolle von Patenten als Innovationstreiber und die Herausforderungen, die es trotz der Verfügbarkeit von Impfstoffen bereitet, die Zahl der Todesfälle zu verringern.
Media gallery
Patentnummer:
EP0750669 und fünf weitere Patente
Kontakt
Fragen zum Europäischen Erfinderpreis und zum Young Inventors Prize:
european-inventor@epo.org Erfinderpreis Newsletter abonnierenMedienanfragen:
Kontaktieren Sie unser Presse-Team#InventorAward #YoungInventors