Zur Aufrechterhaltung eines Einheitspatents muss der Patentinhaber Jahresgebühren entrichten. Während für klassische europäische Patente verschiedene Jahresgebühren in unterschiedlicher Höhe an verschiedene nationale Patentämter gezahlt werden müssen, bei denen unterschiedliche rechtliche Erfordernisse gelten, vor allem in Bezug auf Fristen, zahlen Inhaber eines Einheitspatents eine einzige Jahresgebühr an das EPA, und zwar in einer einzigen Währung und unter einem einzigen Rechtssystem, was Fristen und zulässige Zahlungsarten betrifft. Dies vereinfacht das Verfahren für die Nutzer deutlich.
Gebühren sind in Euro über eine der zulässigen Zahlungsarten an das EPA zu entrichten, d. h. per Kreditkarte, durch Überweisung auf ein Bankkonto des EPA oder durch Abbuchung von einem beim EPA geführten laufenden Konto. Alle zulässigen Zahlungsarten sind über die Zentrale Gebührenzahlung zugänglich. Zahlungen können von jedem vorgenommen werden; es besteht kein Vertreterzwang.
Die Höhe der Jahresgebühren ist sehr unternehmensfreundlich und entspricht der Summe der Jahresgebühren in den vier Ländern, in denen 2015, als der Engere Ausschuss die Gebührenhöhe festlegte, die meisten europäischen Patente validiert wurden.
Ganz besonders attraktiv ist die Gebührenhöhe in den ersten Jahren, denn die Jahresgebühren für die Aufrechterhaltung eines Einheitspatents belaufen sich in den ersten zehn Jahren - der durchschnittlichen Lebensdauer eines europäischen Patents - auf insgesamt weniger als 5 000 EUR.
Jahr |
Einheitspatent (EUR) |
25 Mitgliedstaaten (EUR)* |
---|---|---|
2 |
35 |
220 |
3 |
105 |
1 452 |
4 |
145 |
1 857 |
5 |
315 |
2 506 |
6 |
475 |
3 250 |
7 |
630 |
3 861 |
8 |
815 |
4 615 |
9 |
990 |
5 554 |
10 |
1 175 |
6 463 |
11 |
1 460 |
7 526 |
12 |
1 775 |
8 655 |
13 |
2 105 |
9 854 |
14 |
2 455 |
11 028 |
15 |
2 830 |
12 189 |
16 |
3 240 |
13 569 |
17 |
3 640 |
14 912 |
18 |
4 055 |
16 166 |
19 |
4 455 |
17 729 |
20 |
4 855 |
19 227 |
Insgesamt |
35 555 |
160 633 |
* Grundlage sind die am 1. Januar 2020 geltenden Jahresgebühren.
Beim Vergleich der Gesamtkosten eines Einheitspatents und eines klassischen europäischen Patents sind nicht nur die Gebühren zu berücksichtigen, sondern auch die Kosten in Zusammenhang mit der Validierung und Aufrechterhaltung eines klassischen europäischen Patents. Diese Kosten können ganz erheblich sein und umfassen in der Regel Übersetzungskosten für Validierungen sowie Veröffentlichungsgebühren, die an die verschiedenen nationalen Patentämter zu entrichten sind, sowie die von Anwälten oder anderen Dienstleistern für die Validierung und Entrichtung der nationalen Jahresgebühren erhobenen Gebühren.
Auf der Grundlage eines solchen Vergleichs der Gesamtkosten ist ein Einheitspatent günstiger als ein europäisches Patent, das in vier der 25 am einheitlichen Patentsystem teilnehmenden Mitgliedstaaten validiert und aufrechterhalten wird - derzeit werden europäische Patente in durchschnittlich vier dieser Länder validiert. Folglich wird der Kostenvorteil des Einheitspatents umso größer, je höher die Zahl der Länder ist, in denen man ein klassisches europäisches Patent validieren würde.
So können sich die Gesamtkosten eines europäischen Patents, das in den vier Ländern validiert wird, in denen derzeit am meisten Patente validiert werden, und das für 12 Jahre aufrechterhalten wird, auf 11 850 EUR belaufen (die Schätzung beruht auf stichprobenartig erhobenen Informationen von Patentanwälten; bei spezialisierten Dienstleistern sind die Transaktionskosten wahrscheinlich etwas niedriger).
Die Jahresgebühren für ein Einheitspatent für denselben Zeitraum sind zwar etwas höher, die Transaktionskosten dagegen niedriger, sodass die Gesamtkosten bei 11 260 EUR liegen, eine Ersparnis von 5 % gegenüber den Kosten eines klassischen europäischen Patents. Diese Ersparnis steigt auf 8 %, wenn Patente 15 Jahre lang aufrechterhalten werden.
|
Einheitspatent (UP) | Klassisches europäisches Patent (EP), das in vier Ländern validiert und aufrechterhalten wird |
---|---|---|
Amtliche Gebühren für das 5. - 10. Jahr insgesamt | 4 400 | 3 745 |
Externe Kosten* für das 5. - 10. Jahr insgesamt | 3 000 | 3 855 |
Gesamtkosten bis zum 10. Jahr | 7 400 | 7 600 |
Ersparnis UP gegenüber EP: 200 EUR = 3 % | ||
Amtliche Gebühren für das 5. - 12. Jahr insgesamt | 7 635 | 6 585 |
Externe Kosten* für das 5. - 12. Jahr insgesamt | 3 625 | 5 265 |
Gesamtkosten bis zum 12. Jahr | 11 260 | 11 850 |
Ersparnis UP gegenüber EP: 590 EUR = 5 % | ||
Amtliche Gebühren für das 5. - 15. Jahr insgesamt | 15 025 | 13 345 |
Externe Kosten* für das 5. - 15. Jahr insgesamt | 5 105 | 8 645 |
Gesamtkosten bis zum 15. Jahr | 20 130 | 21 990 |
Ersparnis UP gegenüber EP: 1 860 EUR = 8 % | ||
Amtliche Gebühren für das 5. - 20. Jahr insgesamt | 35 270 | 30 750 |
Externe Kosten* für das 5. - 20. Jahr insgesamt | 9 150 | 17 350 |
Gesamtkosten bis zum 20. Jahr | 44 420 | 48 100 |
Ersparnis UP gegenüber EP: 3 680 EUR = 8 % |
*Anwaltskosten: Übersetzung (24 Seiten), Validierung und Aufrechterhaltung eines europäischen Patents, das im 4. Jahr nach Einreichung der Anmeldung erteilt wird.