John Elvesjö und Mårten Skogö
Gerät zur Aufzeichnung der Augenbewegung
Finalisten des Europäischen Erfinderpreises 2015
Während seiner Studien Anfang der 2000er-Jahre hatte sich Elvesjö mit der Verfolgung von Augenbewegungen gar nicht befasst – bis ihm auffiel, dass einer der Partikelsensoren, mit denen er arbeitete, seinen Augenbewegungen folgte. Elvesjö erkannte sofort das kommerzielle und humanitäre Potenzial eines Augensensors und machte sich an die Entwicklung der entsprechenden Technologie.
Seitdem hat die Eye-Tracking-Technologie, die Elvesjö und sein Team bei Tobii – seinem Innovationsvermarktungsunternehmen – entwickelt haben, nicht nur die Marktforschung revolutioniert, sondern auch das Leben von Menschen mit verschiedenen gesundheitlichen Einschränkungen erleichtert und Eye-Tracking-Systeme im Alltag verankert, etwa beim Autofahren, am Computerarbeitsplatz oder auch im Gameplay-Bereich.
Gesellschaftlicher Nutzen
Elvesjös Technologie kommt in Geräten für unterstützte Kommunikation zum Einsatz, wie sie beispielsweise der Astrophysiker Stephen Hawking nutzt und bei denen der Sensor auf Bewegungen der Netzhaut reagiert. Menschen mit Zerebralparese oder anderen schweren Lähmungen können so über Sprachausgabeprogramme mit der Außenwelt kommunizieren.
Die Erfindung kommt Menschen mit diversen Erkrankungen oder Rückenmarksverletzungen sowie Schlaganfallpatienten zugute. Dank der Eye-Tracking-Technologie können sie engen Kontakt zu Angehörigen und Freunden halten, ihre Unabhängigkeit bewahren, persönliche und berufliche Ziele verfolgen und ein erfüllteres Leben führen.
Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen von Menschen könnten von dieser Technologie profitieren. Vorsichtigen Schätzungen zufolge leiden rund 2,5 Millionen Menschen weltweit an traumatischen Rückenmarksverletzungen, die sie in ihrer Mobilität einschränken. Weitere 130 000 Personen kommen jedes Jahr hinzu. Noch nicht berücksichtigt sind dabei Menschen, die ihre Mobilität krankheitsbedingt verlieren, etwa aufgrund von multipler Sklerose oder amyotropher Lateralsklerose (ALS).
Wirtschaftlicher Nutzen
Um seine Erfindung optimal zu verwerten, gründete Elvesjö 2001 nach einem Gespräch mit Henrik Eskilsson und Mårten Skogö im Untergeschoss des Hauses seiner Mutter das Unternehmen Tobii. Alle drei Gründer sind noch immer als technischer Leiter, Geschäftsführer bzw. wissenschaftlicher Leiter dort tätig.
Das Unternehmen mit Sitz in Stockholm hat heute 570 Mitarbeiter und ist weltweit mit Niederlassungen in Deutschland, Norwegen, China, Japan und den USA vertreten.
Die jüngsten Venture-Capital-Investitionen und die Übernahme komplementärer Unternehmen lassen auf künftiges Wachstum hoffen und versetzen Tobii in die aussichtsreiche Lage, sich auf dem vielschichtigen und rasant wachsenden Markt berührungsfreier Geräte für die Mensch-Maschine-Interaktion zu behaupten. Im Jahr 2020 soll das Marktvolumen 34,4 Mrd. EUR erreichen, mehr als das Dreifache seines heutigen Werts.
Funktionsweise
Eigens entwickelte Software interpretiert dann anhand spezieller Algorithmen die Augenbewegungen in Echtzeit. In einem der zahlreichen Anwendungsbereiche dieser Technologie kann über die Blickerfassung ein Computersystem gesteuert werden, etwa eine Kommunikationssoftware oder ein Sprachgenerator.
Der Erfinder
Elvesjö, der sein Ingenieurstudium an der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm abbrach, um weiter an seinem Eye-Tracking-System zu arbeiten, besitzt mittlerweile 15 Patente, von denen 13 mit den Hardware- und Software-Erfindungen von Tobii zu tun haben. Darüber hinaus wurde er mit etlichen Innovations- und Unternehmenspreisen ausgezeichnet.
Wussten Sie das?
Inventors revisited
In 2020 hat das EPA ehemalige Finalist(inn)en und Gewinner(inn)en erneut kontaktiert, nach ihren Ansichten zu den Trends bei Innovationen und geistigem Eigentum befragt und dabei seltene Einblicke in die neuesten Forschungsprojekte und Erfindungen gewonnen.
Visionär
Ausgehend von einer zufälligen Beobachtung haben John Elvesjö und Mårten Skogö eine Eye-Tracking-Technologie erfunden, die inzwischen in einer Reihe von Anwendungen verwendet wird, von Computerspielen bis zur Mobilitätsunterstützung für Menschen mit Behinderung.
Talk innovation
Die Erfolgsgeschichte von John Elvesjö und Mårten Skogö spricht Bände für den Wert geistigen Eigentums. Mit ihrer patentierten Eye-Tracking-Technologie gelang es ihnen, eine kleine Start-up-Firma zu einem börsennotierten Unternehmen auszubauen. Heute führen sie als Risikokapitalgeber eine neue Generation von Unternehmen zum Erfolg.
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