Luca Rossettini
Beseitigung von Weltraumschrott
Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2023
Wenn solche Trümmer nicht beseitigt werden, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen im Weltall, und diese Kollisionen führen zu noch mehr Weltraumschrott. Dieses auch als "Kessler-Syndrom" bekannte Problem stellt ein erhebliches Risiko für Satelliten und Weltraummissionen dar. Rossettini beschreibt das so: "Wir haben heute Hunderte Millionen von Fragmenten in der Umlaufbahn. Das ist im Grunde genommen die größte Gefahr für Satelliten. Wir wissen ja nicht, wo sie sind. Jedes Mal, wenn man also einen Satelliten ins All schickt, ist es ein Lotteriespiel, ob er von einem dieser Fragmente getroffen wird oder nicht.
Das "D-Orbiter Decommissioning Device (D3)", wie sich das System von D-Orbit nennt, ist ein kleiner, eigenständiger und intelligenter Motor, der vor dem Start am Satelliten angebracht wird. Der D3 ist mit einem eigenen, unabhängigen Antrieb, mit Treibstoff, einer Fernsteuerung und einer Telekommunikationseinheit ausgestattet. So ermöglicht er es den Betreibern, kleine und große Satelliten sicher aus der Umlaufbahn zu entfernen, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben. Sobald er ein Problem mit der Funktion des Satelliten feststellt, spricht der D3 an und nimmt die Kommunikation mit den Betreibern auf der Erde auf.
Mit dem D3 können Satelliten aus der erdnahen Umlaufbahn gebracht werden und verglühen dann in der Atmosphäre, um schließlich über einem als sicher bestimmten Bereich zu verfallen. Langfristig soll es mit dieser Technologie auch möglich sein, Satelliten in ungenutzten Bahnen, sogenannten "Weltraumfriedhöfen", abseits anderer Objekte zu "parken". Das könnte zu einer "Kreislaufwirtschaft" im Weltraum beitragen. Wenn man bedenkt, dass sich die Gesamtkosten für den Schutz der Missionen vor Trümmerteilen und die Außerbetriebnahme eines Satelliten am Ende seiner Lebensdauer auf bis zu zehn Prozent der gesamten Missionskosten belaufen können, ist der D3 für Satellitenunternehmen im Vergleich zu anderen Möglichkeiten der "Deorbitierung" durchaus eine wirtschaftliche Lösung.
Griff nach den Sternen
Rossettini hat sich der Aufgabe verschrieben, die Menschheit bei ihrer Expansion in den Weltraum voranzubringen. Die Erforschung des Weltraums faszinierte ihn von Kindheit an. Unermüdlich verfolgte er seinen Traum, diente zunächst als Offizier der italienischen Luftwaffe, bevor er Luft- und Raumfahrttechnik und Energietechnik studierte und nach einem Masterabschluss promovierte. Er schaffte es in die oberen 2 % der Kandidaten für das Europäische Astronauten-Korps, bekam dann aber gesagt, sein psychologisches Profil passe wohl besser zu einer Karriere als Unternehmer. Davon ließ Rossettini sich jedoch nicht abschrecken. "Wenn ich zu verrückt bin, um Astronaut zu werden, bin ich aber vielleicht verrückt genug, mein eigenes Raumschiff zu bauen und ins All zu fliegen!“ scherzt er. Nachdem er im Silicon Valley gelernt hatte, wie man ein Technologieunternehmen leitet, gründete Rossettini 2011 das Unternehmen D-Orbit, das Lösungen für Weltraumlogistik und -transport entwickelt.
Die Kapitalbeschaffung für D-Orbit erwies sich zunächst als ein mühsames Unterfangen. Einmal verkaufte Rossettini die Bürostühle des Unternehmens, um an Geld zu kommen. Als später ein Investmentdeal platzte, spendeten seine Mitarbeiter sogar ihr eigenes Geld, damit wichtige Teile gekauft werden konnten. Schließlich wuchs das Unternehmen exponentiell, erhielt 24,4 Mio. EUR an Fördermitteln und absolvierte 11 Weltraummissionen, bei denen mehr als 100 Nutzlasten befördert wurden. Rossettini geht davon aus, dass sich sein Traum vom Flug ins All in den nächsten zehn Jahre erfüllen wird.
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Patentnummer:
EP2734448 B1 und EP3717357 B1
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Pressemitteilung: Beseitigung von Weltraumschrott aus der Erdumlaufbahn: italienischer Raumfahrtingenieur als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2023 nominiert Pressefotos/-videos (für Videos im MXF-Format wenden Sie sich bitte an press@epo.org)
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